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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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göttlich – oder, wie unser Freund hier meint, außerirdisch. Und jetzt mal ehrlich, die eine Erklärung ist so sonderbar wiedie andere, da sehe ich wirklich keinen wesentlichen Unterschied.»
    «Keinen wesentlichen Unterschied, ja?» Musgrave war erzürnt.
    «Ich möchte jetzt keine großangelegte theologische Debatte mit Ihnen führen, Greg, aber   –»
    «Aber Sie glauben eben nicht an Gott, nicht einmal angesichts eines Wunders. Also ist jede Debatte zwecklos.»
    «Nein, das wollte ich damit nicht sagen», beharrte Simmons ruhig. «Schauen Sie, Sie sagen, es sei auf Gott zurückzuführen. Sie sagen, unser Schöpfer habe aus irgendeinem Grunde diesen Tag, diesen Ort, dieses Ereignis und diese Methode ausgewählt, um uns hier und heute zu erscheinen   –»
    Gracie unterbrach ihn. «Wissen wir eigentlich, ob woanders auch so etwas passiert ist? Hat jemand die Nachrichten überprüft?»
    «Ich habe gerade mit der Redaktion gesprochen», sagte Finch. «Es gibt sonst keine Meldungen dieser Art.»
    «Gut. Wenn der Allmächtige also beschlossen hat, sich hier und heute zu zeigen», fuhr Simmons fort, «dann muss ich doch davon ausgehen, dass er es aus gutem Grund getan hat.»
    «Die halbe Westantarktis löst sich auf. Reicht Ihnen das nicht?», fragte Musgraves Frau gereizt.
    «Warum, meinen Sie, sind wir hier?», fügte Musgrave hinzu. «Warum sind wir alle gerade hier?» Seine Blicke schossen im Raum umher und hefteten sich an einen britischen Kollegen. «Justin, warum sind Sie hier?»
    «England hat denselben Breitengrad wie Alaska», antworteteder Mann. «Das gemäßigte Klima verdanken wir dem Golfstrom. Ohne ihn – und bei einem weiteren Abschmelzen der Polkappen würde er versiegen – sieht es in London aus wie in diesem Kinofilm, wo Manhattan in Eis und Schnee versinkt. Und im Rest von Europa größtenteils ebenfalls.»
    «Genau», sagte Musgrave. «Wir sind hier, weil wir besorgt sind. Alles deutet darauf hin, dass wir vor einem Riesenproblem stehen, und dieses – vielleicht will uns dieses   … Wunder sagen, dass wir etwas unternehmen müssen.»
    Gracie und Finch wechselten verunsicherte Blicke.
    «Ja, das mag sein», räumte Simmons ein. «Ich meine nur, wenn das tatsächlich der Grund ist, wenn es eine Warnung sein sollte, ein Menetekel, wie Sie sagen, weil uns Unheil droht   … Warum kann es dann nicht von einer hochintelligenten fremden Lebensform kommen?»
    «Ich stimme dem jungen Mann hier zu.» Dinnick wies mit einem entwaffnenden Lächeln auf Dalton. «Das eine ist so haarsträubend wie das andere.»
    Musgraves Frau war sichtlich empört. «Es bringt nichts, das mit irgendjemandem hier zu diskutieren. Sie ziehen die Möglichkeit ja nicht einmal in Betracht.»
    «Ganz im Gegenteil, ich ziehe
alle
Möglichkeiten in Betracht», widersprach Dinnick. «Und wenn wir schon davon sprechen, dass irgendein Wesen Kontakt zu uns aufnimmt, vielleicht, um uns zu warnen, was der Ort und der Zeitpunkt durchaus nahelegen   … wenn wir also die Vorstellung eines Schöpfergottes akzeptieren, warum darf dieser dann nicht einer höher entwickelten Art angehören?»
    Musgrave platzte der Kragen. «Gott ist doch keine Figur aus einem Science-Fiction-Roman. Sie haben ja nicht einmal ansatzweise begriffen, was Glaube bedeutet.»
    «Das spielt auch gar keine Rolle. Nach unserem bisherigen Kenntnisstand sind beide Interpretationen möglich», hielt Dinnick dagegen.
    «Dann interpretieren Sie mal schön. Ich höre mir das jedenfalls nicht länger an.» Musgrave stürmte davon.
    Auch seine Frau stand auf. «Ich glaube», sagte sie mit bebender Stimme, «wir alle wissen, was wir dort draußen gesehen haben.» Damit folgte sie ihrem Mann.
    «Mann. Die zählen ‹Ene, mene, tekel›, und schon geht die Welt unter, oder was?», witzelte Dalton. Ein paar Leute lachten nervös.
    «Ich muss sagen», setzte Justin wieder an, «als ich mir das da draußen angesehen habe   … Es hatte schon etwas ziemlich   … Göttliches.»
    Er sah sich Bestätigung heischend um. Ein, zwei Kollegen nickten.
    Seine Aufrichtigkeit ließ Gracie mehr frösteln als der Wind an Deck. Als die Argumente nur so durch den Raum geflogen waren, hatte sie vor lauter Spitzfindigkeiten gar nicht mehr das ungeheure Ausmaß dessen begriffen, worum sich der Streit überhaupt drehte. Was geschehen war, was sie da draußen gesehen hatten   … es widersetzte sich jeder Erklärung. Es ließ sich nicht begreifen. Wenn sie es nicht mit eigenen Augen gesehen

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