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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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beschmutzen und herabsetzen. Wir leben in einer zynischen Zeit ohne jede Moral. Scharlatane werden uns übertönen, und zwar ein für alle Mal. Wir dürfen nicht einfach abwarten. Wir müssen handeln, bevor sie ihre Vorstellung beginnen und die Erscheinung Gottes im Chaos versinkt.»
    Der Abt setzte sich und massierte sich mit den schwieligen Händen die Stirn. Der Raum schien sich um ihn herum zusammenzuziehen. Die Worte des jungen Mönches leuchteten ihm ein, aber er konnte sich zu diesem Schritt nicht durchringen. Nicht auszudenken, was die Folgen sein würden. Er saß da, der Zweifel lähmte seine Zunge, und er starrte stumm auf den steinernen Boden. Amin lauerte auf eine Antwort. Wieder erschien Ezechiels Vision vor seinem inneren Auge.
    Feuerräder,
furchtbar anzusehen, wie ein strahlender Kristall,
künden von der Stimme Gottes.
    Entschlossen sah der Abt auf, mit gefurchter Stirn. «Diese Entscheidung steht uns nicht zu. Wir müssen die Räte einschalten und die Angelegenheit Seiner Heiligkeit vorlegen. Sie werden entscheiden.»
     
    Eine Stunde später stand Bruder Amin im Schatten verborgen auf dem dunklen Flur.
    Es war ihm nicht gelungen, den Abt umzustimmen. Der Alte schien von den Ereignissen so überwältigt, dass er nicht in der Lage war, das ungeheure Ausmaß des Ereignisses zu erfassen. Davon wollte der junge Mönch sich nicht bremsen lassen.
    Er würde die Angelegenheit selbst in die Hände nehmen müssen. Er sah sich um, ob er auch wirklich allein war, dann griff er zum Telefon.

KAPITEL 14
    WADI AN-NATRUN, ÄGYPTEN
    Keine zwei Kilometer von dem Bergkamm entfernt, den die beiden Mönche und der Fahrer hinuntergeklettert waren, trottete kurz darauf ein vierzehnjähriger Junge müde seiner kleinen Herde hinterher.
    Trotz des frühen Aufstehens mochte der Junge die Morgenstunden am liebsten, da ging es ihm genauso wie den sieben Ziegen seines Vaters. Die Sonne stand noch tief, und das Tal war in die Schatten der umliegenden Berge getaucht. Bald würde die Hitze unerträglich sein, aber noch genoss er die kühle Brise, auch waren die violetten Schattierungen der kargen Landschaft angenehmer für die Augen als die gleißende Sonne, und sie hatten etwas Erhebendes – wenngleich der Junge das nie so ausgedrückt hätte.
    Er summte eine Melodie, die er kürzlich im Radio seines Vaters gehört hatte, und ging um einen Felsvorsprung herum. Unvermittelt blieb er stehen. Drei Männer, Soldaten anscheinend, luden Ausrüstung in einen staubverkrusteten LKW, dessen Ladefläche mit einer Plane versehen war. Solche Geräte hatte er noch nie gesehen. Besonders stach ihmein sandfarbenes Objekt ins Auge, das einer Trommel ähnelte. Es besaß einen Durchmesser von vielleicht einem Meter, war aber nur zehn Zentimeter tief.
    Obwohl der Junge sich nicht rührte und sogar den Atem anhielt, bemerkten die Männer ihn sofort. Ihm blieb kaum Zeit festzustellen, dass er ihre Aufmachung – sandfarbene Tarnanzüge, Stiefel, Sonnenbrillen – aus den Nachrichtensendungen über den Krieg im Irak kannte, als einer der Männer auch schon einen Befehl bellte und die anderen beiden alles fallen ließen und mit raschen Schritten auf ihn zukamen.
    Der Junge rannte los, aber er kam nicht weit. Einer der Männer warf sich auf ihn. Er schlug hin, bekam Sand in den Mund und in die Augen.
    Ihm schlug das Herz bis zum Hals. Was sollte das? Was zum Teufel wollten sie von ihm? Halb wahnsinnig vor Angst versuchte er sich herumzudrehen, auf den Rücken, aber der Mann, der auf ihm saß, war zu schwer.
    Er hörte den zweiten Mann mit knirschenden Schritten näher kommen, sah aus dem Augenwinkel die Armeestiefel.
    Er hörte kein Wort.
    Er sah das Nicken nicht.
    Und er fühlte nichts, als der Mann über ihm seine großen, geübten Hände in Position brachte – eine seitlich am Hals, die andere an der gegenüberliegenden Seite des Kopfes – und ihm mit einer raschen und präzisen Bewegung das Genick brach.
    Celer, silens, mortalis.
Flink, leise, tödlich.
    Diesem Motto wurden die Soldaten zweifelsohne gerecht.

KAPITEL 15
    AMUNDSEN-SEE, ANTARKTIS
    «Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt, rufen Sie mich an, ja? Ganz egal, zu welcher Uhrzeit.» Gracie nannte die Nummer ihres Satellitentelefons, legte auf und seufzte frustriert.
    Noch eine Sackgasse.
    Sie rieb sich das Gesicht, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und massierte wieder ein bisschen Leben in die Kopfhaut. Sie hatte Simmons und den anderen Wissenschaftlern einige gute Statements

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