Men in Black II
haben.
»Anchovis …« Die logischen Rädchen setzten sich erneut in Bewegung. »Anchovis … Fisch … wir brauchen ein Boot.«
»Jay«, sagte Kay in einem Ton, der seinen Partner brutal zurück auf die Erde holte. Dann deutete er auf einen Schlüssel, der direkt neben dem ersten Foto an der Wand hing, und nahm ihn von seinem Nagel. »Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei irgendwas, Junior.«
»Warum haben Sie nicht einfach ein Schild mit der Aufschrift: Kays geheimer Schlüssel an die Wand genagelt?«, verlangte der ernüchterte Agent Jay zu erfahren, als er die Dose Anchovis zusammen mit seinen zerschmetterten Träumen von Ruhm und Ehre beiseite stellte und zusah, wie Kay den Schlüssel begutachtete. Auf einer Seite standen die Ziffern: C-18, auf der anderen die Buchstaben: G.C.T. »Jetzt müssen wir nur noch herausfinden …«
»Ich weiß, wozu er gehört«, sagte Kay. Ehe er ein weiteres Wort über das Thema verlor, sah er Laura an, setzte seine Ray-Ban auf und zog den Neuralisator aus der Tasche. Ihre Augen weiteten sich, aber sie sagte nichts, während sie auf das rote Lämpchen starrte.
Jays Hand schoss vor und drückte Kays Arm nach unten, ehe er Lauras Erinnerungen wegblitzen konnte. »Nein«, widersprach er er. »Noch nicht.«
»MIB-Verfahrensregel Nummer Siebenhundertdreiundsiebzig …«,ließ Kay erneut das Unterprogramm ›Regelrezitation‹ ablaufen, was eindeutig zu den weniger erfreulichen Dingen gehörte, die der Deneuralisator zurückgebracht hatte.
»Ich weiß!«, unterbrach ihn Jay. »Ich habe das Gefühl, sie könnte mir helfen. Uns«, korrigierte er sich sofort. »Sie könnte uns helfen.«
Kay musterte seinen Partner leidenschaftslos und sagte: »Hier kann sie nicht bleiben. Sie werden zurückkommen.« Damit machte er kehrt und verließ das Gebäude. Sein Gesicht sprach Bände. Er hatte die Standardverfahrensregeln der MIB zitiert. Wenn Junior nicht auf ihn hören wollte, aus welchem Grund auch immer, dann war das von nun an sein Problem.
Jay schenkte Laura ein aufmunterndes Lächeln und ergriff ihre Hand. Sie fühlte sich gut an, als gehöre sie in seine, als hätte er sein ganzes Leben lang nur auf diesen Moment gewartet, ihn herbeigesehnt, und jetzt …
Sie sah ihn auf eine Weise an, die ihm deutlich verriet, dass es ihr genauso ging, dass ihre Hände zusammengehörten, dass sie diese ganze unheimliche Ahnengeschichte so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte, damit sie mit dem dummen Gerede aufhören und sich auf die Worte konzentrieren konnten, von denen sie beide wussten, dass sie ausgesprochen werden mussten.
Unglücklicherweise war es noch nicht so weit.
»Sie können bei Freunden von mir unterkommen«, sagte er.
»Sind die auch wie Sie?«, wollte sie wissen.
Jay antwortete nicht. Schließlich wollte er ihr die Überraschung nicht verderben.
In sämtlichen Kumpelfilmen trifft man auf das Klischee der chaotischen Junggesellenbude. Obwohl die meisten Menschen so etwas im wirklichen Leben nie zu Gesicht bekommen, weshalb sie sich glücklich schätzen sollten. Laura Vasquez brauchte einen sicheren Ort, an dem sie bleiben konnte, und soweit Jay es beurteilen konnte, war besagte Bude besser geeignet als jeder andere Ort. Was nun die Junggesellen selbst betraf, die obligatorischen Bewohner besagter Bude, so nahm er an, dass sie, wenn sie mit dem Publikumsverkehr einer Pizzeria zurechtkam, auch mit diesen Typen keine Schwierigkeiten haben dürfte. Blieb nur zu hoffen, dass sie nicht voreingenommen war. Viele Frauen hielten einen lebenslustigen Junggesellen bestenfalls für ein kulturelles Fossil und schlimmstenfalls für eine Art widerlichen, sexistischen Wurm.
In diesem speziellen Fall …
»Jay!«
Mit zitternden Fühlern, die spindeldürren Finger zum Gruß erhoben, während ihre schwarzen Augen vor freundschaftlichem Entzücken funkelten, hieß das gesamte Pack koffeinsüchtiger Wurmkreaturen Jay und Laura in ihrem bescheidenen Heim willkommen.
Die Wohnung war klein, aber sie reichte für ihre Zwecke. Und da auch sie klein – oder eher kurz – waren, bot das Appartement auch weniger Kopffreiheit als andere. Das war die einzige Erklärung, wie sich jemand von dem Gehalt im öffentlichen Dienst eine Junggesellenbude in New York leisten konnte – Abstriche im Oberstübchen.
Auf den ersten Blick kam dem unschuldigen Betrachter dieses Domizils unwillkürlich der Begriff ›Nostalgie-Trend‹ in den Sinn. Leider mit etwas zu viel Betonung auf dem Wort
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