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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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freigelas senen Gefangenen drei Tage Plünderungsrecht zugebilligt. Nach allem, was wir verloren hatten, schmerzte mich dieser Verlust kaum.
      In einem Gasthof stärkte ich mich mit einer Leberknödelsuppe, und wieder war ich von der Atmosphäre eingefangen. Während ich in einer Ecke an einem runden Tisch saß und die Leute beobachtete, kam ein wohlgenährter Bayer auf mich zu und fragte, ob er sich zu mir setzen dürfe. Er stellte sich vor: «Hermann Grampelsberger, ich bin der Besitzer dieses Gasthofes, und Sie, Sie sind doch Frau Riefenstahl?»
      «Sie haben mich erkannt?» fragte ich etwas beklommen.
      «Natürlich habe ich Sie erkannt, ich kenne doch Ihre Filme, aber», fuhr er nach einer Pause fort, in der er mich ungeniert musterte, «Sie sehen ziemlich elend aus, und mager sind Sie auch geworden.»
      Nach einem langen Gespräch sagte der freundliche Mann: «Sie müssen erst wieder gefüttert werden. Ich lade Sie ein auf meine Almhütte, da können Sie bleiben, solang Sie wollen.»
      «Und wo liegt Ihre Almhütte?» fragte ich überrascht.
      «Oben, auf dem Wendelstein.»
      Inzwischen war bekannt geworden, daß ich mich auf dem Wendelstein aufhielt. So gern ich Autogramme gab und mich mit den Leuten unterhielt, so lebte ich in Angst, daß Peter mich hier entdecken könnte. Vorläufig aber genoß ich noch die herrliche Frühjahrssonne und den Firnschnee auf den Nordhängen, wo ich, nachdem man mir Ski und Skistiefel geliehen hatte, nach jahrelanger Pause meine ersten Schwünge wieder probierte. Hierbei lernte ich den Kameramann Paul Grupp kennen. Er überredete mich, einige Zeit auch auf seiner Almhütte, der Zeller Alm, die sich in der Nähe befand, zu wohnen. Dankbar nahm ich auch diese Einladung an.
      Eines Tages kam überraschender Besuch: Mein früherer Freund Hans Ertl, einer der Spitzenkameraleute des Olympiafilms. Nachdem wir uns stundenlang unsere Schicksale erzählt hatten, kam das Gespräch auch auf Trenker und das Tagebuch der Eva Braun. «Weißt du», sagte Ertl, «mir fällt da was ein. Ich habe vor einiger Zeit den Gorter besucht, du kennst ihn doch, den Kameramann — ein begeisterter Bergfreund.»
      «Nicht persönlich», sagte ich.
      «Der hat mir einen Brief vom Trenker gezeigt, in dem er den Gorter bittet, ihm Informationen über Eva Braun zu besorgen, er brauchte sie für eine italienische Zeitung. Alles», fuhr Ertl fort, «habe ich mir nicht gemerkt, es hat mich nicht interessiert, aber nachdem ich jetzt lese, was die Zeitungen über das Tagebuch berichten, geht mir ein Licht auf. Wenn du den Brief von Gorter bekommen könntest, dann wäre der Trenker lackiert und die Fälschung leicht zu beweisen.»
      «Das ist unglaublich», sagte ich bestürzt, «ich habe immer noch an Trenkers Unschuld geglaubt und an eine Perfidie der Pariser Presse, mit der er selber nichts zu tun hatte — das ist schrecklich.»
      Aber schon ein paar Tage danach bekam ich einen zweiten Beweis für die Fälschung des Tagebuchs, und daß Trenker alle angelogen hatte. Mr. Musmanno, einer der Richter im Nürnberger Prozeß, hatte von meinem Aufenthalt erfahren und mich gebeten, ihn in Garmisch zu treffen. Dort unterhielt er sich einige Stunden mit mir. Als wir auf Trenker und das «Tagebuch» zu sprechen kamen, sagte er: «Sie können sich auf mich berufen, das Tagebuch ist eine Fälschung und Luis Trenker ist ein Lügner. Die Unterlagen sind uns bekannt, und die amerikanischen Dienststellen sind darüber informiert. Sie können sich da nicht nur auf meine Person berufen, sondern auch Auskunft vom War-Department in Washington erhalten.»
      Aus dieser so zufälligen Bekanntschaft mit Mr. Musmanno wurde eine jahrelange Freundschaft. Er war sich über meine finanzielle Notlage nicht im Unklaren und sandte mir jeden Monat eine Dollar-Note. Auch von anderer Seite kam unerwartet Hilfe. Walter Frentz, auch einer meiner besten Kameraleute bei Olympia, hatte mich schon einige Male in Königsfeld besucht. Er schlug mir vor, mit der Familie Braun in Verbindung zu treten. Er selbst traf sich in Garmisch mit Frau Schneider, der besten Freundin Eva Brauns. Sie war ebenso wie die Eltern von Eva Braun über das gefälschte Tagebuch empört.
      Um in den Besitz des Trenkerbriefes zu kommen, hatte ich mich inzwischen an die Familie Gorter gewandt. Sie lud Frentz und mich zu einem Besuch nach Kochel ein. Noch ahnte ich nicht, was dieser Besuch bedeutete. Wir sprachen zunächst über Fancks und

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