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Men in Black II

Titel: Men in Black II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther M. Friesner
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sozusagen mitten auf ihre Hauptstraße. Glücklich, zufrieden und dankbar tanzten die Aliens um die göttliche Gabe herum und verbreiteten dabei freudigen Lärm.
    »Gnädiger Kay, der uns mit Überfluss beschenkt. Gelobt sei Kay!«
    »Sie halten Sie für eine Art Gott«, stellte Jay fest. Er wusste nicht recht, ob er angesichts dieser Erkenntnis erstaunt, amüsiert oder beunruhigt sein sollte. Einerseits gab es mehr als genug schlimmere potenzielle Götter für diese Außerirdischen. Zumindest konnte er sicher sein, dass Kay sie nie auffordern würde, in seinem Namen die Bewohner von Schließfach C-19 auszurotten.
    Andererseits … Kay, ein Gott? Mit diesen Schuhen?
    »Nein«, widersprach Kay und fegte Jays Vorstellungen von seiner ausufernden Göttlichkeit beiseite, während die Aliens noch immer seinen Namen priesen. »Eher für eine Art Papst.«
    Nun, da Jay so weit beruhigt war, wandte sich Kay an die Gläubigen.
    »Gute und rechtschaffene Bürger von Schließfach C-18«, sagte er. Der Singsang verstummte, und die Aliens lauschten auf seine Worte. Ja, das taten sie. Wahrhaftig. Darauf können Sie wetten. »Habe ich etwas in eurem Gewahrsam zurückgelassen?«
    Einer der Außerirdischen trat vor, um als Sprecher für die restliche Bevölkerung zu fungieren. »Ja. Den Zeitwächter. Ihr habt ihn hier gelassen, um unsere Straßen und Herzen zu erleuchten.«
    Er deutete auf den Uhrenturm, der die ganze Stadt zu beherrschen schien. Auf seiner Spitze ruhte eine alte Uhr, eine Pulsar-Armbanduhr aus den 70ern, komplett mit leuchtender Digitalanzeige.
    »Aaaaahhh …«, hauchten die versammelten Aliens in ehrfürchtiger Bewunderung und blickten hinauf zu dem strahlenden Wunder in ihrer Mitte, das in all den zurückliegenden Jahren nie langweilig geworden war, nie seine gebieterische Macht eingebüßt hatte. Offensichtlich brachten sie dem Zeitwächter beinahe ebenso viel Liebe entgegen wie dem Spender des Zeitwächters.
    Der Spender hatte ihn gegeben, und nun nahm der Spender ihn wieder weg. So etwas passiert dann und wann.
    »Diese Uhr habe ich schon überall gesucht«, bemerkte Kay, langte in das Schließfach und nahm sie von ihrem Platz auf der Spitze des Turmes.
    Ein Chor entsetzter Protestrufe erklang aus ungezählten Alienkehlen. »Aber Gütiger Herr! Der Uhrenturm! Nein, nein …«
    »Hier«, sagte Jay, nahm seine Armbanduhr ab und legte sie anstelle von Kays alter Pulsar auf die Spitze des Uhrenturms.
    »Jetzt habt ihr wenigstens etwas mit Stil«, erklärte er ihnen zufrieden. »Titangehäuse. Alarmfunktion. Wasserdicht bis dreihundert Meter. Ihr werdet euch da drin vorkommen wie in Miami.«
    Nach einer Weile wagte der Sprecher der Aliens, diesen neuen Gütigen Herrn anzublicken und zu fragen: »Wer seid Ihr, Fremder?«
    »Jay.«
    Sofort erklangen neue Jubelschreie. »Gelobt sei Jay!
    Gelobt sei Jay!
    Gelobt sei Jay!«
    Jay lächelte. Daran könnte er sich gewöhnen. Huldvoll wie Königin Elizabeth II von England winkte er ihnen zu und griff, zufrieden mit sich und der Welt, nach der Tür.
    »Wartet!«, erklang eine sonore Stimme aus der Tiefe des Schließfaches.
    Jay hielt inne. Unmöglich. Auf keinen Fall konnte Charlton Heston da drin sein.
    »Die Gebote.«
    Andererseits …
    »Die Tafel!«, schrie der Sprecher, und die Menge griff seine Worte auf.
    »Die Tafel! Die Tafel! Die Tafel!«
    Dieselbe sonore Stimme, die Jay die Unterlassungsanordnung erteilt hatte, sprach nun wieder: »Wir haben nach ihrem Wort gelebt, und Friede herrschte in unserer Welt …«
    Womit ja alles geklärt wäre.
    Jay und Kay starrten auf der Suche nach dem Ursprung dieser bewegenden Worte angestrengt in die Tiefe des Schließfachs. Ihr Blick wanderte vorbei an dem Stadtzentrum, vorbei an der Stadt selbst, vorbei an den Außenbezirken, über Felder und Straßen, bis sie einen großen Berg entdeckten. Oben auf dem Gipfel stand ein gealterter Vertreter dieser winzigen Alienspezies. Er war in Würde, Frömmigkeit und eine weite, fließende Robe gehüllt. Weisheit beherrschte sein Gesicht, nebst einem strahlend weißen Bart, und in der Hand hielt er … die Tafel!
    Mit ausgestreckten Armen bot er sie Kay dar. »Reicht sie anderen weiter«, sagte er, »damit auch sie erleuchtet werden können.«
    Vorsichtig streckte Kay den Arm in das Schließfach und griff nach der Tafel. Als seine Finger das verehrte Objekt berührten, brachen die Aliens erneut in ohrenbetäubendes Jubelgeschrei aus. Ray zog die Hand zurück und sah sich an, was ihm der

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