Menetekel
Sie bestimmt nichts zu tun haben möchten», erklärte er schließlich. «Ich kann Ihnen nur raten, loszulassen. Suchen Sie sich ein schönes tiefes Loch, ziehen Sie den Kopf ein und vergessen das Ganze. Wobei –»
Er drückte einmal ab, beiläufig; die Entscheidung war gefallen und wurde umgesetzt. Die Kugel traf den Kerl, den Matt aufrecht hielt, mitten in die Brust.
«– ein schönes tiefes Loch für Sie wüsste ich schon.»
Bürstenschnitt durchfuhr ein Ruck, und Matts linke Seite brannte plötzlich, über den Rippen, aber er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern, weil plötzlich alles ganz schnell ging.
Bürstenschnitts Beine gaben nach, und er drohte Matt wegzurutschen, als der Fiesling erneut abdrückte, einmal, zweimal. Einer der Schüsse traf Bürstenschnitt in die Schulter. Beim Austritt pfiff das Geschoss an Matts Ohr vorbei und besprengte sein Gesicht mit Blut und Knochensplittern. Matt hatte alle Mühe, den Mann aufrecht zu halten,um ihn weiter als Schutzschild benutzen zu können, während er gleichzeitig auf den Fiesling schoss, der hinter dem Mercedes in Deckung ging. Matt wich zurück, mit jedem Schritt brannte seine linke Seite schlimmer. Wieder kam der andere für einen Schuss hoch und erwischte Matts Geisel am Schenkel. Zwei weitere Gestalten kamen mit gezogenen Waffen von der Rückseite des Hauses. Als sie Matt sahen, gingen sie in eine geduckte Schießhaltung, aber sie standen völlig frei, und Matt erwischte eine von ihnen an der Schulter. Es war die Frau aus dem Lieferwagen. Sie taumelte seitwärts, als hätte ihr jemand die Füße weggetreten. Der andere Schütze tauchte ebenfalls hinter dem Mercedes ab. Den verblutenden, vielleicht längst toten Mann als Schutzschild vor sich, zog Matt sich zurück, Schritt für Schritt, und feuerte jedes Mal, wenn er irgendwo Haut aufblitzen sah. Ein paar Kugeln sirrten vorbei, und er schoss zurück – bis seine Pistole die letzte Patrone ausspuckte und das Magazin geräuschvoll einrastete.
Seine beiden Gegner hatten das offenbar auch begriffen und kamen unbesorgt aus der Deckung. Matt sah sich hektisch um. Er war nur noch ein paar Meter vom Gehweg entfernt. Also nahm er seine letzten Kräfte zusammen, zerrte den Toten noch ein paar Schritte weiter, dann ließ er ihn fallen, machte einen Satz auf den Gehweg hinaus und rannte los.
Er sah nicht nach hinten. Die leere Pistole in der Hand, schlug er zwischen zwei geparkten Autos einen Haken und rannte zur anderen Straßenseite hinüber, damit ihm die Autoreihen etwas Deckung gaben. Er konnte nur hoffen, dassihn nicht doch noch eine Kugel erwischte, bevor er es zum Camry schaffte. Er hatte keine Ahnung, wie schwer er bereits verletzt war, und wenn er Pech hatte, blieb ihm auch keine Gelegenheit mehr, es herauszufinden.
KAPITEL 37
KLOSTER DER SYRER, WADI AN-NATRUN, ÄGYPTEN
Wie Gracie vermutet hatte, schafften sie es gerade noch vor den Nachrichtenteams in den Schutz der Klostermauern. Sie hatten es sich eben eingerichtet, als draußen vor dem Tor auch schon die ersten Autos und Übertragungswagen auftauchten. Die zweihundert Mönche, die das Kloster beherbergte, gerieten in helle Aufregung, und während der Abt sie zu beruhigen versuchte, schickte er Bruder Amin zu den Journalisten hinaus. Der junge Mönch trat vor das Tor, erklärte, dass Pater Hieronymus derzeit noch keinen Kommentar abgeben könne, und bat die Reporter, seine Privatsphäre zu respektieren. Sie protestierten ebenso lautstark wie vergeblich.
Damit begann die Belagerung.
Gracies Satellitentelefon war wieder eingeschaltet. Es gab keinen Grund mehr, unterm Radar zu bleiben. Im Gegenteil. Dalton, Finch und sie waren bestens platziert, um ihre Kollegen zu übertrumpfen. Die Story, inzwischen Topthema auf sämtlichen großen Nachrichtenkanälen, erforderte fortlaufende Berichterstattung – am besten live. Noch hatten siedie Story exklusiv, und es dauerte keine halbe Stunde, bis sie ihren ersten Livebericht vom Dach der Feste an den Klostertoren sendeten.
Gracie stand oben auf dem großen, sandfarbenen Würfel, blickte in Daltons Kamera und wägte ihre Worte sorgfältig ab.
«Bis jetzt hat er noch keine Stellungnahme abgegeben, Jack. Wie Sie sich vorstellen können, ist er von den Ereignissen der letzten Tage völlig überwältigt. Ich kann Ihnen lediglich bestätigen, dass Pater Hieronymus sich tatsächlich hier bei uns im Kloster aufhält.»
«Aber Sie haben doch mit ihm gesprochen, nicht wahr?», fragte Roxberry in ihrem
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