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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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ist nicht von irgendeinem Rahmen oder Kasten umgeben, es gibt keinen dunklen Hintergrund, keine Glasscheiben drum herum. Es schwebt einfach nur in der Luft. Am helllichten Tag.»
    «Außer da hängen ein paar Riesenspiegel, die sie unsnicht zeigen», überlegte Jabba. «Hey, vielleicht wird es ja vom Weltall aus erzeugt.»
    «Nette Idee, aber wie sollte das gehen?»
    Jabba biss geräuschvoll in den nächsten Chip. «Keine Ahnung, Mann. Ich meine, das Ganze lässt sich einfach nicht erklären, stimmt’s?»
    «Nein. Bleib dran.» Bellinger klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter, schnappte sich seine Sachen und stellte sich ein Stück abseits der Menschenmenge, die immer größer wurde.
    Jabba und er spielten noch einige andere Ideen durch, warfen sich alle Bälle zu, die ihnen in den Sinn kamen, aber ihnen wollte einfach keine einleuchtende Erklärung einfallen. Bellingers Aufregung wich bald einem Gefühl der Beklemmung. Irgendetwas an der Sache behagte ihm ganz und gar nicht. Es erinnerte ihn an etwas – er kam nur nicht drauf, was das war.
    Auf einmal gab es an Deck des Schiffs eine Auseinandersetzung, und die Kamera schwankte. Jabba war ebenso begeistert wie die Menge im Einkaufszentrum, alles kommentierte feixend das Gerangel, bis sich die fliegende Kamera wieder gefangen hatte. Dann verschwand die Erscheinung plötzlich und wurde im nächsten Moment direkt über dem Schiff wieder sichtbar. Die Menge rings um Bellinger schrie entsetzt auf und wich zurück.
    «Scheiße nochmal», kam es von Jabba. «Dreht sich das Ding etwa?»
    Bellinger beobachtete die Erscheinung konzentriert und spürte einen Kloß im Hals. «Eindeutig kugelförmig»,staunte er. «Das ist keine Projektion. Das ist wirklich da, oder?»
    Grace Logan hatte angesichts der Erscheinung, die direkt dort über dem Schiff hing, merklich Schwierigkeiten, die Contenance zu bewahren. Die Leute vor dem Schaufenster reagierten genauso wie die Reporterin, sie verstummten.
    Selbst Jabbas Gekaue hatte aufgehört. «Ich glaube, du hast recht. Aber wie   …? Das ist kein fester Körper, und trotzdem   … Es ist fast so, als würde die Luft aufleuchten, aber   … das ist unmöglich, oder? Ich meine, man kann doch nicht die Luft leuchten lassen, oder?»
    Auf einmal rauschte das Blut in Bellingers Schläfen. Etwas in seinem Hirn hatte klick gemacht. Er wusste wieder, woran ihn das Ganze erinnerte.
    Und es war keine schöne Erinnerung.
    Ach du Scheiße.
    Er war wie vor den Kopf geschlagen. Das konnte doch nicht wahr sein.
    «Bist du noch da, Mann?»
    «Ja.» Es war, als hörte er seine eigene Stimme aus weiter Ferne. Im gleichen Moment verblasste das Zeichen wieder. Der Himmel über dem Schiff war leer.
    «Und? Was sagst du dazu?»
    Bellinger bekam eine Gänsehaut. «Ich muss jetzt los. Ich ruf dich an, sobald ich zu Hause bin. Vielleicht fällt dir ja bis dahin noch was ein.»
    «Hey, jetzt warte doch mal, Mann   –»
    Bellinger legte auf.
    Der Tumult um ihn herum wurde leiser. Noch vor wenigenMinuten hatte er sich gefreut, den Stapel gefalteter bunter Leinenhemden aus der Reinigung zu holen. In ein paar Tagen war Weihnachten, und das Meer, die Sonne und der weite blaue Himmel der Dominikanischen Republik warteten auf ihn. Er flog jedes Jahr dorthin, um dem fensterlosen Gefängnis zu entfliehen, das sein Forschungslabor war. Nun war jedes Gefühl von Wärme verschwunden. Eine kalte, lähmende Beklemmung war an seine Stelle getreten, und Bellinger wusste, dass er sie so schnell nicht wieder loswerden würde.
    Einige quälende Minuten lang stand er einfach nur da und sann über den finsteren Gedanken nach, der sich in seinen Verstand gebohrt hatte.
    Unmöglich
, dachte er.
Sei doch nicht albern.
    Aber der Gedanke ließ sich nicht vertreiben.
    Auf den Bildschirmen lief inzwischen die Wiederholung des Berichts. Während sich die Menge auflöste, blieb Bellinger gedankenverloren stehen. Nach einer Weile riss er sich von den Bildern los, trug seine Sachen zum Auto und fuhr schweigend heim.
    Unmöglich.
    Im Flur ließ er seine Sachen zu Boden fallen. Fest entschlossen, sich das Ganze aus dem Kopf zu schlagen, ging er zum Kühlschrank, holte sich ein Bier und wollte seine Post durchgehen, aber es hatte keinen Sinn.
    Er konnte das einfach nicht auf sich beruhen lassen.
    Er schaltete den Fernseher ein. Was er dort sah, verursachte ihm Gänsehaut. Verkehrschaos auf dem Times Square, weil eine riesige Menschenmenge stehen gebliebenwar und zu dem riesigen

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