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Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Mensch ohne Hund: Roman (German Edition)

Titel: Mensch ohne Hund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Weltall oder etwas in der Art.
    »Wem schreibst du?«, fragte Kristoffer.
    »Einem Freund«, antwortete Henrik.
    »Ach so«, sagte Kristoffer.
    Er schloss die Augen. Es war schwer, nicht an Linda zu denken. Es war schwer, es auszuhalten. Es war schwer, sich nicht vorzustellen, wie es wäre, könnte man ein paar Tage überspringen.
    Zwei, inzwischen würde es mit zweien reichen. Wenn es Mittwochabend wäre statt Montagabend, rechnete er sich aus, dann wäre er zurück in Sundsvall. Läge in seinem eigenen Bett in seinem eigenen Zimmer statt hier an diesem todlangweiligen Ort. Hätte Linda näher bei sich, schließlich wohnte sie nur ein paar hundert Meter von ihrem Haus im Stockrosvägen entfernt. Er könnte sie anrufen und sich mit ihr verabreden. Warum eigentlich nicht? Ihr sagen, er habe ein Weihnachtsgeschenk für sie.
    Ja, verdammt, warum war ihm das nicht früher eingefallen. Linda anrufen, sie bitten, zu Birgers Kiosk zu kommen, ihr ein unglaublich unwiderstehliches Weihnachtsgeschenk überreichen, anschließend konnte man einen Hamburger essen, spazieren gehen und jeder eine Zigarette rauchen. Über Gott und die Welt reden und dann anfangen zu küssen, verdammt noch mal, wenn er nur wieder nach Hause käme, würde sich das mit Linda schon regeln. No doubt.
    Er fluchte innerlich darüber, so tollpatschig zu sein, sein Handy zu verlieren, fragte sich, ob er wohl tatsächlich eines zu Weihnachten bekäme – aber vielleicht konnte er auch erst einmal Henriks leihen und ihr eine SMS schicken?
    »Kann ich dein Handy leihen, wenn du fertig bist?«
    »Mhm. Was?«
    »Kann ich mir mal dein Handy leihen?«
    »Du weißt, dass du das nicht kriegst.«
    »Warum nicht?«
    »Das weißt du auch.«
    »Danke. Wozu braucht man Feinde, wenn es Brüder gibt.«
    Keine Antwort.
    »Ich habe gesagt: Wozu braucht man Brüder, wenn es Feinde gibt.«
    »Das habe ich gehört. Aber meinst du es nicht umgekehrt?«
    »Wieso umgekehrt?«
    »Du hast gesagt: Wozu braucht man Brüder, wenn es Feinde gibt.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Doch, hast du.«
    »Nein.«
    Schweigen.
    »Nein.«
    Schweigen.
    »Nein.«
    »Kristoffer, manchmal bin ich ziemlich genervt von dir. Kannst du nicht einfach die Klappe halten, damit ich das hier abschicken kann?«
    »Wem schreibst du?«
    Keine Antwort.
    »Wem schreibst du? Deiner Freundin? Wie heißt sie noch … ist es diese Jenny?«
    »Ja, stell dir vor, sie ist es. Kannst du dir nicht eine Freundin besorgen, Kristoffer, damit du mal etwas Sinnvolles zu tun hast?«
    »Vielen Dank für den Tipp. Ich werde mir die Sache überlegen. Ist sie hübsch?«
    »Was?«
    »Ist sie hübsch, diese Jenny?«
    »Ich habe keine Lust, mit dir darüber zu diskutieren.«
    »Danke. Echt toll. Der einzige Bruder geht zur Universität und wird so hochnäsig, dass er nicht einmal mehr mit einem spricht.«
    »Hör auf, Kristoffer. Lass mich das hier fertigschreiben und halt solange die Klappe, ja?«
    »Kannst du nicht gleichzeitig simsen und reden? Ich kann das.«
    »Das liegt daran, weil du nie etwas Wichtiges schreibst. Und nie etwas Wichtiges sagst.«
    »Nochmals herzlichen Dank. Mit solchen Feinden braucht man keine Brüder.«
    »Jetzt hast du es wieder falsch gesagt.«
    »Wieso?«
    »Du hast es verdreht.«
    »Habe ich überhaupt nicht.«
    Schweigen.
    »Das habe ich überhaupt nicht.«
    Schweigen.
    Diese Tapeten sind das Hässlichste, das ich je gesehen habe, dachte Kristoffer Grundt. Eigentlich das ganze Zimmer, selbst ich muss hübsch wirken zwischen diesen vier Wänden.
    Vielleicht könnte man mit dem Kopf voran gegen eine davon rennen und dann für zwei Tage bewusstlos sein?
     
    Karl-Erik Hermansson hatte niemals in seinem Leben alkoholhaltige Getränke im Übermaß zu sich genommen – aber nachdem er allen anderen von Jakob Willnius’ mitgebrachtem Angeberwhisky angeboten hatte, war er natürlich gezwungen gewesen, auch Walter etwas anzubieten, als dieser zwanzig Minuten nach sieben auftauchte. Das widerstrebte ihm wirklich, aber mangels anderer Möglichkeiten musste er sich den Sitten und Gebräuchen fügen. Er hatte das Gefühl, es habe zu regnen angefangen, und dem war tatsächlich so, ein kalter Regen, der sicher in Schnee übergehen würde, wenn die Temperatur nur um ein, zwei Grad sänke – es scheint den ganzen Herbst nur geregnet zu haben, dachte er stoisch, aber er merkte, dass es ihm in den Zähnen weh tat, als er seinem einzigen Sohn die Hand gab und ihn willkommen hieß. Auch wenn man allen anderen etwas

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