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Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)

Titel: Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Herbert
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werfen und dabei lachen, dann werde ich in meine große Kammer gehen. Dann werde ich hier stehen und werde das alles sehen. Und dann kann ich aufhören zu weinen.“
    Mareibe schaute Jarek mit festem Blick an, schüttelte dann den Kopf. „Du kannst nicht verstehen, was ich meine.“
    „Doch“, erwiderte Jarek. „Sie werden dir nichts mehr antun. Und keinem anderen.“
    „Nie wieder“, sagte Mareibe. „Es gibt nur eins, das mir Leid tut.“
    „Was?“ fragte Jarek.
    Mareibe spannte die Muskeln an und es war ein leises Grollen in ihrem Ton. „Dass ich sie den Reißern überlassen musste. Dass ich sie nicht selbst töten konnte. Jedem Einzelnen von ihnen hätte ich lachend die Kehle durchgeschnitten!“
    „Das darfst du dir nicht wünschen“, flüsterte Jarek.
    „Warum nicht?“, fragte Mareibe heftig. „Wer soll mir das verbieten? Du durftest welche von ihnen erschießen! Ich nicht. Wie viele waren es? Wie viele hast du umgebracht, Jarek?“
    „Drei. Aber ich musste es tun, weil ich keine andere Wahl hatte. Nicht, weil ich es durfte. Oder weil es mir gefallen hätte.“
    „In deinen Augen bin ich nicht besser als sie. Stimmt’s?“ Mareibes Stimme war traurig und resigniert.
    Jarek schüttelte den Kopf. „Nein. Du bist ein völlig anderer Mensch. Ich weiß, dass es nicht gut ist, solche Gedanken und Wünsche zu haben. Aber ich kann dich verstehen. Wirklich. Ich kann dich verstehen.“
    Mareibe schüttelte den Kopf und schaute über das Tal. „Ich glaube nicht, dass es irgendeinen Menschen gibt, der mich wirklich versteht“, flüsterte sie traurig.
    Jarek schwieg.
    „Wir haben jetzt alles. Wir können los“, unterbrach Matus die Stille mit einer Munterkeit, die Jarek völlig unangebracht erschien. Der Vaka hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er hier ein sehr wichtiges Gespräch störte. Matus trat neben die beiden, hatte drei Splitter über die Schultern gehängt und trug zwei volle Rückenbeutel.
    „Lasst uns aufbrechen“, sagte Jarek. „Wir sollten versuchen, das alles hier hinter uns lassen.“ Aber er schaute dabei nur Mareibe an.
    Sie erwiderte seinen Blick nicht.

    Der Weg war viel mühsamer, als Jarek gehofft hatte. Carb und Adolo hatten aus Rohren und Mänteln eine Trage gebaut, auf der der Vaka transportiert wurde, der am Bein verletzt war und nicht laufen konnte. Alle Männer wechselten sich ab, die Vorrichtung zu schleppen. Aber sie kamen dadurch nur langsam voran und auch Riliga, Parras Mutter, musste gestützt werden. Sie hatte zwar keine Schmerzen mehr in ihrer Schulter, war aber durch den Blutverlust sehr geschwächt.
    Dazu kam, dass man die vielen Bündel an Rohren und Ferateilen tragen musste und auch die erbeuteten Waffen und die Ausrüstung der toten Räuber.
    Sie hatten das Tal des Überfalls kaum verlassen, da kamen sie an die Stelle, an der die drei Räuber, die ihnen noch entkommen waren, auf die Reißer getroffen waren. Auch hier hatte Matus es sich nicht nehmen lassen, die Waffen, Ausrüstung und Münzen einzusammeln, die zwischen den Steinen lagen. Erst dann hatten sie ihren Weg fortgesetzt.
    Ein neuerlicher Überfall war nicht zu befürchten, aber trotzdem überwachte Jarek das Gelände ringsum so aufmerksam, wie er konnte. Der Weg führte durch eine Landschaft, wie Jarek sie noch nie gesehen hatte. Enge Täler wechselten mit Ebenen, auf denen einzelne schwarze, schmale Felssäulen von mehrfacher Mannshöhe standen. Sie waren aus einem Stein, der Jarek unbekannt war, der aber viel härter zu sein schien als der weiche, ausgetretene Graugrus, auf dem sie liefen.
    Jarek wusste nicht, wann er jemals so erschöpft gewesen war, und es war ein schlechtes Zeichen, dass er überhaupt darüber nachdenken musste. Erinnerungen waren etwas, das er für gewöhnlich jederzeit aus einer der unendlich vielen Kammern seines Gedächtnisses hervorrufen konnte. Jetzt musste er sie suchen.
    Seit der ersten Rast hinter Briek hatte er kaum geschlafen und die Kämpfe des vergangenen Graulichts hatten seine restliche Kraft fast aufgezehrt. Aber auch die anderen, Jareks Gefährten genauso wie die Vaka, zeigten, dass sie am Ende waren. Die Händler waren es nicht gewohnt, ein ganzes Graulicht zu durchwachen und in Todesangst zu verbringen. Aber wer war das schon.
    Immer wieder stolperte jemand und die Kinder konnten kaum noch folgen. Yala nahm schließlich Parra auf die Schultern, nachdem diese zum dritten Mal hingefallen war, und trug sie, obwohl sie sich selbst kaum noch auf den Beinen halten

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