Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
hatte alle groß zum Abendessen und so vielen Drinks eingeladen, wie sie vertrugen, dann hatte er sie in die beste Loge des Stadions geführt. Sie sahen gerade zu, wie Paul Pierce an Kobe Bryant vorbeiglitt und einen zweihändigen Dunk versenkte, da kündigte der Summer das Ende des ersten Viertels an, und oben auf der Videowand wurde zu einer Nachrichten-Livesendungumgeschaltet. Alle Geräusche im Stadion verstummten.
    Er stand wie hypnotisiert von dem unwirklichen Anblick, als sein Blackberry in der Hosentasche vibrierte. Es gab nur drei Rufnummern, die selbst dann zu ihm durchkamen, wenn er seine Ruhe haben wollte – was meistens der Fall war. Die eine war Mona anvertraut, seiner persönlichen Assistentin, die zusammen mit drei Kolleginnen sein Büro bewachte. Die zweite gehörte seiner Exfrau Ashley, die ihm für gewöhnlich lieber über Mona ausrichten ließ, wenn sie zurückgerufen werden wollte. Die dritte Nummer gehörte seiner neunzehn Jahre alten Tochter Rebecca, die ihn gerade zu erreichen versuchte.
    Was selten vorkam, wenn sie sich irgendwo an einem fernen Strand in der Sonne aalte. Wo war sie noch gleich? In der Familienvilla in Mexiko vermutlich, aber er war sich nicht sicher. Vielleicht war sie auch im Chalet in Vail oder auf der Yacht vor Antigua. Bei ihrer Gier nach Partys und seinem Desinteresse für Dinge, die nichts mit seinen Projekten zu tun hatten, konnte eine solche Information schon einmal durchs Raster fallen.
    Er hielt das Smartphone an sein Ohr, ohne die Augen von der Anzeigetafel zu nehmen.
    «Dad, siehst du das auch gerade?»
    «Ja. Wir sind gerade im Stadion und kriegen den Mund nicht mehr zu.»
    «Bei uns genauso.» Seine Tochter lachte nervös. «Wir wollten gerade losziehen, als mich eine Freundin aus L.   A. angerufen hat.»
    «Wo steckst du überhaupt?»
    «In Mexiko, Dad.»
Das solltest du eigentlich wissen,
schwang darin mit.
    Im selben Moment machten die Fans ihrer Anspannung Luft und brachen in Jubel und Klatschen aus. Der Lärm hallte durch das Stadion.
    «Wow», kommentierte Rebecca. «Klingt ja heftig.»
    «Ist es auch. Seit wann zeigen sie das schon?»
    «Weiß nicht genau, wir haben erst vor ein paar Minuten reingeschaltet.» Sie schwieg kurz. «Dad   … Was glaubst du, was das ist?»
    Zum allerersten Mal blieb das berühmte Genie Rydell seiner Tochter eine Antwort schuldig.
    Hiervon durfte sie nämlich auf gar keinen Fall erfahren.
    Weder heute noch sonst irgendwann.

KAPITEL 7
    WASHINGTON, D.   C.
    Im leichten Nieselregen glitt ein schwarzer, von einem Chauffeur gelenkter Lexus aus einer Tiefgarage und fädelte sich in den spärlichen Spätabendverkehr auf der Connecticut Avenue ein. Keenan Drucker, der es auf der beheizten Rückbank warm und bequem hatte, starrte auf die vorbeiziehenden Lichter des Straßenverkehrs und dachte über die Ereignisse des Tages nach.
    Die ersten Anrufe waren vor einer Stunde eingegangen, und es würden in den kommenden Tagen gewiss mehr werden.
    Sie standen ja erst am Anfang.
    Er schloss die Augen und legte den Kopf zurück, ging den Plan Schritt für Schritt noch einmal durch und überlegte, was er vielleicht übersehen haben könnte. Auch diesmal fand er keinen Anlass zur Besorgnis. Es gab natürlich zahlreiche Unbekannte – zwangsläufig. Aber die bereiteten ihm kein Kopfzerbrechen. Schwachstellen und Fehleinschätzungen hingegen wollte er um jeden Preis vermeiden, und er hatte enorme Mühen auf ihre Beseitigung verwendet.Sein Leben lang hatte er in verrauchten Hinterzimmern Deals abgeschlossen, und er wusste genau, dass man sich über unbekannte Faktoren besser erst den Kopf zerbrach, wenn sie auftauchten. So Gott wollte – er grinste in sich hinein   –, würde er dann schon mit ihnen fertig werden. Da vertraute er auf seine Sorgfalt, sein Gespür für Details und seinen Biss.
    Sein Blackberry klingelte. Ein kurzer Blick auf das Display bestätigte, dass es Bullet war. Sie hatten an diesem Abend bereits zweimal miteinander gesprochen.
    Wie immer kam Bullet sofort zur Sache. «Unser Freund in Fort Meade hat mich gerade angerufen.»
    «Und?»
    «Er meldet einen Treffer. Ein Telefongespräch zwischen zwei Nebendarstellern auf unserer Beobachtungsliste.»
    Der Vorschlag, einen seiner Kontakte bei der National Security Agency zu nutzen, um unauffällig nach unerwarteten Problemen Ausschau zu halten, war von Bullet gekommen. Obwohl das Risiko einer Entdeckung in Druckers Augen den eventuellen Nutzen überwogen hatte, sah es jetzt

Weitere Kostenlose Bücher