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Mensch, Martha!: Kriminalroman

Mensch, Martha!: Kriminalroman

Titel: Mensch, Martha!: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Klöck
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zufällig heute für Nicoles Erziehung
zuständig ist.
    Sie begleitet Nicole zu einem
Haus mit blauer Haustür, blauen Fensterläden und einer blauen Bank
an der Hauswand.
    Wirklich nett.
    Martha spürt einen Klumpen
hinter dem Brustbein. »Ich werde übermorgen, am Montag, nochmals
vorbeikommen.«
    Nicole beißt sich auf die
Unterlippe. »Aber ich hab wirklich schon alles gesagt!«
    »Ich besuch dich einfach.«
    »Na schön. Vielen Dank für
alles.«
    Martha sieht ihr nach, wie sie
durch die blaue Haustür ins Blaue Haus verschwindet. Sie steckt die
Hände in die Jackentaschen. Rechts fühlt sie eine Haarspange von
Rebekka.
    Gleich neben dem Parkplatz gibt
es ein graues Haus. Martha liegt richtig. Es ist die Verwaltung. Ein
Schild weist darauf hin, dass Herr Körner in besonderen Fällenauch privat erreichbar ist. Die Telefonnummer kann über die
Erzieher der Wohngruppen erfragt werden.
    Das Mädchen hat keine Eltern.
Irgendwelche Menschen sind für sie zuständig. Am Wochenende wohl in
einer Art Bereitschaft. Heute ist es eine Daniela.
    Wahrscheinlich sind die
Erzieher angewiesen abzuwägen, ob der Fall ein besonderer Fall ist,
der die Herausgabe der Privatnummer rechtfertigt.
    Martha beschließt, mit
niemandem die Besonderheit des Falles auszuleuchten. Man wird diesen
Körner am Montag aufsuchen.
    Sie lässt sich auf den
Beifahrersitz des Streifenwagens fallen. Sie fühlt sich wie erlöst.
Sie holt aus ihrem Rucksack eine Zigarette hervor und weil
draußen ein scharfer Wind pfeift, zündet sie die im Auto an und
nimmt einen tiefen Zug, den sie in der Lunge behält, bis sie wieder
ausgestiegen ist.
    »Eigentlich ist das ein
Nichtraucherauto!« bemerkt der junge Beamte trotzdem. Es klingt
fast schüchtern. Martha stellt beglückt fest, wie wunderbar es sich
anfühlt, wenn das Nikotin im Körper sein Unwesen treibt.
    »Eigentlich bin ich
Nichtraucherin!« sagt sie durch die offene Wagentür. »Da könntest
du schon mal eine Ausnahme machen!«
    Sie ist mit vier Zügen fertig.
Er lässt den Motor an.
    »Unter meinen Kollegen gibt es
fast keine Raucher mehr«, berichtet der junge Polizist auf
der Rückfahrt und es klingt so, als würde er es ein bisschen
bedauern.
    »Unter meinen auch nicht. Es
ist wirklich schlimm!«
    Beim Aussteigen drückt er ihr
einen Schokoriegel in die Hand. »Das hilft auch gegen Stress!«
    Martha runzelt die Stirn und
bedankt sich. »Wenn wir das nächste Mal zusammen fahren, bin
ich clean!« verspricht sie und wirft die Wagentür zu.

–3–
    Auf dem Korridor trifft sie auf Thomas. Mit ihm
kann sie gut zusammenarbeiten. Sie mag seine ruhige Art und
er ist ein sogenannter Frauenversteher. Zumindest arbeitet er
daran, einer zu werden. Manchmal nervt seine unentschlossene Art,
sein Abwägen und Überdenken. An guten Tagen aber gibt Martha
zu, dass genau dieses Verhalten zu guten Lösungen verhilft.
    Thomas teilt sein Büro mit
Becker. Obwohl Martha weniger lang im Team dabei ist, hat sie das
Privileg eines Einzelbüros. Weil sie eine Frau ist. Weil sie die
ist, die geschundene Frauen befragt, die nicht mit Männern reden
wollen oder können.
    Sie drückt Thomas den
Schokoriegel in die Hand. »Da ist ein Sticker drin. Den gibst
du mir für Rebekka!« Sie selbst gönnt sich eine Zigarette in ihrem
Dienstzimmer, obwohl das Rauchen auf der Dienststelle längst
verboten ist.
    »Ich werde es nie schaffen,
das Rauchen aufzugeben, so lange ich mir so etwas anhören muss! Ich
verstehe nicht, wie ihr Nichtraucher das schaffen könnt!«
    »Ich hab vorher kurz in das
Tonband hineingehört ...«, bemerkt Thomas.
    »Und was hältst du davon?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Lass
uns hören, was er dazu sagt. Er sitzt bei Becker im Büro.«
    Martha nimmt den letzten Zug
und drückt die Zigarette wieder am Absatz aus. Sie wickelt die Kippe
in ein Stück Papier und wirft sie in den Abfallkorb.
    »Becker spricht mit ihm. Er
will sich beschweren wegen des Streifenwagens. Becker wartet
schon auf dich und das Tonband.«
    Martha stöhnt auf, als ihr
klar wird, dass sie das Gespräch gemeinsam mit Becker führen
wird. Sie holt das Tonband aus der Schreibtischschublade, sucht die
Stelle, wo Nicole auf Radspieler zu sprechen kommt und steckt es in
ihre Westentasche.
    Sie holt tief Luft, klopft an
Beckers Tür und tritt ein, bevor er Herein! sagen kann.
    Becker sitzt hinter seinem
Schreibtisch.
    »Martha, da bist du ja
endlich!« Er räuspert sich. »Herr Radspieler, das ist die
Kollegin Morgenstern.«
    Martha hätte aus

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