Menschen einschätzen und überzeugen
akzeptieren, dass manche Kollegen da nicht ohne Zögern mitziehen, fällt ihm enorm schwer.
Bernhard König repräsentiert den sachbezogenen, extravertierten Menschen, der wenig Sinn für Small Talk, lange Abstimmungsdebatten oder ein intensives persönliches Miteinander hat. Emotionen haben für ihn am Arbeitsplatz nichts verloren.
Aus Sicht der hilfsbereiten Teamassistentin
Sieglinde Ehrlich war wie immer bemüht, die Statistik korrekt zu aktualisieren, doch mit der neuen Software war ihr das schier unmöglich. Sie hat sich bislang erfolgreich davor drücken können, diese einzusetzen – und sieht auch keinerleiVorteil darin. Sie ist aber fast noch mehr darüber verärgert, dass ihr Chef sie nicht informiert und eingebunden hat. Eine Einführung in die Software hat bis heute nicht stattgefunden. Und selbst auszuprobieren, was diese leistet, ist nicht ihr Ding. Sie fühlt sich im Stich gelassen. Für sie als introvertierter Beziehungsmensch wäre es wichtig gewesen, dass ihr Chef sich ein wenig Zeit genommen hätte.
Aus Sicht des peniblen Wissenschaftlers
Heiner Peters hat dem Auftrag seines Vorgesetzten volle Konzentration geschenkt und sein Bestes gegeben, um alle Informationen in dem Papier unterzubringen. Allerdings war ihm die Zeit dafür viel zu knapp. Er hasst es, plötzlich einem anderen Projekt den Vorrang geben zu müssen und unter Zeitdruck hohe Qualität abliefern zu müssen. Was ihm als Introvertierten bei diesem Auftrag vor allem im Magen liegt, ist die Information, dass er einen Teil der Verhandlungen übernehmen soll – wo er doch gar nicht weiß, was von ihm erwartet wird, und wo er noch nie in einer solchen Runde dabei war. Peters möchte keine Fehler machen und auf alles gut vorbereitet sein.
Reichlich unpassend findet er die Art und Weise, wie ihm sein Chef dies alles mitteilt. Er kann grundsätzlich gut mit einem unpersönlichen E-Mail-Austausch umgehen, aber dieser knappe Arbeitsauftrag ohne Hintergrundinformation gefällt ihm aufgrund seines Bedürfnisses nach Fakten und Details überhaupt nicht. Sein Chef hätte doch auch persönlich mit ihm sprechen können; dann hätte er nachfragen können, wiees zu dem zeitnahen Termin kam, welche Informationen er aufbereiten solle, auf wen man dort treffen wird usw.
Worin liegt das Konfliktpotenzial?
Bernhard König setzt seine Verhaltens- und Einstellungsmaßstäbe auch bei anderen Menschen an:
Er bedenkt nicht, dass andere Persönlichkeiten von völlig anderen Motiven getrieben werden könnten. So sieht er beispielsweise nicht, dass für sehr sicherheitsbewusste, also introvertierte Menschen der Schritt ins Ungewisse Ängste mit sich bringt, während er selbst Neues in der Regel als spannende Herausforderung betrachtet.
Sieglinde Ehrlich braucht als introvertierter Beziehungsmensch den persönlichen Kontakt und eine vertrauensvolle Atmosphäre, um Höchstleistungen zu erbringen. Mit Bernhard König hat sie jedoch einen Vorgesetzten, der den Fokus auf die Zielerreichung und dem Funktionieren der Prozesse legt. Ob sich seine Mitarbeiter dabei wohl fühlen oder nicht, ist für ihn nicht entscheidend.
Heiner Peters, dem introvertierten Kopfmenschen, gegenüber kann König sachlicher verfahren, allerdings braucht dieser möglichst viele Informationen für die Aufgabe. Dieser mag er sich nur nach intensiver Vorbereitung und klarer Abstimmung widmen. Bernhard König kann nicht davon ausgehen, dass sich sein Mitarbeiter spontan auf die Gegebenheiten einstellt.
Wichtig
Veränderungen sind bei Extravertierten willkommen, rufen bei Introvertierten aber Unbehagen hervor. Eigeninitiative und Neugier können kaum vorausgesetzt werden. Vielmehr braucht es eine Auseinandersetzung mit den Vorbehalten und Ängsten. Dies kostet Zeit und Mühe, was den extravertierten, sachorientierten Menschen extrem fordert.
So könnte es besser funktionieren
Veränderungen vorbereiten und begleiten
Sieglinde Ehrlich ist ein Mensch, der Stabilität schätzt und nicht gleich auf alles Neue aufspringt. Vor allem große Veränderungen, bei denen sie sich an andere Vorgehensweisen oder Menschen gewöhnen muss, machen ihr Angst. Ihr Chef hätte sie behutsam auf die neue Software vorbereiten müssen, indem er sie im Vorfeld über die Notwendigkeit informiert und gemeinsam mit ihr Maßnahmen zur Einarbeitung festgelegt hätte.
Persönliche Beziehung stärken
Bernhard König sollte seine Mitarbeiterin eng führen, wenn es um neue oder schwierige Aufgaben geht. Er darf sie nicht
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