Menschen einschätzen und überzeugen
vor einer Kasse oder auf einer Veranstaltung. Nehmen Sie möglichst viele Facetten wahr: Kleidung, Mimik, Accessoires, Körperhaltung, Gestik … Was geht Ihnen dabei durch den Kopf? Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus Ihren Wahrnehmungen? Überprüfen Sie, wenn möglich, den Wahrheitsgehalt Ihrer Vermutungen. Seien Sie dabei bewusst auf der Suche nach Fehleinschätzungen. Fragen Sie auch Ihre Begleitung, was sie bei diesen Menschen wahrgenommen hat und gleichen Sie Ihre Ergebnisse ab.
Der erste Eindruck
Menschen wirken auf uns. Sie rufen in uns Ideen, Vorstellungen, Sympathie oder Antipathie hervor. Wir spüren sofort, ob wir einem Menschen trauen und ihn für kompetent halten oder nicht. Das alles passiert innerhalb weniger Sekunden. Wir müssen dazu gar nicht mit einem Menschen ins Gespräch kommen, um einen ersten Eindruck von ihm zu haben. Seine nonverbalen Signale, die Körperhaltung, seine Kleidung, sein Gang, der Blick, seine Mimik und Gestik senden unsalles, was wir für eine schnelle Bewertung brauchen. Doch nicht immer bewahrheitet sich unser erstes Bild. Manchmal müssen wirnach einem ersten Austausch mit dem Fremden feststellen, dass wir unser Urteil – zumindest in Teilen – revidieren müssen.
Beispiel: Ein erster Eindruck
Robert steht zu Beginn des zweitägigen Seminars abseits und beobachtet. Dann setzt er sich auf einen Stuhl und blättert in den Unterlagen. Roberts Mine ist versteinert, sein Blick skeptisch. Kontakt zu anderen Seminarteilnehmern sucht er nicht.
Der erste Eindruck, den Robert bei vielen anderen Teilnehmern hinterlässt, ist Arroganz und Ablehnung. Keiner hat das Bedürfnis, auf ihn zuzugehen, weil Robert mit seiner Körpersprache signalisiert, dass er sich nicht unterhalten will. Wie sich später herausstellt, ist Robert tatsächlich kein Mensch, der offen auf Fremde zugeht, sondern eher abwartet. In Gesprächen hat er die Befürchtung, nicht interessant genug für andere zu sein. Daher spricht er lieber weniger und nur über Themen, in denen er sich absolut auskennt. Robert ist schüchtern. Er ist ein introvertierter Typ, der Angst vor Ablehnung hat. Der Eindruck, den er bei den anderen Seminarteilnehmern hinterlassen hat, ist also nur bedingt richtig. Robert wirkt zwar im ersten Moment arrogant. De facto rührt seine Haltung aber aus einer großen inneren Unsicherheit.
Wichtig
Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck. Mit einem zweiten Blick werden Sie jedoch den meisten Menschen eher gerecht.
Der Schein trügt: Wahrnehmungsfehler
Unsere Wahrnehmung unterliegt diversen Verzerrungen und Fehlern. Machen Sie sich daher hin und wieder bewusst, was in Ihnen passiert, um mögliche Fehler zu vermeiden:
Erwartungen und Vorstellungen: Diese verengen unseren Blick bezüglich einer Person oder Situation. So kommt es, dass sich vieles nach dem Prinzip der „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“ entwickelt.
(Vor-)Informationen von anderen: Verknüpfen wir diese mit unseren Erfahrungen und Meinungen führen oft zu Vorurteilen gegenüber anderen Menschen.
Beispiel: Wie Vorurteile entstehen
Sie haben einen Kollegen in der Nachbarabteilung, von dem Sie wissen, dass er oft krank ist. Von einer anderen Kollegin haben Sie gehört, dass er seine Arbeit nicht besonders schnell erledigt. Für Sie ist nun klar, dass der Kollege zu den „unfähigen Krankmachern“ gehört, die die Firma durchschleppt, während Sie sich zu den Leistungsträgern zählen.
Subjektive Persönlichkeitstheorien: Der Beobachter hat eine ganz bestimmte Vorstellung davon, welche Eigenschaften zusammengehören. Einen Mensch, der z. B. sportlich aktiv ist, hält er auch für beruflich erfolgreich. Solche Eigenschaften werden automatisch zugeordnet, ohne dass sie beobachtet werden.
Stereotype: Menschen, die einer bestimmten Gruppe angehören, werden mit denselben Attributen verbunden, diedieser Gruppe zugeschrieben werden, wie z. B.: „Informatiker sind introvertiert und können sich nicht durchsetzen“.
Ähnlichkeitsphänomene: Wir bewerten einen Menschen besser, der uns selbst in Verhalten und/oder nach Herkunft ähnelt. Auch Vergleiche zwischen anderen Menschen werden unbewusst hergestellt.
Beispiel: Gleiches Aussehen, gleiche Eigenschaften?
Ihr neuer Nachbar sieht aus wie Ihr Chef, mit dem Sie überhaupt nicht klar kommen. Automatisch werden Sie Ihren Nachbarn eher meiden, weil Sie ihm ähnliche Eigenschaften wie Ihrem Vorgesetzten zuschreiben und damit eine angenehme nachbarschaftliche
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