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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Cowboyhut aus Stroh mit einer silbernen Nadel in Form eines Skorpions und ein Westernhemd mit Druckknöpfen, und auf der Arbeitsfläche neben ihm lag ein abgewetzter alter Lederbeutel. Der Mann wirkte verängstigt und zugleich begeistert, uns zu sehen, und konnte es gar nicht erwarten aufzubrechen. Die Sache hatte nur einen Haken.
    Er war nicht allein.
    Bei ihm war eine Frau, die er in seinem Anruf nicht erwähnt hatte, eine Einheimische, die während seiner Gefangenschaft für ihn gekocht und seine Wäsche gemacht hatte. Eine Frau, mit der er eine Beziehung angefangen hatte. Offenbar eine tiefe Beziehung, denn sie hatte ihr Leben riskiert, indem sie ein Handy zu ihm hineinschmuggelte – das Handy, von dem er uns angerufen hatte. Sie hatte ihren Sohn bei sich, einen Jungen von drei oder vier Jahren –bei dem Gedanken daran schnürte es mir jetzt so die Kehle zu, dass ich kaum noch atmen konnte. Und sie war schwanger. Von McKinnon. Ihr Bauch war schon ziemlich dick.
    Er würde nicht ohne sie gehen. Und nicht ohne den Jungen.
    Damit hatten wir ein Problem.
    Ein gewaltiges Problem.
    Es war ja nicht so, als hätte draußen eine Limousine für uns bereitgestanden. Wir mussten wieder an den Wachen vorbeikommen. Unbemerkt. Anschließend mussten wir die drei Meilen bis zu der Stelle zurücklegen, wo der Hubschrauber wartete. Durch unwegsames Gelände. In völliger Dunkelheit.
    Munro lehnte es ab.
    Er erklärte McKinnon, die Frau und das Kind könnten den Weg auf keinen Fall schaffen. Sie würden uns zu sehr aufhalten, womöglich sogar unfreiwillig verraten, und damit wäre unsere Mission aufgeflogen und wir womöglich alle tot. Da draußen war eine kleine Armee von Koks getriebenen, schießwütigen
pistoleros ,
und von denen bemerkt zu werden war das Letzte, was Munro wollte.
    McKinnon war aufgebracht. Er weigerte sich strikt, ohne die beiden zu gehen.
    Munro blieb stur und wurde wütend.
    Dann wurde es richtig übel.
    McKinnon sagte, er sei nicht bereit zu verhandeln.
    Munro teilte ihm mit, er, McKinnon, sei nicht in der Position, Bedingungen zu stellen, und machte sich über seine Naivität lustig. Woher er überhaupt wisse, dass das Kind von ihm sei, die Frau habe ihn bestimmt nur reingelegt, um aus diesem elenden Höllenloch rauszukommen, sie wolle ihn als Eintrittskarte in die
USA benutzen.
    Ich versuchte zu vermitteln und sprach für die Frau und das Kind, sagte zu Munro, wir könnten den Jungen tragen und die Frau kenne sich bestimmt besser in der Gegend aus als wir. Munro hielt mir vor, wir seien nicht hier, um unschuldige Geiseln zu befreien, sondern um einen Dreckskerl rauszuholen, der an neuen Mitteln arbeitete, um Menschenleben zu zerstören. Wir seien ihm
nichts schuldig, fauchte Munro. Unsere Aufgabe sei nicht, ihn zu retten, sondern dafür zu sorgen, dass seine Forschungsergebnisse nie ans Licht kamen, Punkt.
    McKinnon sagte, Munro könne ihn mal, und er würde bleiben.
    Und da rastete Munro aus.
    Er zog seine Glock und erschoss, ohne mit der Wimper zu zucken, erst den Jungen, dann die Mutter.
    Ich war fassungslos. Ich sehe noch immer den Schock und das Entsetzen auf dem Gesicht der Frau in dem Sekundenbruchteil, nachdem die erste Kugel ihr Kind getroffen hatte, und wie ihr Kopf dann von der zweiten Kugel zurückgerissen wurde wie von einem Windstoß, ehe sie tot zusammenbrach.
    Jetzt rastete McKinnon aus.
    Er fing an zu schreien, schleuderte uns Beschimpfungen entgegen und lief im Labor umher, völlig außer sich vor Wut. Munro schrie zurück, befahl ihm, still zu sein, und richtete die Pistole auf ihn. Ich versuchte, die beiden zu beruhigen, aber da war nichts mehr zu machen. McKinnon fing an, mit Gegenständen nach uns zu werfen, mit Laborgeräten, Hockern, was immer er zu fassen bekam.
    Dann rannte er zum Ausgang.
    Wir liefen ihm nach, aber er war bereits an der Tür, riss sie auf und stürmte, noch immer lauthals schreiend, hinaus.
    Damit entgleiste die Situation vollends.
    Ich erreichte ihn als Erster und konnte ihn gerade noch packen, als in der Dunkelheit auch schon die ersten Schüsse losgingen. Rufe hallten durch die Nacht, die Wachen waren durch McKinnons Ausbruch aufgeschreckt und rannten von allen Seiten auf uns zu. Kugeln schlugen in die Holzwände des Labors ein, während ich McKinnon wieder hineinzerrte, wütende, ungedämpfte Salven
ratterten aus den
AK - 47 der Mexikaner, während von außerhalb des Geländes kurze Dreiersalven ertönten – unsere Jungs, die an verschiedenen Stellen

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