Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
konnte.
Der riesenhafte Carb schien der Einzige zu sein, der über einen unerschöpflichen Kraftvorrat verfügte. Er hatte nicht nur alle erbeuteten Splitter über seine breiten Schultern gehängt, sondern auch noch ein großes Bündel Rohre im Arm und hatte sich darüber hinaus einen der Söhne von Matus ins Genick gesetzt.
Der Älteste der Vaka trug das andere Kind und führte seine Frau, während er sich mühsam Schritt für Schritt weiter kämpfte.
„Weniger als einen halben Lichtweg“, hatte Matus auf Jareks Frage geantwortet, wie weit es bis Utteno sei. Das war gewesen, als Sala am Horizont erschienen war, aber jetzt näherte sie sich bereits wieder dem Raakgebirge in ihrem Rücken.
Jarek hatte inzwischen verstanden, dass sich die Wegangabe auf normale Marschgeschwindigkeit bezogen hatte. Doch die konnten sie gar nicht erreichen. Er hielt immer wieder Ausschau, aber nichts kam in Sicht, das auf eine Stadt hindeutete, und so marschierten sie weiter und weiter.
Matus hatte eine Rast vorgeschlagen, aber Jarek hatte abgelehnt. Da weder Hama noch ein anderer der Gefährten des Xeno widersprochen hatten, hatte auch Matus stillschweigend anerkannt, dass der Jäger und Beschützer die Führung dieses Trupps aus Reisenden, Händlern, Kindern und Verletzten übernommen hatte.
Es war eine Karawane der Überlebenden, kam es Jarek in den Sinn und die Kammer sprang auf, hinter der er Kobars Gesicht verborgen hatte. Auf einmal war das Gefühl wieder da, das er damals gehabt hatte, als er den Trupp von der Jagd auf die Salaschwärmer zurückgeführt hatte, die seinen Bruder am Ende das Leben gekostet hatte. Jarek konnte die Zahl der Lichte, die seitdem vergangen waren, genau benennen, aber trotzdem erschien das alles so weit entfernt wie Maro selbst.
Jarek wusste, dass jeder von ihnen dringend eine Pause brauchte. Aber er wusste auch, wie ihre Körper reagieren würden, sobald sie sich irgendwo im Schatten niederließen. Sie würden nicht wieder auf die Beine kommen und noch einen Kampf gegen Reißer würden sie im nächsten Graulicht nicht überstehen.
Die Vorräte waren aufgebraucht, das Fleisch und den Kaas, die die Räuber sicher dabei gehabt hatten, hatten die Aaser gefressen und den Siegern war nur eine große Zahl an Flaschen aus Fera in die Hände gefallen, die zwar noch gut gefüllt waren, aber leider wenigstens zur Hälfte Paasaqua der stärksten Sorten enthielten.
Jarek hatte die wenigen Wasserflaschen verteilen lassen und alle paar hundert Schritt setzte einer von ihnen sein Gefäß an die Lippen, bis auch das Wasser schließlich alle war, bevor Sala ihren höchsten Stand erreicht hatte.
Sie gingen und schwiegen. Jarek warf immer wieder einmal einen Blick zu Mareibe und bemerkte, dass auch sie ihn öfter ansah, aber die Solo, die sich zäh Schritt um Schritt voran kämpfte und Carbs Rückenbeutel mit übernommen hatte, sprach ganz gegen seine Gewohnheit kein einziges Wort. Anfangs hatte Carb versucht, neben ihr zu gehen und sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber sie hatte kaum geantwortet und sich bald zurückfallen lassen. Seit sie den Hang hinter sich gelassen hatten, an dem die Mörder ihrer Eltern ein Ende gefunden hatten, schwieg Mareibe.
Jarek hatte dann Yala, Adolo und auch Hama ein Zeichen gegeben, dass sie Mareibe alleine lassen sollten, und die drei hatten die Handbewegung verstanden.
„Nicht mehr weit“, stöhnte Matus zwischen keuchenden Atemzügen, als sie ein weiteres enges Tal durchschritten, und er klang erleichtert.
„Wir sind da“, ließ sich auch Parra vernehmen und klang wieder etwas munterer.
Jarek schaute sich um, aber er sah nichts von der Stadt, obwohl er am Ausgang der Schlucht eine weite Ebene erkennen konnte. „Wo liegt denn Utteno?“, fragte er Matus.
„Dort!“ Matus deutete nach oben und Jarek drehte sich um.
Senkrecht über ihnen, als Fortsetzung der hohen Steilwand der Schlucht, erhob sich eine Mauer aus tiefschwarzem Stein, die alle zwanzig Schritt mit auskragenden Posten versehen und mindestens zwanzig Mannslängen hoch war. Rechnete man den darunter liegenden Felshang dazu, war der Wehrgang wenigstens vierzig Schritt oberhalb des Weges, den sie gerade beschritten.
Die Nähe ihrer Stadt gab den Vaka neue Kräfte und sie gingen schneller. Nachdem sie das Tal verlassen hatten, wandten sie sich nach rechts und Jarek konnte die ganzen Ausmaße von Utteno erkennen.
Die Stadt war wenigstens viermal so groß wie Briek und war dicht an einen hohen Berg gebaut,
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