Menschen im Mond
Haß. „Sie treiben es absichtlich auf die Spitze. Wir könnten uns Zeit lassen und versuchen, mit den Leuten auf eine freundschaftliche Basis zu kommen.“
„Und Sie sind ein Narr!“ antwortete Philip Dooley voll Verachtung. „Treten Sie beiseite.“
„Ich verbiete es.“
„Sie wollen uns verbieten, daß wir uns unserer Haut wehren? Treten Sie beiseite. Fertig die anderen?“
Nicholas Gorman zitterte vor Erregung am ganzen Leibe, aber er blieb bei seinem Vorsatz. Er zerrte seine Waffe aus der Tasche und richtete sie auf Dooley.
„Wenn Sie das nicht unterlassen …!“
„Verdammt!“ flüsterte wenige Meter abseits Dudley Digges voll Erstaunen über soviel Verrücktheit und schoß.
Nicholas Gorman ruckte zurück. Dann griff er nach seinem Herzen, drehte sich langsam um seine Achse und brach zusammen.
„Mein Gott!“ entsetzte sich James B. Connor. „Er hat ihn erschossen! Digges, Sie haben …“
Philip Dooley rief:
„Wer hat ihn erschossen, Professor? Digges? Wie können Sie so etwas sagen? Sehen Sie nicht, daß Digges nicht einmal eine Waffe in der Hand hat? Einer von diesen Kerlen hinter ihm war es, und ich werde Sie eines Tages als Zeuge dafür anrufen, daß wir eben zum zweiten Male heimtückisch überfallen wurden und uns unserer Haut wehren mußten. Und der Mörder kann im nächsten Augenblick auf Sie zielen.“
„Wenn Sie meinen …“ murmelte James B. Connor verwirrt und zerrte an der Waffe in seiner Tasche.
„Achtung!“ warnte Bill Brown, während er die Pistole aufhob, die Nicholas Gorman hatte fallen lassen. Die Mondmänner hatten nicht verstanden, was zwischen den Erdmenschen vorging, aber sie fanden wohl nichts Gutes dabei, daß einer von ihnen umfiel. Verschiedene Leute hatten beiseitespringen müssen, und jetzt setzte eine allgemeine Bewegung an. Der König stand auf, der Hofstaat formierte sich zum Abmarsch, die Reihen der Soldaten lockerten sich.
„Sie sollen uns überwältigen, sobald der König hinaus ist“, kreischte Charles Boswell ängstlich.
„Los!“ befahl Philip Dooley.
Er sprang vor und packte den König. Keine halbe Sekunde später holten sich auch Brown und Monnier die Würdenträger heraus, die ihnen zugedacht worden waren. Alle drei Männer wehrten sich im ersten Schreck, doch bald mußten sie aufgeben.
Dudley Digges stieß ein paar Leute beiseite und machte damit das Portal frei.
James B. Connor drehte sich verwirrt und hilflos zwischen den Fronten und schwenkte seine Pistole.
Philip Dooley, Bill Brown und Robert Monnier standen in einem brodelnden Kessel. Der Hofstaat versuchte einmütig zu fliehen, aber die Soldaten griffen mutig an und versuchten, ihre Gegner auf den Boden zu zwingen.
Die Erdmenschen schossen in den Hintergrund hinein und blockierten damit die seitlichen Ausgänge und die Treppe, bis sich die geballten Gruppen auflösten und panisch gegen die Fremden anliefen, um auf die andere Seite und in den Schutz der Soldaten zu kommen. Hinter ihnen drangen aus den Gängen frische Soldaten ein, und auch von der anderen Seite her kam Nachschub.
„Durch das Portal!“ befahl Philip Dooley, als er sah, wie die Verstärkungen einströmten.
Sie zogen sich langsam zurück. Philip Dooley trat als letzter unter den orientalischen Bogen. Er holte zwei Kugeln aus seiner Hosentasche, machte sie scharf und warf sie in die Halle hinein. Dann trat er zu den anderen an die Wand.
„Das wird ihnen den Nerv töten“, murmelte Dudley Digges, als es hinter ihnen in der Halle krachte. „Pro Bombe eine runde Million Feinsplitter mit einem Überzug von einem Nervengift, das mehrtägige Lähmung hervorruft.“
„Wir gehen jetzt am besten zur Festhalle zurück“, schlug Philip Dooley vor.
„Da sie frei steht, läßt sich ihre Umgebung am besten überwachen. Und außerdem wartet Mabambolo mit unseren Maschinenpistolen dort auf uns. Es wird gut sein, wenn wir uns mit ihm beraten. Ah, ist das nicht Boswell?“
Es war Charles Boswell. Er kam vom Seitenflügel des Schlosses aus herübergelaufen, als hätte er einen wichtigen Auftrag erfüllt.
„Sie trauen sich nicht mehr heraus“, schnaufte er abgehetzt. „Sie hocken alle in den Zimmern und zittern vor Angst.“
„Gehen wir, Leutnant!“ schlug Dudley Digges vor.
Sie brauchten nicht zu gehen. Philip Dooley ließ Boswell die Wagen beordern, mit denen sie hergebracht worden waren. Die Fahrer zitterten vor Angst, aber sie taten ihr Bestes.
So fuhren sie zur Festhalle zurück.
Der Mond und die Stadt
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