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Menetekel

Menetekel

Titel: Menetekel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Ohrhörer.
    «Ja, das habe ich.»
    «Und was hat er gesagt?»
    Roxberry war seine Enttäuschung deutlich anzuhören, und dass sie sich so bedeckt hielt, machte es bestimmt nicht besser. Er und die Fernsehzuschauer erfuhren weder, dass sie Pater Hieronymus die Aufnahmen der Sichtungen gezeigt hatten, noch ein Wort dessen, was ihnen der alte Mann in seiner Einsiedelei erzählt hatte. Finch und sie hatten sich sorgfältig darüber abgestimmt, was sie weitergeben wollten, und sie waren sich einig gewesen, dass es ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zustand, Dinge zu äußern, die ihnen der Priester im Vertrauen auf ihre Diskretion mitgeteilt hatte und die sich zudem leicht aus dem Kontext reißen und verfälschen ließen, was noch früh genug kommen würde. So schwer es auch fiel, das alles für sich zu behalten, sie fanden es angemessen, Pater Hieronymus die Gelegenheitzu geben, seine Geschichte selbst zu erzählen, und zwar zu einem Zeitpunkt, den er für richtig hielt. Sie wollten ihn um ein Live-Interview bitten, sobald er sich etwas ausgeruht und gesammelt hatte.
    «Er bat uns darum, seinen Wunsch nach etwas Ruhe zu respektieren – was wir selbstverständlich tun.»
    Sie konnte förmlich über Funk hören, wie Roxberrys Puls stieg.
    Sie hatte mit Finch auch darüber diskutiert, ob sie die Bilder aus der Höhle zeigen sollten. Gracie verwies darauf, dass ihnen eine vertrauliche Besichtigung zugestanden worden war; sie hatte Bedenken, das Filmmaterial zu senden, weil sie damit das Vertrauen des Priesters missbrauchen würden. Finch hatte dagegengehalten, dass sie es auch ebenso wenig
nicht
zeigen konnten – weil es dafür zu wichtig sei. Außerdem hätten ja auch die Kameraleute der BBC die Höhle für ihre Dokumentation filmen und das Material ausstrahlen dürfen. Die Aufnahmen gingen bereits um die Welt, und er sah nicht ein, welchen Schaden es anrichten sollte, wenn ihr Bericht bestätigt würde; also hatte Gracie zugestimmt.
    Gracie verabschiedete sich und trat an den Rand des Flachdachs. Sie rechnete jeden Moment mit einem erzürnten Anruf aus der Redaktion. Das Dach wurde nur von einer wenige Zentimeter hohen Leiste umgrenzt, dahinter ging es ganz schön weit hinunter, und ihr wurde ein bisschen mulmig. Auch der Blick über die Klostermauern hinweg auf die flache, karge Landschaft verhieß nichts Gutes. Je mehr Autos vor dem Kloster standen, desto bedrohlicher fand sie die Scheinwerferlichter, die sich draußen durch die Wüsteschlängelten. Sie kannte diese Region gut genug, um zu wissen, wie rasch die Lage außer Kontrolle geraten, wie religiöser Eifer plötzlich aufflammen und in Blutvergießen enden konnte. Sie riss ihren Blick von den bedrohlichen Lichtern draußen in der Wüste los und ging zu Finch und Dalton hinüber, die sich um den Laptop geschart hatten und den Livebericht verfolgten, den al-Dschasira draußen vor dem Tor sendete.
    «Verrückt, oder?» Sie setzte sich neben ihnen in den Schneidersitz und spürte plötzlich große Müdigkeit. «Hier drin zu hocken und sich selbst von draußen zu sehen.»
    «Wie bei einer Geiselnahme, nur abgedrehter», meinte Dalton.
    Links im Schatten bewegte sich etwas. Bruder Amin tauchte in der Dachluke auf. Er nickte ihnen ernst zu und kam die wackelige Leiter hinaufgestiegen.
    «Wie geht es Pater Hieronymus?», fragte Gracie.
    Bruder Amin zog müde die Schultern hoch. «Er ist durcheinander. Verängstigt. Betet um Führung.»
    Sie nickte. Es war frustrierend, keine Antworten für ihn zu haben. Und der Druck, unter dem er stand, fing gerade erst an. Das bestätigte schon ein kurzer Blick auf den Laptop. Die Nachrichten aus Kairo und Alexandria waren besorgniserregend. Die Neuigkeit, dass Pater Hieronymus diese unerklärliche Erscheinung präzise vorhergesehen hatte, sorgte für große Aufregung im Land. Schon hatten sich die Fronten zwischen den Lagern verhärtet, dabei war die Story gerade erst bekannt geworden. In den Beiträgen wurden die Verblüffung und Aufregung der hiesigen Christengezeigt. Für sie verkörperte Pater Hieronymus schon lange den Wandel zum Guten, und dass er in dieser Angelegenheit eine so wichtige Rolle spielte, schien sie im Großen und Ganzen zu begeistern; sie wollten mehr darüber wissen. Die interviewten Muslime dagegen äußerten sich entweder abfällig oder aggressiv. Wahrscheinlich, dachte Gracie zynisch, wurden aber auch nur die flammendsten und somit publikumswirksamsten Kommentare gesendet. Geistliche hielten Schmähreden

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