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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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so aus, als ob Bullet recht behielte. Nicht umsonst hatte Drucker ihm die Security des Projekts übertragen.
    «Haben Sie die Aufnahme gehört?», fragte Drucker.
    «Ja.»
    «Irgendetwas, worüber man sich Sorgen machen müsste?»
    «Durchaus. Das eigentliche Telefonat war zu kurz für eine Bewertung, aber der Zeitpunkt ist verdächtig.»
    Drucker verzog das Gesicht. «Wer sind die beiden?»
    «Der eine ist ein Technikfreak, ein Ingenieur hier in Boston.Vince Bellinger. Er hat sich auf dem College ein Zimmer mit Danny Sherwood geteilt. Und er war sein bester Freund. Der andere ist Sherwoods Bruder Matt.»
    «Ging dem Anruf irgendetwas voraus?»
    «Die letzte dokumentierte Kommunikation liegt fast zwei Jahre zurück.»
    Drucker überlegte. Vor zwei Jahren hatten sie einen plausiblen Grund gehabt, miteinander zu reden. Dass sie ausgerechnet jetzt wieder miteinander telefonierten, verhieß wirklich nichts Gutes. «Ich gehe davon aus, dass Sie die Sache im Griff haben.»
    Maddox’ Stimme klang eisig. «Wollte Sie nur auf dem Laufenden halten.»
    «Gut. Dann wollen wir hoffen, dass es sich um einen Zufall handelt.»
    «Ich glaube nicht an Zufälle.»
    «Das tue ich leider auch nicht.» Dann fiel ihm noch etwas ein: «Und die Kleine?»
    «Können wir jederzeit pflücken.»
    «Sie werden das mit noch größerer Diskretion als sonst händeln müssen», warnte Drucker. «Alles hängt von ihr ab.»
    «Sie ist kein Problem für uns», versicherte Bullet. «Meine Jungs sind bereit. Geben Sie uns einfach das Signal.»
    «Es dauert nicht mehr lange. Halten Sie mich auf dem Laufenden.» Drucker legte auf.
    Einen Moment lang starrte er auf das Mobiltelefon, dann zuckte er die Achseln und steckte es wieder in die Innentasche seiner Anzugjacke. Er betrachtete die roten undweißen Lichter, die draußen an der nassen Fensterscheibe vorbeizogen.
    Der Anfang war geglückt, keine Frage.
    Aber der schwierigste Teil lag noch vor ihnen.

KAPITEL 8
    AMUNDSEN-SEE, ANTARKTIS
    Als der Bildschirm grau wurde, schüttelte Gracie den Kopf. Der Adrenalinrausch ließ langsam nach, Erschöpfung machte sich breit. Der Gefühlsaufruhr hatte sie wirklich mitgenommen. Sie konnte jetzt gut eine Tasse von dem überraschend anständigen Bordkaffee vertragen.
    «Sehen wir es uns nochmal an», forderte einer der Wissenschaftler Dalton auf.
    Dalton warf ihr einen fragenden Blick zu, aber sie zuckte nur die Achseln, stand auf und holte sich in der Eckbar ihre Dosis Koffein. Ihre Kehle war wie ausgedörrt, und sie hatte jedes Zeitgefühl verloren. Das permanente Tageslicht machte es nicht besser.
    Sie hatten noch eine Stunde an Deck ausgeharrt und den Himmel abgesucht, dann waren sie ins Warme geflohen. Ein paar Besatzungsmitglieder hielten weiterhin draußen Ausschau, die anderen hatten sich in der Lounge versammelt – die diese Bezeichnung nicht ganz verdiente – und sahen sich Daltons Aufnahmen auf dem großen Plasmabildschirm an. Mehrere Durchläufe und unzählige Tassen Kaffee späterwaren sie einer Erklärung für das Gesehene nicht näher als vorher.
    Die harmlose Erklärung, nach der das Ganze auf ein spektakuläres Wetterphänomen zurückzuführen war, wurde rasch verworfen. Keiner der üblichen Verdächtigen   – Südlichter oder
Aurora australis
, Nebelbögen und grüne Blitze – kam in Frage. Nur eine Möglichkeit wurde kurz diskutiert, ein seltenes Phänomen namens
diamond dust
. Gracie hatte noch nie davon gehört. Simmons zufolge entstand es, wenn sich bei der Kondensation von Wasserdampf in der Atmosphäre Eiskristalle bildeten. Fingen diese Kristalle das Sonnenlicht in einem bestimmten Winkel ein, während sie zu Boden trieben, erzeugte das einen hellen Leuchteffekt, manchmal in Gestalt eines Halos. Was den ersten Teil der Erscheinung erklären konnte, wenn man ein bis zwei Augen zudrückte. Aber bei der Erklärung des gleißenden Zeichens am Ende half es kein Stück.
    Gracie sah sich in der Lounge um. Im Grunde war die Diskussion rein theoretischer Natur. So erhitzt die Debatte auch war, im Grunde griffen die Wissenschaftler nach nichts anderem als Strohhalmen. Ihre Mimik und Gestik besagten eindeutig, dass niemand ernsthaft davon ausging, es könnte sich um ein natürliches Phänomen handeln. Sie alle waren hochqualifizierte Experten und zudem perfekt mit den besonderen Bedingungen hier vor Ort vertraut. Und doch hatte das Gesehene sie allesamt erschüttert. Was zweierlei bedeuten konnte: Wenn es keine natürliche Erscheinung war, war sie

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