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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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abluchsen können, und während Dalton daraus einen Bericht für die Redaktion in Washington schnitt, hatte sie sich ans Telefon gehängt.
    Ihr Rolodex war während ihrer langjährigen Berufstätigkeit extrem angeschwollen, und gerade holte sie alles aus ihm heraus. Schon als Lokalreporterin in Wisconsin und Nachrichtenmoderatorin in Illinois, besonders aber als Sprecherin und Reporterin des «Sonderermittlungsteams», dem Flaggschiff ihres Senders, hatte sie für ihre Arbeit vor der Kamera gebrannt und Kontakte geknüpft, wann immer sie konnte – erfolgreich, was sicherlich auch ihrer Beliebtheitbei den Zuschauern und ihrer anziehenden Wirkung auf Männer zu verdanken war. Gerade in letzter Zeit hatte sie sich zunehmend das Thema Klimaerwärmung zu eigen gemacht. In der erhitzten, emotional aufgeladenen Debatte um die Zukunft des Planeten hatte sie mit ihrer offenen Art heftige Kritik hervorgerufen, die beinahe ihre Karriere ins Wanken gebracht hätte. Aber das schreckte sie nicht. Im Gegenteil, sie überzeugte ihre Arbeitgeber von einer ausführlichen Dokumentationsreihe zum Thema und hatte sich mit allen in Verbindung gesetzt, die etwas zum Thema zu sagen hatten. Und so hatte sie Informanten bei der NASA, beim CalTech und im Pentagon anrufen können und mit dem Herausgeber von
Science
gesprochen, ihrem Lieblingsexperten für Wissenschaft und Technik.
    Aber sie alle standen vor einem Rätsel.
    Gracie hatte kaum aufgelegt, da klingelte das Satellitentelefon schon wieder.
    Noch ein Reporter, der einen Kommentar haben wollte.
    «Wie kommen die bloß immer an diese Nummer ran?», fragte sie ächzend Finch.
    Tja, wie wohl?,
schien sein Gesicht auszudrücken, als er ihr den Hörer abnahm und den Kollegen höflich, aber entschieden abwimmelte. Noch hatten sie die Geschichte exklusiv, mit allen Vor- und Nachteilen.
    Sie stieß einen Seufzer der Verzweiflung aus. «Ich komme kein Stück weiter. Hast du mehr Glück gehabt, Finch?» Sie stand auf, trat ans Fenster und suchte den Himmel ab.
    Finch hatte mit der Redaktion in Washington gesprochen und war seine eigene Informantenliste durchgegangen. «Nein. Wenn es ein Naturphänomen gewesen ist, dann hat bis heute noch nie jemand etwas Vergleichbares gesehen. Und man ist einhellig der Meinung, dass es die Technologie, mit der sich so etwas künstlich erzeugen ließe, noch nicht gibt.»
    Dalton sah von seinem Monitor auf. «Woher sollen wir das wissen? Da draußen gibt es garantiert eine Menge Dinge, von denen noch keiner etwas ahnt.»
    «Schon, aber das ist in diesem Fall völlig unerheblich. Weil wir nämlich von nichts wissen, was auch nur ansatzweise an das hier herankommt.»
    «Verstehe ich nicht.»
    «Technologischen Durchbrüchen geht immer etwas voraus», erklärte Finch. «Die kommen nicht einfach aus dem Nichts. Niemand hat plötzlich ein Handy erfunden. Dazu brauchte es das Telefon, immerhin zweihundert Jahre vorher. Es gibt immer eine Entwicklung. Normale Telefone, schnurlose Haustelefone, digitale Telefone und schließlich Handys   … Verstehst du, worauf ich hinauswill? Technik hat Vorläufer. Und dieses Ding, das wir gesehen haben   … Es gibt offenbar nichts, bei dem das hier herauskommen könnte, setzte man es eine Nummer größer oder stärker oder anders ein. Es spielt in einer ganz anderen Liga. Und überall auf der Welt zerbricht man sich den Kopf darüber. Hier, seht euch das an.» Er rief die letzte E-Mail aus der Redaktion auf. «Die Sache geht ab wie eine Rakete. Reuters, AP, CNN. Alle bringen es. Jeder Sender von London bis Peking. Und sämtliche großen Newsblogs. Drudge, Huffington. Bei Digg steht es auf Platz eins, und wir haben schon überzweihunderttausend Aufrufe bei Youtube. Und in den Chatrooms drehen sie durch.»
    «Was sagen sie denn dazu?»
    «Soweit ich es überblicke, gibt es drei Lager. Die einen denken, dass es irgendein harmloser Gag ist, ein computeranimierter Film wie
Krieg der Welten
oder so. Andere halten es zwar auch für eine Fälschung, gehen aber von einer bösen Absicht aus und denken sich alle möglichen verrückten Theorien aus, wie sich so etwas zuwege bringen ließe. Bloß sind die durch die Bank nicht wasserdicht, jedenfalls den spöttischen Kommentaren der Leute zufolge, die davon Ahnung zu haben scheinen.»
    «Geht irgendjemand davon aus, dass wir
nicht
dahinterstecken?»
    «Ja. Die dritte Fraktion. Diese Leute sind von der Echtheit des Ganzen überzeugt – und zwar nicht, weil Aliens dahinterstecken, sondern Gott.

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