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Memoiren 1902 - 1945

Memoiren 1902 - 1945

Titel: Memoiren 1902 - 1945 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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er mit etwas dröhnender Stimme, «wir haben tüchtig einen gehoben - es war eine feucht-fröhliche Feier.»
      «Und wo ist er jetzt?» fragte ich entgeistert.
      «Er müßte noch in Berlin sein.»
      «In Berlin?»
      «Ja, in Berlin, er wohnte seit einer Woche im ‹Eden-Hotel›, mit einer sehr attraktiven Frau, die Sie wahrscheinlich kennen.» Mir wurde schwindlig, und der Hörer entglitt meinen Händen. Betäubt lag ich auf meinem Bett.
      Beim Morgengrauen ging wieder das Telefon, ich wollte nichts mehr hören, aber es läutete unentwegt. Schließlich nahm ich den Hörer ab und vernahm aus weiter Ferne eine Stimme - es war die von Peter -, ich glaubte, mein Herz würde zerspringen. «Leni - kannst du mich verstehen?»
      «Peter? - Bist du es - wo bist du?»
      Die Verbindung war so schlecht, ich konnte kaum etwas hören.
      «Ich spreche von Saßnitz - ich bin noch hier - in einigen Stunden fahren wir ab - bitte komm - ich muß dich vorher noch sehen.»
      «Unmöglich - ich kann nicht kommen », sagte ich verzweifelt.
      Peter: «Komm - du mußt kommen - ich kann nicht fort, bevor ich dir nicht alles erklärt habe.» Meine Erregung war zu groß, ich konnte nicht sprechen.
      «Leni - hörst du mich nicht? Bitte, bitte komm!» Seine Stimme war heiser und, wie mir schien, verzweifelt: «Wenn du sofort mit dem Auto abfährst, können wir uns noch sehen - die Schiffe werden warten - ich werde verhindern, daß sie abfahren, bis du hier bist - du mußt kommen!»
      «Ich will es versuchen», sagte ich.
      Nach diesem Gespräch hatte ich das Gefühl, als sei eine große Last
    von mir gefallen. Ich war jetzt nur von dem einen Wunsch beseelt, Peter vor seinem nächsten Fronteinsatz noch einmal zu sehen und zu erfahren, was ihn getrieben haben könnte, mich auf diese unfaßbare Weise zu betrügen.
      Erst um die Mittagszeit kam ich in Begleitung von zwei meiner Mitarbeiter mit meinem kleinen Fiat aus Berlin heraus. Es hatte Stunden gedauert, bis wir das notwendige Benzin auftreiben konnten. Ich war fast verrückt vor Angst, daß ich Peter nicht mehr antreffen könnte.
      Es war kalt und es schneite, auf den Straßen wurde das Vorwärtskommen immer schwieriger. Man konnte kaum noch durch die Windschutzscheibe sehen. Das Schlimmste war, daß es schon viel zu früh dunkel wurde. Nach einigen Stunden türmte sich der Schnee so hoch, daß wir nur noch langsam vorankamen, bis wir steckenblieben. Ich war vor Todesangst, nicht rechtzeitig anzukommen, fast verrückt.
      Wir schaufelten den Schnee weg und kamen noch ein paar Kilometer weiter, dann blieben wir wieder stecken. Um uns waren Schneemassen wie im Hochgebirge. Wieder schaufelten wir und quälten uns Kilometer um Kilometer, bis der Wagen endgültig stehenblieb. Nichts half mehr - kein Schaufeln, kein Schieben - es war aus.
      Wir konnten nicht mehr weit von Saßnitz entfernt sein. Traut wollte sich nach Saßnitz auf den Weg machen, um Hilfe zu holen. Ich sollte, vor den Schneestürmen geschützt, im Auto warten. Aber ich war nicht mehr aufzuhalten - es trieb mich nach Saßnitz, und so stampften wir in der stockdunklen Nacht durch den Schneesturm. Manchmal versanken wir bis zum Bauch in den Schneemassen.
      Um Mitternacht erreichten wir das Hafengelände von Saßnitz. Bei der totalen Verdunklung konnten wir kaum etwas erkennen. Zum Glück hatten wir kleine abgeblendete Taschenlampen bei uns. Im Hafengebiet war es totenstill - kein Mensch zu sehen. Der Sturm hatte nachgelassen, und es schneite auch nicht mehr. Ab und zu gaben die Wolken das Mondlicht frei. Da erblickte ich am Kai in der Nähe des Wassers die Silhouette eines Mannes. Als wir näher kamen, bewegte er sich und kam auf uns zu - es war Peter. Er schloß mich in seine Arme und stammelte «Leni - Leni...»
      Waldi Traut war es gelungen, in einem kleinen Hotel ein Zimmer für die Nacht auf zutreiben. Nun war ich mit Peter allein und erfuhr, wie er die Ausfahrt der Schiffe verzögern konnte. Er hatte dem Kapitän erklärt, er erwarte noch wichtige Kurierpost aus Berlin, die er mitnehmen müsse.
      Die wenigen Stunden, die uns bis zur endgültigen Trennung blieben, verbrachten wir nicht nur mit Zärtlichkeiten. Ich wollte alles von ihm wissen und hoffte, er würde mir die Wahrheit sagen. Ich war bereit zu verzeihen, wenn ich es nur begreifen könnte. «Wie war es möglich, daß du, nur wenige Minuten von mir entfernt, zehn Tage mit einer Frau zusammenleben konntest und

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