Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
der jedem, der pfadab kam, den Blick auf sie versperrte. Deshalb hatte Jarek sie nicht schon von Weitem gesehen.
Utteno lag ein gutes Stück über dem Weg auf einem Plateau, das pfadab flach abfiel und auf den anderen beiden Seiten von tiefen Schluchten begrenzt war. Ein mehr als doppelt mannshohes Tor befand sich mitten in der Mauer und war nur über eine Rampe zu erreichen, die aus demselben finsteren Stein gefertigt war wie die drohend aufragenden Wände, die von nicht weniger als drei Türmen überragt wurden.
Rechts und links dieser Rampe befanden sich zwei niedrigere Solowälle. Das Tor der Stadt war geöffnet, aber Jarek konnte keinen Menschen sehen. Wegen Uttenos Lage auf dem Berg war es nicht möglich, hinter die Mauern zu schauen, und Jarek konnte keine Gebäude erkennen oder gar zählen.
Matus ging jetzt deutlich schneller und hatte die Führung übernommen. Die anderen Vaka folgten ihm mit der gleichen Geschwindigkeit und Hama und seine Schützlinge mussten sich eilen, um Schritt zu halten.
Jarek betrachtete die aufragenden Mauern, schaute auf die Türme und das Tor und er spürte, wie sich die Haare auf seinen Armen hochstellten und der Wächter in ihm übernahm.
„Halt“, kommandierte er laut und alle kamen zum Stehen.
Auch die Vaka hielten an. Matus drehte sich um und schaute Jarek fragend an. „Was ist los?“
„Hier stimmt etwas nicht“, erklärte Jarek.
„Was denn?“, fragte Matus ungeduldig. „Es ist alles in Ordnung. Alles ist wie immer.“
Sie standen schon im Schatten der fast bedrohlich über ihnen aufragenden, finsteren Mauern. Jarek schaute an ihnen hoch, warf einen Blick auf den Turm über dem Tor, die Posten links und rechts davon und schüttelte langsam den Kopf.
„Jarek?“, fragte Hama leise.
Der Wächter sah den Führer der Vaka an und fragte: „Das ist eine große Stadt. Wenn alles in Ordnung ist, warum hören wir dann nichts? Wo sind all die Menschen?“
7.
Die sterbende Stadt
C arb und Adolo sahen Jarek erschrocken an, Yala wich einen Schritt zurück und Mareibe murmelte nur ein Wort: „Kalahara.“
Doch Matus lachte. „Ihr müsst keine Angst haben. Zurzeit sind nicht so viele Leute in der Stadt.“
Mareibe schaute ihn ungläubig an. „Nicht so viele? Als ich vor mehr als zwei Umläufen zuletzt hier war, wohnten in Utteno fünftausenddreihundertachtundzwanzig Menschen! Von denen muss man doch was hören!“
Matus schaute zu Boden und auch die anderen Vaka waren verlegen. Parra sagte schließlich munter: „Die sind alle weg. Aber die kommen wieder, Papa, stimmt’s? Du hast doch gesagt, die kommen wieder.“ Das Mädchen, das immer noch auf Yalas Schultern saß, hielt sich mit beiden Händen an ihrer Stirn fest und drehte sich zu seinem Vater um.
Matus war bemüht, sich zuversichtlich zu zeigen. „Ja, meine Kleine. Sie werden alle wiederkommen.“
Jarek und Hama wechselten einen misstrauischen Blick. Hama war es schließlich, der die Frage aussprach, die alle auf den Lippen hatten. „Was ist passiert?“
„Die Cave“, antwortete Matus widerwillig. „Der Wasserspiegel ist gesunken. Wir konnten die meisten Gebäude nicht mehr versorgen. Aber die Kir fordern fließendes Wasser in allen Schänken und Herbergen. Erst haben sie uns den Markt weggenommen. Dann sind die Mahlo gegangen, die hier ihre Weberei hatten. Sie brauchen Wasser für ihre Tücher, sehr viel Wasser. Und dann gingen die meisten Händler, weil sich ihre Geschäfte nicht mehr gelohnt haben.“
Jarek warf einen Blick auf die Mauern, dann auf das Tor und verstand endlich. „Als nächstes konntet Ihr die Xeno nicht mehr bezahlen.“
Matus sah ihn überrascht an. „Woher wisst Ihr das?“
„Ihr seid auf einen Markt gegangen, um dort sehr wertvolle Ware zu kaufen. In der Ansiedlung, aus der ich komme, begleiten wenigstens zwei Jagdtrupps die Händler auf so einem weiten und gefährlichen Weg. Aber Ihr wart alleine.“
Matus schaute zu Boden. „Die Xeno sind weitergezogen“, flüsterte er. „Wir konnten den Kontrakt nicht mehr erfüllen. Jetzt müssen wir unsere Stadt selbst schützen.“
„Wie viele Menschen sind noch da?“, fragte Adolo. „Wisst Ihr die Zahl?“
„Vielleicht fünfhundert“, kam die Antwort.
„Das heißt, Eure Stadt stirbt“, sagte Adolo hart und sprach damit aus, was Jarek gerade dachte.
„Sie ist schon tot“, murmelte Yala.
Aber Matus schüttelte energisch den Kopf. „Nein. Nein, das lassen wir nicht zu. Es wird alles wie früher. Die Händler
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