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Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt

Titel: Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Navarro
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etwas gesagt oder getan, das zur Preisgabe von verheimlichten Informationen führen könnte. Möglicherweise hat er etwas getan und befürchtet nun, dass Sie dahinterkommen. Füße, die plötzlich in der Bewegung innehalten, sind ein weiteres Beispiel für eine vom limbischen Gehirn gesteuerte Reaktion - sobald man sich einer akuten Gefahr gegenübersieht.
    Verschränkte Füße
    Wenn jemand im Sitzen seine Zehen plötzlich nach innen dreht oder seine Füße verschränkt, ist dies ein Zeichen dafür, dass er sich unsicher beziehungsweise nervös und/oder bedroht fühlt. Wenn ich im Rahmen behördlicher
    Kasten 18
    VERGISS BONNIE - WO IST CLYDE?
    Ich erinnere mich lebhaft an eine Frau, die ich im Zusammenhang mit einer schweren Straftat als Zeugin verhörte. Stundenlang drehten wir uns im Kreis; das Verhör war frustrierend und mühselig. Die Befragte offenbarte keine besonderen Verhaltensweisen; ich merkte jedoch, dass sie unablässig mit dem Fuß wippte. Weil diese Bewegung relativ konstant war, schien mir dieses Verhalten zunächst irrelevant. Bis ich die Frage stellte: »Kennen Sie Clyde?« Sofort fing der Fuß der Frau an, heftig auszuschlagen. Für mich ein eindeutiges Indiz dafür, dass dieser Name eine negative Wirkung auf sie hatte. Im weiteren Verlauf der Befragung gab sie zu, dass besagter Clyde sie in den Diebstahl von Regierungsakten verwickelt hatte, die aus einer Militärbasis in Deutschland entwendet worden waren. Ihre »ausschlaggebende« Reaktion gab uns den entscheidenden Hinweis, an welcher Stelle wir genauer nachhaken mussten, und am Ende stellte sich heraus, dass der Verdacht gegen die Frau begründet gewesen war. Ironischerweise hätte sie sich wegen dieses verräterischen Verhaltens vermutlich anschließend am liebsten selbst in den Allerwertesten getreten, denn es brachte ihr ganze 25 Jahre Haft ein.
    Ermittlungen Verdächtige verhöre, bemerke ich oft, dass sie unter Stress ihre Füße und Beine verschränken. Frauen wird zwar immer noch beigebracht, sich so hinzusetzen, wenn sie einen Rock tragen (siehe Abbildung 28). Die Füße über einen längeren Zeitraum so zu kreuzen beziehungsweise gekreuzt zu halten ist allerdings unnatürlich und sollte verdächtig erscheinen. Das gilt vor allem, wenn Männer sich so verhalten.
    Das Verschränken der Füße ist ebenfalls auf das limbische Gehirn zurückzuführen und eine Variante der Schockstarre angesichts einer Bedrohung. Einige Experten nonverbalen Verhaltens vertreten die Ansicht, dass Menschen, die lügen, bei einer Befragung ihre Füße oft absichtlich nicht bewegen oder sie so verschränken, dass sie in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Es gibt auch Forschungsergebnisse, die nahelegen, dass Menschen beim Lügen dazu neigen, ihre Arm- und Beinbewegungen zu reduzieren (Vriy, 2003, 24-27). Ich möchte jedoch dringend davor warnen, fehlende Bewegung an sich als Anzeichen für eine Täuschungsabsicht zu werten; Stillsitzen kann ebenso gut ein Zeichen von Selbstbeherrschung oder Vorsicht sein und wird keineswegs nur von Lügnern, sondern auch
    Abbildung 28: Ein plötzliches Verschränken der Beine kann Unbehagen oder Unsicherheit suggerieren. Wer sich wohlfühlt, neigt gewöhnlich nicht zu diesem Verhalten.
    von nervösen Menschen als Beruhigungsgeste gebraucht. Manche Menschen schlingen ihre Füße um die Stuhlbeine (siehe Abbildung 29). Dieses Verhalten, bei dem die Füße in der Bewegung absolut eingeschränkt sind, weist allerdings schon darauf hin, dass die betreffende Person etwas belastet (siehe Kasten 19).

     
    Ein Zeichen dafür, dass jemand Stress empfindet, ist es auch, wenn er oder sie seine Füße versteckt. Achten Sie darauf, ob der Betroffene seine Füße zunächst vor dem Stuhl hält und sie dann nach hinten zieht. Es gibt (noch) keine wissenschaftlichen Belege dafür, aber über viele Jahre habe ich beobachtet, dass Verdächtige ihre Füße umgehend unter den Stuhl ziehen, wenn ihnen eine Frage gestellt wird, die sie unter Druck setzt. Dieses Verhalten könnte der Versuch sein, sich zu distanzieren oder kleiner zu machen. Man kann solche Gesten provozieren und so versuchen einzugrenzen, wann sich jemand unbehaglich fühlt, um die Befragung oder das Verhör dann in die gewünschte Richtung zu lenken. Wenn der Beobachter nur genau genug hinsieht, wird ihm der Befragte mit seinen Füßen und
    Abbildung 29: Das plötzliche Umschlingen der Stuhlbeine mit den Füßen ist eine Form der Schockstarre und zeigt Unbehagen, innere Anspannung

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