Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
Mareibe setzte sich und platzierte ihren schwer beladenen Teller neben den von Carb, der ihn belustigt betrachtete.
„Hungersnot?“, fragte Carb.
Mareibe nahm ein Langohraaserbein, biss hinein und antwortete kauend: „Jetzt nicht mehr.“
Jarek versuchte das Schwimmerfleisch und war von dem leichten, milden Geschmack überrascht. „Das ist gut“, meinte er zu Yala, die nur die Achseln zuckte.
„Das ist nur vom Gründler. Da musst du erstmal Springer probieren, die schmecken nicht so fade.“
„Was ist ein Springer?“, fragte Jarek und trank einen Schluck Wasser, das angenehm prickelte. Adolo und Carb dagegen tranken frisches, schäumendes Paasaqua aus hohen Bechern.
Hama kaute bedächtig auf einem Stück Gelbschattenfilet und hatte einen etwas abwesenden Gesichtsausdruck, aber Jarek wusste genau, dass ihm wie immer kein Wort entging, das am Tisch gesprochen wurde.
„Gründler sind Aaser“, erklärte Yala und versuchte von dem mehrfarbigen Kaas. „Sie leben tief in manchen Caven und fressen, was übrig bleibt. Die Springer sind Reißer, die unter der Oberfläche lauern und Tiere überraschen, die zum Trinken kommen.“
„Und Menschen“, erklärte Parra ernsthaft, die plötzlich an ihrem Tisch erschienen war. „Sie warten auf die kleinen Kinder, die Wasser holen, und ziehen sie runter und fressen sie auf, bis auf die Knochen!“, raunte sie ihnen geheimnisvoll zu.
„Dann ist Wasserholen ja eine ganz gefährliche Aufgabe“, flüsterte Yala zurück und nahm das Mädchen auf den Schoß. „Das können sicher nur die ganz mutigen Mädchen.“
Parra nickte wichtig. „Ja. Jungs können das gar nicht. Meine Brüder sind viel zu feige dazu. Das ist nämlich total gefährlich.“
„So gefährlich wie die Cavo?“, fragte Mareibe und zwinkerte Parra zu.
Die schob die Lippe vor. „Und es gibt doch welche“, murmelte sie trotzig.
„Warum musst du eigentlich Wasser an der Cave holen?“, lenkte Carb das Mädchen ab. „Ich dachte, ihr könnt es noch bis in die Häuser pumpen, die bewohnt sind?“
Parra schüttelte den Kopf. „Bei uns an der Mauer geht das nicht mehr. Da kommt nichts mehr aus dem Rohr. Aber Papa hat gesagt, wenn wir alles so bauen, wie du gesagt hast, dann wird wieder alles ganz genau so wie früher.“
„Da hat er wahrscheinlich recht“, beruhigte Yala das Mädchen, das Carb jetzt doch besorgt angeschaut hatte, und Parra lächelte.
„Mareibe?“, fragte sie vorsichtig.
„Nein, es gibt immer noch keine Cavo, Parra“, sagte Mareibe mit vollem Mund, aber ihre Augen blitzen belustigt.
„Du bist doof!“, kam es von Parra beleidigt.
„Vorsicht. Beleidige keinen, von dem du noch was willst.“ Mareibe spülte die letzten Bissen mit einem halben Becher Litpaasaqua hinunter. „Was gibt’s denn, Kleine?“
Parra schob verlegen Yalas Teller ein wenig hin und her, dass er auf dem Steintisch quietschte, dann schaute sie Mareibe bittend an. „Spielst du ein Lied? Wie unterwegs im Wall? Die Musik, die die machen, finde ich total aaserig.“
Alle wandten sich zu den vier Solo um, die mit völlig unbeteiligtem Gesicht wenig abwechslungsreiche Melodien flöteten, die sich mit dem Gemurmel der Stimmen vermischten. Es wäre nicht aufgefallen, wenn sie gar nichts gespielt hätten, und Jarek musste gestehen, dass er Parras Meinung teilte: Die Musik war einschläfernd.
Mareibe betrachtete die Solo, die gerade ein Stück beendet hatten und jetzt etwas tranken, dann fragte sie Parra: „Müssen wir da nicht wen fragen?“
Parra nickte wichtig. „Aber Papa hat doch gesagt, du darfst machen, was du willst. Bitte, Mareibe“, bettelte das Mädchen.
Mareibe lächelte und erhob sich. „Wenn ich machen darf, was ich will, dann werde ich nicht auf der Flöte spielen. Ich will lieber ein Lied singen, Parra.“
„Oh ja!“ Parra sah ihr mit großen Augen nach, als sie zu den Musikern in der Nische ging und mit ihnen ein paar Worte wechselte. Eine ältere Frau unter ihnen hörte einen Moment zu, dann zuckte sie die Achseln, nickte und nahm eine sehr große Flöte aus ihrem Rückenbeutel.
Als die ersten, tiefen Töne erklangen, verstummten die Gespräche nach und nach und alle Besucher des Festes richteten ihre Blicke auf die kleine Bühne.
Jarek erkannte die Melodie. Jeder erkannte sie. Es war eine von den siebzehn Weisen, zu denen immer die Balladen gesungen wurden. Jeder, der ein Lied dichtete, bediente sich aus diesem kleinen Vorrat Musik und sang seinen eigenen Text dazu.
Als das
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