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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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auch wenn ich selbst nicht recht an meine Worte glaubte. Wir wussten noch immer nicht, mit wem wir es zu tun hatten. Ich ertappte mich dabei, dass ich wieder einmal über McKinnons Worte nachdachte, mit denen alles angefangen hatte.
    Im Vergleich dazu wird Meth so langweilig wie Aspirin erscheinen.
    Die Worte, die sein Schicksal besiegelt hatten.
    Und seitdem noch das Schicksal vieler weiterer Menschen.
    So oder so musste ich der Wirkung dieses Giftstachels ein Ende machen.
    Dazu musste ich sie aus ihrem Versteck locken. Indem ich das einsetzte, wovon ich wusste, dass sie es wollten.
    Mich.

Kapitel 48
    Hank Corliss parkte seinen Wagen in der Einzelgarage seines Hauses, stieg drei kleine Stufen hinauf und trat in den engen Flur seines leeren, stillen Hauses.
    Wie jeden Abend.
    Er stellte seine Aktentasche im Wohnzimmer auf der Couch ab und schlurfte in die Küche hinüber, wo er ein Whiskyglas aus dem Schrank nahm. Er füllte es mit Eiswürfeln aus dem Eiswürfelbereiter des Kühlschranks, holte eine Flasche Scotch aus einem anderen Schrank und goss langsam ein. Seine müden Augen starrten in die Eiswürfel, die beim Einschenken knackten und sprangen. Er ging mit dem Glas zurück ins Wohnzimmer, ließ sich auf der Couch nieder und schaltete den Fernseher ein. Er wechselte nicht den Kanal. Er regulierte nicht die Lautstärke. Er starrte einfach nur reglos vor sich hin auf die Mattscheibe und setzte das Glas zum ersten Schluck an, schmeckte ihn im Mund, fühlte das Brennen in seiner Kehle und ließ den goldenen Trank seinen Zauber wirken.
    Wie jeden Abend.
    Aber heute war etwas anders.
    Heute durchdrang ein Hoffnungsschimmer die Taubheit in seinem Kopf.
    Hoffnung, dass die Bestie, die sein Leben zerstört hatte, endlich für das Grauen bezahlen würde, das sie verursacht hatte.
    Es war nicht wahrscheinlich. Aber möglich. Und das war schon etwas wert. Es war verdammt viel mehr Hoffnung, als er die letzten Jahre empfunden hatte.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu der Zeit vor fünf Jahren, als er die DEA -Niederlassung in Mexiko-Stadt leitete, wo er einen aussichtslosen Krieg gegen einen gut bewaffneten, skrupellosen Feind führte, der überall war und jeden kaufen, bestechen, erpressen konnte. Nicht umsonst hieß dieser Posten «das größte Abführmittel im Auslandsgeheimdienst». Er war unglaublich gefährlich und zudem eine undankbare Aufgabe. Die meisten Mexikaner wollten ihn und seine Kollegen nicht in ihrem Land haben, obwohl die Revierkämpfe zwischen den Kartellen jedes Jahr Tausende Opfer forderten. Die Einheimischen gaben seinen Landsleuten die Schuld an dem, was in ihrem Heimatland schieflief, die unstillbare Gier nach Drogenlieferungen in den Norden habe den Markt überhaupt erst geschaffen. Gleichzeitig prangerten sie den unbegrenzten Nachschub an Waffen an, der über den Rio Grande ins Land kam und immer mehr Blutvergießen ermöglichte.
    «Armes Mexiko … so fern von Gott und so nah an den Vereinigten Staaten.» Schon im 19 . Jahrhundert hatte der Diktator Porfirio Díaz diesen Satz geprägt.
    Für die meisten von Díaz’ Landsleuten galt er noch immer.
    Trotz allem, obwohl ihm klar war, welche Schwierigkeiten ihn dort erwarteten, hatte Corliss sich mit eiserner Entschlossenheit und rückhaltlos – wie man ihn kannte – in seine Aufgabe gestürzt. Für ihn war der Posten ein Ehrenzeichen, die ultimative Herausforderung für jemanden, dessen gesamte Laufbahn dem Krieg gegen Drogen gewidmet war. Es war eine Gelegenheit, den Kampf auf dem Terrain des Feindes zu führen, das Übel an der Wurzel zu bekämpfen, ehe es amerikanischen Boden erreichte.
    Er würde diesen feigen
cabróns
zeigen, wie man es richtig anging.
    Corliss und seine Männer konnten gleich zu Beginn ein paar beachtliche Erfolge verbuchen. Gegen die wachsende Flut abgeschnittener Köpfe in Gefriertruhen, gegen Massengräber und eskalierende Korruption, die bis in die höchsten Regierungsämter reichte, hatten Corliss’ Männer erfolgreich Razzien in mehreren Labors durchgeführt, tonnenweise Drogen verbrannt und Millionen Dollar illegaler Einnahmen konfisziert.
    Dann war dieser Einsatz gekommen.
    Und das, was darauf folgte, hatte sein Leben verändert.
    Corliss versuchte, nicht an jene Nacht zu denken, aber die Erinnerungen drängten sich auf. Selbst wenn er wollte, selbst wenn er seinen Geist irgendwie hätte zwingen können zu vergessen, sein Körper ließ es nicht zu.
    Dafür sorgten der Schmerz und die Narben von dreiundzwanzig

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