Menschen einschätzen und überzeugen
Beziehung für unmöglich halten.
Projektion: Eigene Wünsche oder Stimmungen werden auf andere Personen projiziert. Dabei spielt die aktuelle Befindlichkeit eine wesentliche Rolle. Eigene Verhaltensweisen werden dann vermeintlich am anderen ausgemacht, der jedoch nur eine Projektionsfläche darstellt. Der unfreundliche Bäcker am Morgen ist also vielleicht nur die Projektion unserer eigenen Morgenmuffeligkeit.
Attributionsfehler: Ereignisse können verschiedenen Ursachen zugeschrieben werden. Auf der Suche nach Erklärungen laufen wir Gefahr, eine (ungeliebte) Person für Misserfolg verantwortlich zu machen, ohne dabei über andere Ursachen oder widrige Umstände nachzudenken.
Schubladendenken: Sie haben sie sicher auch, Ihre persönlichen Schubladen, auf denen vielleicht steht: „Geht gar nicht“, „Langweiler“, „Besserwisser“ oder „Dummschwätzer“. Menschen landen schnell in unseren individuellen Positiv- oder Negativ-Schubladen. Aber ist das rasche Urteil gerechtfertigt? Geben Sie diesen Menschen eine Möglichkeit, aus ihrer Schublade wieder herauszukommen?
Checkliste: Aufmerksam wahrnehmen und einschätzen
Achten Sie auf möglichst viele Kriterien bei anderen Menschen: Körpersprache, Stimme, sprachlicher Ausdruck, Arbeitsverhalten, Motive usw.
Berücksichtigen Sie die jeweilige Situation des anderen: Profilierungsdruck, Stresssituation, Angst, körperliche Verfassung usw.
Sofern möglich oder Ihnen bekannt – berücksichtigen Sie die persönliche Geschichte des anderen: Erfahrungen, prägende Ereignisse, kulturelle Besonderheiten usw.
Beobachten Sie die Person in möglichst vielen und unterschiedlichen Situationen: im Meeting, im persönlichen Arbeitszimmer, bei einer Präsentation, in der Mittagspause, in privaten Gesprächen usw.
Hören Sie genau hin. Welche Worte benutzt Ihr Gegenüber und was können Sie aus der Modulation seiner Stimme ableiten?
Erspüren Sie auch, welche Atmosphäre durch das Auftreten und die Anwesenheit dieses Menschen entsteht.
Suchen Sie nicht nur nach Bestätigung Ihres ersten Eindrucks, sondern filtern Sie Beobachtungen heraus, die Ihrer Einschätzung widersprechen.
Wir sehen nur Ausschnitte
Wir können nur das wahrnehmen, was andere uns zeigen – und das ist natürlich immer nur ein Ausschnitt und nicht unbedingt repräsentativ für diese Person. Wir können daher nie von einer Situation auf die ganze Persönlichkeit schließen. Wir müssen immer bedenken, dass das gezeigte Verhalten tagesformabhängig und situationsspezifisch ist. Und oftmals sind andere ja gerade darum bemüht, nur ganz bestimmte Aspekte von sich zu zeigen!
Menschen in Ausnahmesituationen
Menschen (re-)agieren meist in einer für sie typischen Weise, aber eben nicht immer. Aktuelle Gefühlslagen, gesundheitliche Einschränkungen oder außergewöhnliche Bedingungen sorgen dafür, dass ein anderes als das übliche Verhalten gezeigt wird.
Beispiel: Extremsituation
Andreas ist eigentlich ein ruhiger, kooperativer Mitarbeiter, der noch nie negativ aufgefallen ist. Heute aber in der Verhandlung mit dem Kunden rastet er regelrecht aus: Er beschuldigt ihn lautstark, unfair und unzuverlässig zu sein, gestikuliert hektisch und verlässt dann aufgebracht den Besprechungsraum.
Um Andreas' Verhalten zu verstehen, muss man seinen privaten Hintergrund kennen: Sein Vater ist kürzlich verstorben, bei seiner Frau wurde Krebs diagnostiziert, er selbst kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten. Er steht unter Stress, was bei ihm untypische und extreme Verhaltensweisen hervorruft.
Auch neue Situationen oder fremde Menschen verursachen in uns oftmals andere Gedanken und Gefühle als ein vertrautes Umfeld. So zeigen wir unterschiedliche Facetten von uns, die für Außenstehende verwirrend sein können.
Menschen in Anpassungssituationen
Für viele Menschen macht es einen Unterschied, ob sie sich im Beruflichen oder Privaten bewegen. Dem machtbewussten Chef oder dem intrigierenden Kollegen gegenüber werden sie sich vermutlich vorsichtig verhalten, auch wenn dies vielleicht gar kein typischer Wesenszug von ihnen ist. Oder sie lassen zuhause ihren inneren Chaoten regieren, während sie in der Firma bemüht sind, ihren Schreibtisch stets aufgeräumt zu halten und immer pünktlich zu Meetings zu erscheinen.
Wir passen uns also den äußeren Umständen an und zeigen oftmals ein rein nutzenorientiertes Verhalten – um uns zu schützen, um Vorteile zu erzielen, um ein positives Bild von uns abzuliefern.
In der
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