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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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er.
    «Vielleicht», stimmte Drucker leichthin zu.
    «Und Sie könnten einen Bürgerkrieg auslösen oder sogar einen Weltkrieg.»
    Drucker schnaubte spöttisch. «Oh, das bezweifle ich doch sehr.»
    «Machen Sie Witze? Sie werden es mit sehr vielen sehr wütenden Leuten zu tun bekommen. Und die werden ihre Wut an jemandem auslassen wollen. Wer wird die Schuldauf sich nehmen? Sie können ja nicht einfach aufstehen und sagen: ‹Hey, wir wollten doch nur euer Bestes.› Das Land ist doch bereits in zwei Lager gespalten. Sie werden es noch weiter polarisieren. Der Rückschlag wird entsetzlich sein. In den Straßen wird Blut fließen. Und das, bevor der Rest der Welt reagiert. Sie haben gesehen, was in Pakistan, in Ägypten, in Israel und in Indonesien geschieht. Es sind nicht nur Christen, die auf Ihren kleinen Betrug hereinfallen. Moslems, Juden, Hindus   … sie kämpfen untereinander, ob er echt ist oder nicht. Und sie werden ziemlich sauer sein, wenn sie hören, dass Onkel Sam seine Finger im Spiel hatte. Die Menschen nehmen es nicht besonders leicht, wenn andere mit ihrem Glauben herumspielen, Keenan. Dann werden sie wirklich sauer. Und Amerikaner werden dafür bezahlen. Es wird damit enden, dass Sie den Krieg auslösen, den Sie verhindern wollten.»
    «Tja, wenn sie so engstirnig sind, wenn sie die Gefahr nicht einsehen wollen und darauf bestehen, ihren zerstörerischen Weg zu Ende gehen, dann sind sie ohnehin nicht zu retten.» Drucker schäumte vor Wut. «Wegen der Sklaverei hat es einen Krieg gegeben. Vielleicht brauchen wir auch hierfür einen Krieg.» Er zuckte hochmütig mit den Achseln. «Wenn es früher oder später sowieso so weit kommt, können wir es auch gleich hinter uns bringen. Und vielleicht können wir aus den Trümmern etwas Besseres aufbauen.»
    Rydell blieb die Luft weg. «Sie sind verrückt! Sie haben jedes Maß verloren.»
    «Kein bisschen.»
    «Sie können das nicht tun, Keenan.»
    «Nein. Nicht ohne einen Sündenbock.»
    Rydell starrte ihn an, die Worte prallten auf seine wirren Gedanken. Und dann verstand er. «Mich. Dafür brauchen Sie mich.»
    Drucker nickte stoisch. «Ich brauche einen Schuldigen. Jemand mit einem ganz anderen Motiv, der in keinerlei Verbindung zu den Politikern dieses Landes steht. Denn das Ganze darf nicht als politische Aktion erkannt werden, da haben Sie völlig recht. Die einzige Möglichkeit ist, es als verzweifelten Versuch eines visionären Genies darzustellen, der kein anderes politisches Motiv hat als den Versuch, die Welt zu retten. Und wer weiß? Vielleicht läuft es darauf hinaus, dass den Menschen das Problem der globalen Erwärmung bewusster wird.»
    «Nach meinem Eindruck interessiert Sie doch nichts weniger als das», kommentierte Rydell höhnisch.
    «Das stimmt nicht, Larry. Ich mache mir Sorgen. Aber ich weiß nicht, was wir realistischerweise dagegen tun können, ob wir überhaupt etwas tun können. Und dass Politiker wieder Vernunftentscheidungen treffen – das hilft den Eisbären sicherlich eher, als Automobilhersteller in den Bankrott zu treiben, oder?»
    «Hier geht es nicht darum, Eisbären oder den Regenwald zu retten, Keenan», sagte Rydell wütend. «Es geht um soziale Gerechtigkeit. Für jeden auf diesem Planeten.»
    «Soziale Gerechtigkeit heißt aber auch, Menschen aus den Fängen ihrer Medizinmänner und ihres Aberglaubens zu befreien.»
    Rydell kratzte sich am Kopf und dachte über DruckersWorte nach. Der Raum fühlte sich plötzlich viel wärmer und enger an. «Und wie sollte das alles für mich enden? Selbstmord?»
    Drucker nickte. «Sobald der Schwindel aufgeflogen ist. Das tragische Ende eines heldenhaften Genies.» Er seufzte und lehnte sich nach vorn. «Tut mir leid, Larry. Aber ich hoffe, dass Sie verstehen, was ich hier versuche. Den Sinn. Die Dringlichkeit. Und dass Sie mir in gewissem Maße zustimmen, dass es notwendig ist.»
    Rydell lehnte sich zurück und zuckte mit den Achseln. «Ich hoffe, Sie werden nicht enttäuscht sein, wenn ich nicht mitspiele.»
    Drucker winkte ab. «Bitte, Larry. Unterschätzen Sie mich nicht.»
    Larry sah ihn erwartungsvoll an – und erstarrte, als er begriff, was Druckers Gelassenheit zu bedeuten hatte.
    «Sie werden einen Schlaganfall haben», eröffnete ihm Drucker ruhig. «Es wird Sie ziemlich hart treffen. Und er wird Sie viel früher ereilen, als Sie vielleicht glauben. Gleich hier in diesem Restaurant. Vor all den Leuten. Sie fallen ins Koma. Ein Koma, das wir steuern können. Und dann

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