Menschen einschätzen und überzeugen
Frauen eine echte Überforderung.
Umgekehrt ist es für Iris Neubauer schwer zu akzeptieren, ihre eh schon knapp bemessene Zeit mit langen Erklärungen und Rücksichtnahmen vergeuden zu müssen. Außerdem scheut sie kein Risiko und empfindet ihre Mitarbeiterinnen manchmal als ideenlos und blockierend.
Der unter Stress genervte Ton und die überlaute Stimme der Chefin sind für die Mitarbeiterinnen das i-Tüpfelchen, das ihren Rückzug endgültig in die Wege leitet.
Wichtig
Dauerhafter Zeitdruck, ständig wechselnde Bedingungen und Anforderungen sowie lautes und hektisches Interagieren fördern bei Introvertierten den Rückzug. Dieser geht nicht selten in Widerstand über, der sich in vielen Formen ausdrücken kann (siehe Übersicht „Die Gesichter von Widerstand“).
So könnte es besser funktionieren
Da Iris Neubauer als extravertierter Mensch sowohl sach- als auch personenbezogene Persönlichkeitsanteile in sich trägt, gibt es Schnittmengen mit beiden Mitarbeiterinnen, die sie gezielt nutzen kann.
Zeit nehmen, informieren, unterstützen
Iris Neubauer sollte sich künftig, auch (oder gerade) wenn viel zu tun ist, mehr Zeit für die Arbeitsbesprechungen nehmen. Klare Ansagen sind in Ordnung, allerdings braucht es bisweilen genauere Informationen, wenn es um das Wie geht. Hier sollte Iris Neubauer also die Möglichkeit zum Nachfragen geben oder Unterstützung anbieten.
Übersicht: Die Gesichter von Widerstand
Aufgaben
bleiben liegen
werden „vergessen“
werden nur halbherzig/mit geringer Qualität erledigt
Der Mitarbeiter
schiebt anderes vor/gibt anderen die Schuld für Ereignisse oder Nichterledigen/ist erfinderisch mit Ausreden
zögert Entscheidungsprozesse hinaus
zieht sich zurück, kommuniziert/informiert nicht mehr/macht „Dienst nach Vorschrift“
wird (oder macht) krank ist unkonzentriert, macht Fehler
setzt ggf. Gerüchte in die Welt, fördert Intrigen
Frust / Wut wird
in anderem Verhalten ausagiert (es wird kein Kaffee mehr gekocht, die Mittagspause verlängert, Privates bevorzugt erledigt)
in sich hineingefressen, bis es zur Explosion kommt
in zynisches, stures, sarkastisches Verhalten oder
in Jammern und Wehklagen umgewandelt (Vogel-Strauß-Taktik)
Kritisieren ohne abzuwerten
Seitenhiebe, indirekte Anschuldigungen oder abwertende körpersprachliche Signale werden von anderen wahrgenommen. Iris Neubauer meint manches nicht so, wie es bei anderen ankommt. Sie sollte an ihrer Wortwahl und ihrem Ton arbeiten. Gerade kritische Anmerkungen kommen oft als Schelte an und werden von sensiblen Menschen persönlich genommen, obwohl eigentlich nur das Arbeitsergebnis kritisiert wurde. Hier besteht die Gefahr, dass Mitarbeiter auf Distanz gehen und nur noch Dienst nach Vorschrift machen.
Beispiel (Fortsetzung): Wertschätzend kritisieren
Iris Neubauer könnte zu Karin Klein sagen: „Karin, den Sonderposten hast du ja schon aufgebaut. Prima! Mir ist aufgefallen, dass das Schild noch nicht auffällig genug platziert ist. Schau bitte mal, ob du eine bessere Lösung findest. Vielleicht kann dir auch die Azubine dabei helfen. Was meinst du? (Pause, Blickkontakt, Reaktion abwarten). Dann sieht sie gleich, wie umfangreich unsere Aufgaben sind. Binde sie doch bitte in den kommenden Tagen besonders ein – ich komme nicht dazu. Außerdem machst du das viel geduldiger als ich.“
Das Wie ist bei negativer Kritik entscheidend. Der kritische Aspekt soll durchaus konkret benannt werden, aber die Beziehungsebene sollte dabei nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, was bei menschenorientierten Persönlichkeiten besonders wichtig ist. Karin Klein erhält außerdem Hinweise, wie sie die Azubine einbinden kann, und schließlich ein Lob für ihre Geduld im Umgang mit Menschen – eine Stärke, die sie nun wieder unter Beweis stellen darf.
Andere durch Fragen einbinden
Monika Sauer empfindet es als höchst frustrierend, wenn Entscheidungen oder gar ausgeführte Arbeiten wieder rückgängig gemacht werden (sollen). Ihre Chefin könnte ihr durchaus mehr Kompetenz zutrauen. Als lediglich ausführendes Organ fühlt sie sich minderwertig. Sie möchte ihr Wissen und ihre Erfahrungen in die Entscheidungsprozesse einfließen lassen.
Beispiel (Fortsetzung): Erfahrungswissen nutzen
„Moni, du weißt, dass wir diese Woche noch weitere Produkte bekommen. Dafür müssen wir unseren Lagerraum umgestalten. Vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt, um generell zu überlegen, wie wir ihn besser nutzen können. Wie siehst du das?
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