Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
nachlud, bemerkte Jarek, dass der Fero alle Kraft beim Pumpen aufwenden musste.
„Was ist mit deiner Waffe?“, rief Jarek.
Carb pumpte mit letzter Kraft. „Wird zu heiß!“, antwortete er. „Das ist die letzte Ladung, die geht!“ Als er fertig war, hob er den Splitter wieder und drückte ab, doch er versuchte, größere Pausen zwischen die einzelnen Schüsse zu legen.
Die Wut und Wucht der Tiere ließen nicht nach. Inzwischen lagen zweiunddreißig getroffene Reißer auf, neben und vor dem Käfig, aber das Rudel griff weiter an.
„Jarek!“ Adolos Ruf ließ ihn aufschauen. Der Kir stand erstarrt da und zeigte auf einen Felsen rechts von ihnen, etwa zweihundertfünzig Schritt entfernt.
Der Mähnenbreitnacken, der dort auf den Hinterläufen saß und herübersah, ohne sich zu regen, war mindestens doppelt so groß wie die, die sie angriffen.
„Der Älteste“, sagte Jarek.
Die drei Verteidiger der Stellung schauten zu dem reglosen Tier. Jarek legte den Splitter an, aber Carb griff danach und reichte ihm seinen Dreißigschüsser. „Der beste Schütze braucht die beste Waffe.“
Er hob die Faust und Jarek berührte sie mit den Knöcheln, dann klappte er das Visier auf die mittlere Stellung. Die Reißer hatten sich gesammelt und bereiteten sich auf einen neuen Angriff vor, offenbar dadurch ermutigt, dass keine Schüsse mehr fielen.
Brüllend und fauchend rannte das Rudel erneut mit langem Anlauf in Richtung des Käfigs.
Jarek atmete dreimal ruhig durch. Er hatte nirgends etwas, um den Splitter aufzulegen, und musste freihändig schießen. Er hielt den Atem an, sein Finger fand den Abzug und drückte ab.
Der Schuss fiel und der Älteste der Reißer brüllte auf. Jarek zog den Abzug in rascher Folge noch dreimal durch, dann gab der Splitter ein Geräusch von sich, als ob Fera auf Fera schabte und der Abzug klemmte. Jarek achtete nicht darauf. Er hatte nur Augen für den großen Mähnenbreitnacken.
Der richtete sich einmal auf den Hinterläufen auf, brüllte einen weit durch das Tal hallenden letzten Schrei und stürzte dann lautlos von seinem Felsen. Das anrennende Rudel bremste ab, die hinteren fielen über die vorderen Tiere und bildeten vor dem Käfig ein einziges Durcheinander aus stürzenden, rollenden und fauchenden Reißern. Dann standen alle Bestien auf, schüttelten sich und starrten in Richtung des Felsens, auf dem eben noch ihr Anführer gesessen hatte.
Einer der Reißer legte den Kopf in den Nacken und brüllte.
Keine Antwort.
Wie auf ein Kommando machten die Tiere kehrt und huschten davon, zerstreuten sich in alle Richtungen, liefen orientierungslos pfadauf oder pfadab oder rannten in weiten Sätzen den Hügel hoch. Nach wenigen Augenblicken war kein einziger Reißer mehr im Tal zu sehen. Nur noch ab und zu kam ein wütendes Fauchen oder Brüllen herüber, aber die Laute entfernten sich immer mehr.
Dann war nichts mehr zu hören.
Schwer atmend schauten sich Jarek, Carb und Adolo um.
Doch nichts bewegte sich mehr. Nirgends. Kein Reißer ließ seine Stimme hören. Vom Hügel gegenüber löste sich ein kleiner Stein, rollte bergab, stieß gegen andere und einige Felsstücke rieselten herab.
Dann war es ruhig.
Innerhalb der Gitter hielten alle Menschen den Atem an.
Noch nie hatte Jarek eine solche Stille im Graulicht erlebt.
Doch diese hielt nicht lange an.
Es ertönte ein japsendes Heulen nicht weit vom Ort der Schlacht. Zwischen den Felsen huschte, wisperte und raschelte es. Die Aaser, die geduldig auf das Ende des Kampfes gewartet hatten, kamen, um sich ihren Teil zu holen.
„Hier ist noch ein Splitter.“ Jarek zog den Einschüsser zwischen den Felsen hervor und reichte ihn dem Vaka, der ihn zu den anderen Waffen legte.
Matus hatte die Frage gestellt, als Adolo und Carb gerade damit angefangen hatten, den rettenden Käfig abzubauen. Sie hatten dabei Hand in Hand gearbeitet, als ob sie in ihrem Leben noch nie etwas anderes getan hätten.
„Die Räuber hatten Waffen und Ausrüstung. Wollen wir uns die holen?“, hatte der Anführer der reisenden Vaka gefragt und seine Gefährten hatten zugestimmt.
Salas Strahlen hatten die Schatten und die Kälte des Graulichts zwischen den Felsen vertrieben und die Aaser hatten ihre Arbeit getan. Von den erlegten Reißern rund um den Käfig war nichts übrig geblieben und Parra und ihre Brüder hatten gespannt, aber auch mit Grauen beobachtet, wie sich die großen Pelztiere vor ihren Augen unter den Zähnen und Klauen der Aas fressenden
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