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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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und bückte sich, um ihren Hund zu streicheln, einen roten Retriever, der faul zu ihren Füßen döste. In der Ecke neben den Schiebetüren, die hinaus auf die Sonnenterrasse führten, funkelte ein kleiner Weihnachtsbaum. «Und was hatten sie am Ende davon? Gar nichts.»
    Matt hielt ihrem Blick stand und nickte ernst. «Was wissen Sie über das Projekt, an dem die beiden vor ihrem Tod gearbeitet haben?»
    Jenna schnaubte amüsiert. «Nicht gerade viel. Dominic hat nie sehr viel über seine Arbeit gesprochen. Doch nicht mit seiner begriffsstutzigen Frau.» Sie lachte. «Mein Interesse an Wissenschaft hält sich in Grenzen, insofern war ich auch nicht besonders neugierig. Das war seine Welt. Und Ihnen ist ja sicher klar, wie sehr sie darauf achteten, dass kein Außenstehender erfuhr, woran sie arbeiteten – allenfalls, wenn die Arbeit beendet war und sie bereit waren, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, um den Ruhm zu ernten. Was ich immer ein bisschen arg paranoid fand   … das waren ja schließlich nicht gerade Sachen, die mir bei einer Plauderei im Café herausgerutscht wären, oder?» Sie lächelte.
    Matt rutschte auf seinem Platz hin und her, beugte sich vor und stützte das Kinn auf die aneinandergelegten Fingerspitzen. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte. «Mrs.   Reece   …»
    «Sagen Sie Jenna zu mir, Matt», berichtigte sie ihn sanft.
    «Jenna», setzte er erneut an. «Ich muss Sie etwas fragen, aber Sie finden es vielleicht ein wenig befremdlich, und   …»Seine Stimme versagte, und er sah sie an, als hoffe er, sie würde ihn zum Weiterreden ermuntern.
    «Matt, Sie haben gesagt, wir müssten reden, und haben sich die Mühe gemacht, den ganzen Weg hierherzufahren. Ich gehe also davon aus, dass es wichtig ist.» Sie sah ihm in die Augen. «Fragen Sie mich, was immer Sie fragen müssen.»
    «Gut.» Er nickte dankbar. «Was ich wissen möchte   … Hatten Sie Gelegenheit, den Leichnam Ihres Mannes zu sehen?»
    Jenna Reece blinzelte ein paarmal. Ihr Blick huschte durch den Raum und senkte sich schließlich auf ihre Füße. Wieder streichelte sie den Hund. Sie wirkte einigermaßen schockiert. Draußen schlugen schaumige Dezemberwellen an die Felsen unterhalb der Holzterrasse. Ihr beständiges Krachen betonte die unangenehme Stille noch. «Nein. Jedenfalls nicht seinen vollständigen Leichnam. Sie wissen ja, wie sie gestorben sind, und   … die Bedingungen dort draußen   …»
    «Ich weiß», sagte er rasch, um sie vor der Erinnerung an weitere schmerzliche Bilder zu bewahren. «Aber sind Sie sicher, dass er es gewesen ist.»
    Ihre Augen waren auf Matt gerichtet, aber sie sah durch ihn hindurch, ganz woandershin, noch über die Wände des Raumes und die Stadt hinaus. «Alles, was sie für mich hatten, war seine Hand.» Sie schien die Worte nur mit Mühe herauszubringen und schloss für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, glitzerten Tränen darin. «Aber es war seine Hand. Die linke. Der Ehering steckte noch daran. Ich hatte keinerlei Zweifel.»
    «Das heißt, Sie sind sich ganz sicher», hakte Matt noch einmal nach, obwohl ihm nicht wohl dabei war.
    Jenna Reece nickte. «Er hatte so schöne, schmale Hände. Wie ein Pianist. Sie sind mir gleich bei unserer ersten Begegnung aufgefallen. Von der Hand war natürlich   …» Sie brach ab und drückte das Kreuz durch. «Ich habe sie sofort erkannt.» Sie setzte ein Lächeln auf. «Warum fragen Sie?»
    «Nun, von meinem Bruder gab es überhaupt nichts, darum habe ich mich gefragt, ob   … Ich hatte einfach gehofft, jemand hätte sich geirrt», beließ er es im Unklaren.
    «Sie denken, Ihr Bruder könnte vielleicht noch am Leben sein?»
    Dass sie es sofort auf den Punkt brachte, traf ihn unvorbereitet, und er nickte nur.
    Sie schenkte ihm ein warmes, wohlwollendes Lächeln. «Ich wünschte, ich könnte Ihnen irgendetwas sagen, das zu einer Klärung in die eine oder andere Richtung beitragen könnte.»
    Matt nickte. Er war heilfroh, dass sie nicht mehr wissen wollte. Er dachte wieder an den eigentlichen Grund ihres Besuchs. «Wissen Sie, woran Dominic gearbeitet hat?»
    «Er hat mich nicht eingeweiht», sagte sie nachdenklich. «Dabei war er sehr aufgeregt. Aber wie die anderen hielt er sich sehr bedeckt, was Einzelheiten anging. Ich kannte das ja schon – jede seiner Entdeckungen hatte das Potenzial, unser aller Leben zu verändern. So dachten sie darüber, dem jagten sie nach. Und einige dieser Sachen verändern unser Leben am Ende

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