Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
dem Raakgebirge und sogar Nika aus der Wüste Werlidi. Das dürft Ihr euch nicht entgehen lassen. So etwas habt Ihr noch nie gekostet!“
Hamas Freundlichkeit blieb, aber Jarek hatte den Eindruck, dass die Geduld des alten Memo langsam auf eine harte Probe gestellt wurde. „Ich danke Euch, aber ich bin kein großer Freund der starken Getränke.“
„Ach, einen kleinen Schluck müsst Ihr einfach nehmen. Ich bestehe darauf!“ Matus legte Hama die Hand auf den Arm. Jarek fing seinen entnervten Blick auf.
„Wenn Ihr darauf besteht“, sagte Hama höflich und erhob sich.
„Parra, deine kleinen Brüder suchen nach dir“, sagte Matus zu seiner Tochter, die seufzte, das Gesicht verzog, aber von Yalas Schoß aufstand, nicht ohne ihr noch einen raschen Kuss auf die Wange zu drücken.
Matus ging mit Hama und schob dabei Parra in Richtung Ausgang.
Am Tisch war es eine Weile ruhig.
„Na, wenn das mal kein Angebot ist“, sagte Adolo dann belustigt. „Man wird schon irgendetwas Passendes für mich finden in dieser Totenstadt.“
Mareibe schob den fast leeren Teller von sich. „Ich nehme alles zurück, Yala.“
Die Vaka schaute Mareibe fragend an. „Was meinst du?“
„Ich hab vorhin gesagt, Helden wären das Blödeste, was es gibt. Das stimmt nicht. Es gibt Stadtälteste, die sind noch viel dümmer.“
Yala lachte und die anderen fielen ein. „Da hast du recht“, bestätigte Yala, und Jarek musste sich eingestehen, dass sie mit ihrer Einschätzung von Matus richtiger gelegen hatte, als er gedacht hatte.
Matus schien tatsächlich zu glauben, dass er ihnen allen ein unwiderstehliches Angebot gemacht hatte. Dass er keine Ahnung hatte, was der Zweck ihrer Reise und ihr Ziel waren, belastete den Vaka dabei wenig und es interessierte ihn offenbar gar nicht. Dabei hatte Parra doch schon, während sie unterwegs gewesen waren, immer wieder erzählt, dass es sich bei Hamas Gefährten um zukünftige Memo handelte, die sicher nicht auf der Suche nach Arbeit waren.
Jarek schüttelte den Kopf und lächelte über den Gedanken, er ganz alleine könne für die Sicherheit einer Stadt in der Größe von Utteno sorgen, ohne wenigstens zwei Xenoclans unter Kontrakt zu haben. Matus’ Ahnungslosigkeit und Unfähigkeit wurden wohl nur noch von seinem Wunsch übertroffen, ein großer Führer zu sein. Doch leider mangelte es ihm an allem, was dazu erforderlich war.
Jarek nahm seinen Becher und trank einen Schluck. Er fühlte sich satt, ruhig und erholt, aber er wäre erleichtert gewesen, wenn sie im nächsten Gelblicht dieser toten Stadt endlich den Rücken kehren könnten. Alles hier kam ihm irgendwie falsch vor. Die falsche Zuversicht, die Matus verbreitete, genauso wie die falsche Fröhlichkeit, die falsche Musik, die überladenen Tische mit Essen, das sich eigentlich niemand mehr leisten konnte, die falsche Sicherheit hinter den dicken Mauern, die von Männern bewacht wurden, die sonst mit Kaas, Tuch und Fleisch handelten. Er seufzte. Parra tat ihm leid, weil er ahnte, dass ihre Zukunft in Utteno keineswegs so hell war, wie ihr Vater jedem erzählte.
Jarek trank einen Schluck und wollte seinen Becher absetzen, erstarrte dann aber mitten in der Bewegung. Der Beschützer in ihm, der ständig in seiner kleinen Kammer dicht unter seinem Bewusstsein lauerte, hatte Alarm gegeben. Etwas hatte sich verändert und Jareks Blick flog durch den Raum.
Alles schien friedlich.
Die Solo hatten wieder angefangen, ihre langsamen Melodien zu spielen, Gäste standen zusammen, in Gespräche vertieft, andere luden zum wiederholten Mal an den Tischen ihre Teller voll und neben dem Eingang wurde schäumendes Litpaasaqua ausgeschenkt.
Dann erkannte er, was ihn alarmiert hatte. Hamas Hand umklammerte eine kleine Feraflasche, die mit Einlegearbeiten aus Aaro verzierte war und einen aufwendigen Verschluss hatte. Der Memo hielt das Gefäß so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten, und starrte darauf. Matus stand neben ihm und redete gestenreich auf ihn ein. Auf dem Tisch hinter ihnen waren gleichartige Flaschen aufgereiht. Matus griff eine weitere Flasche, öffnete sie und goss ein wenig daraus in einen kleinen Becher, den er Hama reichen wollte, aber der nahm ihn nicht an. Jarek beobachtete besorgt, wie sich die Muskeln in Hamas Arm spannten, als ob er jeden Augenblick auf Matus losgehen wollte, und Jarek machte sich bereit zum Eingreifen.
Dann erkannte er an den Lippenbewegungen des alten Memo, was dieser den Vaka mit zusammengebissenen
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