Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
einer der besten Indikatoren dafür, dass es um die Beziehung nicht zum Besten bestellt ist.
Ähnlich wie auf visuelle Reize kann das limbische Gehirn auch auf lautliche Äußerungen reagieren, die uns missfallen. Verfolgen Sie einmal eine Talkshow im Fernsehen mit stumm geschalteter Lautstärke und Sie werden bemerken, wie die Gäste sich voneinander weglehnen, während sie jeweils ihre Gegenargumente vorbringen. Vor nicht allzu langer Zeit beobachtete ich eine Debatte der Republikaner anlässlich der Präsidentschaftswahl und bemerkte, dass die Kandidaten trotz ihrer vergleichsweise großen räumlichen Distanz zueinander sich immer noch voneinander weglehnten, wenn Themen aufkamen, bei denen sie geteilter Meinung waren.
Das Gegenteil ist ein sehr zugewandtes Verhalten. Wir zeigen unsere ventrale Seite all jenen, denen wir gewogen sind. Wenn unsere Kinder auf uns zulaufen, um uns zu umarmen, bringen wir schnell alles aus dem Weg, selbst unsere Arme, um ihnen direkten Zugang zu uns zu gewähren. Wir lassen sie nah an uns heran - dorthin, wo wir die größte Wärme und das größte Wohlbefinden verspüren. Menschen, die wir nicht mögen, drehen wir hingegen den Rücken zu. Diese Redewendung drückt die negative Haltung übrigens sehr gut aus, wir bieten unsere Körpervorderseite nur jenen an, die uns wichtig sind.
Auf ähnliche Weise setzen wir Rumpf und Schultern ein, wenn wir uns in Richtung eines uns interessant erscheinenden Menschen oder Objekts lehnen. In einem Klassenzimmer sieht man immer wieder Schüler, die sich in Richtung ihres Lieblingslehrers neigen und an seinen Lippen hängen, ohne dass sie überhaupt bemerken, dass sie dabei fast vom Stuhl fallen. Erinnern Sie sich an die Szene aus dem Film Jäger des verlorenen Schatzes, in der die Studenten sich nach vorne lehnen, um ihrem Professor Henry »Indiana« Jones zu lauschen? Ihr nonverbales Verhalten macht unmissverständlich klar, wie sehr sie ihn bewundern.
Man sieht oft Liebespaare, die einander im Cafe gegenübersitzen und sich vertrauensvoll in Richtung des jeweils anderen wenden, sodass sich ihre Gesichter ganz nahe kommen, um einen intimeren visuellen Kontakt herzustellen. Sie bieten einander ihre vordere - und damit quasi ihre verletzbarste - Körperseite dar. Dies ist eine natürliche Reaktion, ausgelöst vom limbischen Gehirn, die sich im Lauf der Evolution entwickelt hat und eine wichtige soziale Rolle spielt. Indem wir uns annähern und unsere schwächste Seite exponieren, wenn wir etwas oder jemanden mögen, zeigen wir, dass wir uns dieser Person oder Sache uneingeschränkt anvertrauen. Wenn diese Haltung vom Gegenüber gespiegelt wird, demonstriert dies soziale Harmonie. Denn auf diese Weise zeigt man, dass man die angebotene Intimität schätzt und sie erwidert. Dass sich Leute in Richtung einer anderen Person lehnen, sich distanzieren, zu- oder abwenden, sieht man häufig in Konferenzräumen und bei geschäftlichen Besprechungen. Diejenigen Kollegen, die einen ähnlichen Standpunkt vertreten, setzen sich zusammen und wenden sich einander öfter zu. Sind sich die Gesprächspartner jedoch uneins, halten sie den Körper steif und vermeiden, sich dem anderen direkt zuzuwenden (es sei denn, sie werden dazu aufgefordert), und lehnen sich wahrscheinlich voneinander weg (siehe Abbildungen 30 und 31). Dieses Verhalten signalisiert unbewusst: »Ich stimme Ihrer Meinung nicht zu.« Wie bei allen nonverbalen Verhaltensweisen gilt, dass auch diese stets im Kontext betrachtet werden muss. Berufseinsteiger oder Neuzugänge im Unternehmen neigen beispielsweise dazu, in Besprechungen steif und unbeweglich dazusitzen. Dies hat
Abbildung 30: Wir lehnen uns in Richtung einer Person, wenn wir uns in ihrer Gegenwart wohlfühlen und einer Meinung sind. Das gegenseitige Spiegeln eines solchen Verhaltens beginnt schon im Säuglingsalter.
Abbildung 31: Wir lehnen uns von Dingen und Menschen weg, die wir nicht mögen, selbst von Kollegen, wenn sie Dinge sagen, mit denen wir nicht übereinstimmen.
weniger etwas mit Abneigung oder Meinungsverschiedenheiten zu tun, sondern einfach nur damit, dass der oder die Betreffende angesichts der neuen Umgebung nervös ist.
Diese Informationen sind aber nicht nur hilfreich, um die Körpersprache anderer zu deuten; wir müssen uns auch immer vor Augen führen, dass unsere eigenen nonverbalen Verhaltensweisen äußerlich sichtbar sind. Wenn es in Gesprächen und
Besprechungen zu einem regen Informations- und
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