Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
Position bezogen hatten, um unseren Rückzug zu decken. In all den chaotischen Lärm mischten sich knappe, eindringliche Kommentare aus dem Ohrhörer meines Funkgeräts.
    Die
pistoleros
waren
von Gras, schwarz gebranntem
lechuguilla -
Tequila und Koks so vernebelt, dass sie nicht mehr klar denken konnten, und so brach völliges Chaos aus. Ich lief zurück zur anderen Seite des Labors, mit dem linken Arm McKinnon im Schwitzkasten haltend, mit der rechten Hand die kurzläufige
UMP auf die Tür gerichtet, als die ersten Wachen hereinstürmten. Es waren drei Männer. Den ersten schaltete ich aus, ein weiterer wurde von Munros Schüssen getroffen, aber der dritte duckte sich hinter eine Arbeitstheke und begann, aus seiner Deckung heraus den Raum mit Maschinengewehrsalven zu überziehen.
    Ich zerrte McKinnon weiter, und wir beide sprangen hinter einen Laborschrank, wo wir in einem Hagel von Splittern hart auf dem Boden aufschlugen, während um uns herum alles kurz und klein geschossen wurde. Inzwischen verschwand Munro außer Sicht, über Funk teilte er mir mit, er wolle McKinnons Unterlagen sicherstellen, die sich im hintersten Bereich des Labors befanden. Dann stürmte ein weiterer
pistolero
herein, der ebenfalls wild um sich schoss und wahllos auf alles feuerte, was sich bewegte. Er hielt sich links von seinem
compadre
und pirschte sich an der Seite des Raumes entlang nach hinten, und ehe ich mich versah, war ich von Munro abgeschnitten, und die beiden Schützen nahmen mich ins Kreuzfeuer.
    Dann hörte ich McKinnon fluchen und stöhnen und sah, wie er sich ans Bein griff.
    Er war getroffen, mitten in den Oberschenkel, genau zwischen Knie und Hüfte. Ich konnte nicht erkennen, ob es ein Durchschuss war, und es sah zwar nicht gut aus, aber wenigstens sprudelten keine Unmengen Blut hervor, die Oberschenkelarterien waren anscheinend nicht getroffen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, seine Augen funkelten wütend, seine Hände waren blutüberströmt, und mir war augenblicklich klar, dass er es auf keinen Fall bis zum Hubschrauber schaffen würde. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich selbst es schaffen würde – die beiden Gegner hatten mich in der Zange.
    Munro steckte ebenfalls in der Klemme, er hatte es mit weiteren Schützen zu tun, und ich hörte ihn über Funk knurren, er träte jetzt den Rückzug an und brächte sich in Sicherheit.
    Ich blieb allein in meiner schier ausweglosen Lage zurück. Neben mir kauerte der Wissenschaftler, und die beiden halb wahnsinnigen Mexikaner kamen immer näher.
    Draußen tobte die Schlacht. Menschenleben waren hier unten wenig wert, und so hatte Navarro eine kleine Armee auf dem Gelände in Stellung, eine kleine Armee, die jetzt geballt und mit ratternden Maschinengewehren auf den Plan trat. Unsere Jungs erledigten sie scharenweise, aber angesichts der schieren Überzahl der Gegner gab es natürlich auch auf unserer Seite Verluste. Ich hörte, wie einer getroffen wurde, dann ein zweiter – und mir wurde klar, dass auch ich schleunigst den Rückzug antreten musste.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich heil da rauskommen würde, aber mit McKinnon im Schlepptau war es ganz und gar unmöglich. Selbst wenn es mir gelänge, die
pistoleros
auszuschalten – er war nicht in der Verfassung, dass ich ihn hätte mitnehmen können.
    Andererseits konnte ich ihn auch nicht zurücklassen.
    Er wusste zu viel.
    Munros Stimme ertönte aus meinem Ohrhörer. Er redete heftig auf mich ein, drängte mich zu tun, was getan werden musste.
    Ich höre noch seine Worte durch das Knistern. «Knallen Sie den Hurensohn endlich ab, Reilly. Tun Sie es. Sie haben gehört, was er getan hat. ‹Im Vergleich dazu wird Meth so langweilig wie Aspirin erscheinen›, erinnern Sie sich? Und Sie haben Skrupel, diesen Dreckskerl aus dem Weg zu schaffen? Wollen Sie ihn lieber laufen lassen, ist das Ihr Beitrag zur Verbesserung der Welt? Wohl kaum. Das wollen weder Sie noch ich auf dem Gewissen haben. Wir sind hergekommen, um eine Aufgabe zu erfüllen. Wir haben unsere Befehle. Wir befinden uns im Krieg, und er ist der Feind. Also vergessen Sie Ihre blödsinnige Moral, knallen Sie den Mistkerl ab und machen Sie, dass Sie wegkommen. Ich warte nicht länger.»
    Mir blieb keine Zeit mehr.
    Und vielleicht war es ein entsetzlicher Fehler, vielleicht war es ein unentschuldbarer Mord an einem unschuldigen Zivilisten, oder vielleicht war es die einzig mögliche Handlungsweise – ich weiß wirklich nicht mehr, was ich glauben

Weitere Kostenlose Bücher