Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
werden zurückkommen und auch die Mahlo. Wir werden wieder Marktplatz. Wir werden größer und erfolgreicher als je zuvor!“
„Und wie wollt Ihr das erreichen?“, fragte Yala zweifelnd, die immer noch Parra auf den Schultern trug, und nahm die Hände des kleinen Mädchens, die vor ihre Augen gerutscht waren.
„Hiermit“, gab Carb die Antwort anstelle des Vaka und hob das Bündel Rohre, das er trug. „Sie wollen eine Leitung legen und das Wasser aus der Cave hochpumpen. Deshalb waren die Rohre für Euch so wichtig. Deswegen wolltet Ihr lieber sterben, als sie aufzugeben.“
Matus griff nach einer Ferastange und strich fast zärtlich mit den Fingern darüber. „Versteht Ihr jetzt? Es ist unsere einzige Möglichkeit. Wir haben das ganze Vermögen, das wir noch besaßen, dafür ausgegeben. Ohne diese Wasserleitung ist unsere Stadt verloren. Aber Ihr habt uns gerettet. Euch verdanken wir alles. Wir stehen tief in Eurer Schuld. Sagt, was wir für Euch tun können, und wir werden es tun.“
„Im Augenblick reichen mir eine Flasche Wasser, eine Handvoll Kaas und ein Schlafquartier“, sagte Adolo erschöpft.
„Ihr habt recht. Wir sind alle am Ende. Ihr werdet alles bekommen, was Ihr braucht“, versprach Matus und betrat die Rampe als Erster.
Jarek spürte jemanden dicht neben sich, noch bevor er die Augen geöffnet hatte. Er blinzelte ins helle, gelbe Licht, das durch die vielen runden, fein vergitterten Fensterlöcher hoch über ihm fiel, und konnte auf den ersten Blick das Gesicht der jungen Frau nicht erkennen.
„Ili?“, murmelte Jarek verwundert und rieb sich mit einer Hand die Augen.
„Ich bin’s nur.“ Mareibe kniete barfuß am Rand von Jareks Schlafplatz auf der dicken, dreifachen Mahldecke. Sie war aus ihren Schuhen geschlüpft und hatte ein fein gewebtes, mit Längsstreifen gemustertes, salafarbenes Kleid an, wie es Jareks Schwester gerne trug. Mareibe sah darin völlig verändert aus.
Bisher hatte Jarek sie nur in der groben, grauen Hose und der braunen Jacke gesehen, die kräftigen Stiefel an den Füßen, sodass man sie mit ihren kurzen Haaren bei einem flüchtigen Blick auch für einen Jungen halten konnte. Aber jetzt sah und spürte er, dass sie eindeutig ein weibliches Wesen war, als sie da so dicht neben ihm kniete. Er setzte sich auf und schob die weiche Decke zurück, die zu der Schlafstelle gehörte und in die er sich fest eingewickelt hatte.
„Ist etwas passiert?“, fragte er.
Mareibe setzte sich, zog die Beine an, strich das Kleid darüber glatt, legte die Hände auf die Knie und stützte das Kinn darauf. „Ja. Was Schreckliches. Sala ist aufgegangen.“
Sie lachte, als sie Jareks verblüfftes Gesicht sah. „Du musst dir keine Sorgen machen. Ich wollte mal nach dir sehen. Hast du ausgeschlafen oder habe ich dich geweckt?“
Jarek streckte sich. Er fühlte sich ausgeruht und erholt. „Ich wollte sowieso aufstehen. Wie lange sind wir jetzt hier?“
„Es ist nur ein Graulicht vergangen.“
„Sind die anderen auch schon wach?“, erkundigte er sich, während er sich in dem Raum umschaute, der größer war als der, den sie alle zusammen in Briek bewohnt hatten. Matus hatte sie in die beste Herberge Uttenos geführt, die auch von ihrem Besitzer verlassen war, und jedem eine Unterkunft für sich alleine zugewiesen. Zu dem Quartier gehörte eine riesige, mit dicken Salasteinen ausgestattete Schlafnische, auf der eine dreifache Mahldecke und ein zusätzliches weiches Webtuch lagen.
„Was mit Adolo und Yala ist, weiß ich nicht, aber Carb schnarcht immer noch so laut, dass man ihn vor den Mauern von Utteno hören kann, glaube ich“, kicherte Mareibe.
„Hat er dich aufgeweckt?“
Mareibe schüttelte den Kopf. „Nein. Als Solo schläfst du nie lange oder tief. Weil du nirgendwo wirklich in Sicherheit bist.“
„Jetzt schon“, sagte Jarek.
„Ich muss mich erst dran gewöhnen. Lass mir genug Zeit und ich verschlafe irgendwann das Gelblicht.“
Jarek fasste vorsichtig nach dem Kleid und befühlte den feinen, dünnen Stoff.
„Gefällt es dir?“, fragte die junge Solo und schaute Jarek mit einem entspannten Lächeln an, wie er es zum ersten Mal auf ihrem Gesicht sah.
„Sehr. Woher hast du das?“
„Alle haben neue Sachen zum Anziehen bekommen. Die Vaka geben uns wirklich alles, was wir brauchen. Und mehr. Schau mal in deine Waschnische. Da müsste auch was für dich liegen.“ Sie deutete in Richtung des dicken Vorhangs, der an einer Seite der Unterkunft einen
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