Menschen einschätzen und überzeugen
angenehmeres Arbeitsklima im Team herzustellen.
Aus Sicht des ehrgeizigen Neulings
Der extravertierte und sachbezogene Martin Reitberger arbeitet hart und hatte sich, als die Umstrukturierung bekannt wurde, Hoffnungen auf den Teamleiterposten gemacht. Schließlich verfügt er über einige Jahre Berufserfahrung und hat das Zeug zur Führungskraft. Als seine Bewerbung abgelehnt wurde, war er sehr wütend. Friedbert Hausmann ist für ihn zwar ein guter Fachmann, aber sicher keine Führungskraft. Manche seiner Vorgehensweisen hält er für umständlich, Entscheidungen dauern ihm zu lange und Hausmanns kritische Haltung bremst aus seiner Sicht Neuerungen. Diesen Chef noch lange vor der Nase zu haben, ist für Martin Reitberger eine ziemlich unerträgliche Vorstellung.
Worin liegt das Konfliktpotenzial?
Mit dem loyalen Fachmann und dem ehrgeizigen Karrieretyp treffen in vielen Aspekten Gegensätze aufeinander:
Hausmann agiert vorsichtig und nur dann, wenn er sich sicher ist, das Richtige zu tun; Reitberger braucht schnelle Entscheidungen und nimmt Risiken in Kauf.
Eine herausragende Position mit vielen Freiheitsgraden und vernünftiger Entlohnung sind für Reitberger selbstverständlich. Hausmann legt dagegen Wert auf ein gutesArbeitsklima, Vertrauen und langfristige Sicherheit. Er muss nicht der große Steuermann sein, sondern möchte einfach nur ordentliche Ergebnisse abliefern.
Der junge Kollege aber will Vollgas geben und auf dem Siegerpodest stehen – und am besten auf die anderen herabschauen. Hausmann empfindet das als wenig wertschätzend. Für ihn tragen alle zum Gelingen bei, das Team ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Umso schwieriger ist es für ihn, dass Reitberger sich so ablehnend bzgl. einer harmonischen Zusammenarbeit zeigt.
Wichtig
Aus Sicht des extravertierten Machers haben Introvertierte weder die Power noch das Standing, Dinge voranzutreiben und durchzusetzen. Entscheidungsprozesse dauern zu lange, wichtige Neuerungen werden nicht eingeführt. Persönlichen Erfolg zu haben, ist dem sachorientierten Karrieretyp wichtiger als eine gute Stimmung im Team.
So könnte es besser funktionieren
Sich bewusst machen, was wie erreicht werden soll
Friedbert Hausmann besorgt sich Informationen über ein professionelles Mitarbeitergespräch von der Personalabteilung. Er möchte auf das Gespräch mit Martin Reitberger gut vorbereitet sein und keine Fehler machen. Vorher überlegt er sich genau, was er erreichen will, welche Inhalte er ansprechen muss und welche Beispiele oder Argumente er zur Untermauerung seiner Aussagen nennen kann. Er erarbeitet eine logische Struktur und legt Rahmenbedingungen fest. Da Martin Reitberger ein überwiegend rational agierender Mensch ist, tut Friedbert Hausmann gut daran, auf der Sachebene zu argumentieren, logische Begründungen für Entscheidungen zu liefern und Klartext zu reden.
Hausmann bittet Reitberger zum Gespräch, indem er sagt: „Herr Reitberger, wie Sie wissen, stehen in den nächsten zwei Wochen die Mitarbeitergespräche an. Ich schlage den kommenden Montag, 15:00 Uhr, für unser Gespräch vor. Ich lasse den Besprechungsraum für uns reservieren. Planen Sie bitte zwei Stunden Zeit ein, damit wir unsere bisherige und künftige Zusammenarbeit intensiv besprechen können.“
Die innere Haltung überprüfen
Hausmann überdenkt seine innere Haltung. Er weiß, dass er nicht die geborene Führungskraft ist. Dennoch hat er die Dinge in seiner neuen Rolle im Griff. Schließlich wird er von anderen als kompetenter und vertrauenswürdiger Chef geschätzt. Seinem jungen Mitarbeiter gegenüber darf er also selbstbewusst auftreten. Hausmann macht sich vor dem Gespräch seine Stärken bewusst und nimmt sich vor, seine Ziele zu erreichen.
Möglichkeiten und Grenzen klar formulieren
Im Gespräch achtet Hausmann darauf,
kurze, prägnante Aussagen zu treffen (ohne Umschweife, Weichmacher oder Konjunktive),
deutlich anzusprechen, was ihn an Reitbergers Verhalten gestört hat,
klare Erwartungen zu formulieren,
seinem Mitarbeiter für die Zukunft Grenzen zu setzen,
konkrete Vereinbarungen zu treffen.
Da Hausmann sich bewusst ist, dass er i. d. R. eine zurückhaltende Körpersprache zeigt, bemüht er sich ergänzend um
direkten Blickkontakt, v. a. beim Äußern von Kritik und Erwartungen,
eine aufrechte, zugewandte Körperhaltung, eher vorne am Tisch,
den Inhalt unterstützende Gestik sowie
eine feste, klare Stimme.
Verantwortung übertragen, Ergebnisse kontrollieren, Akzeptanz
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