Menschen lesen: Ein FBI Agent erklärt, wie man Körpersprache entschlüsselt
vorne quer über den Körper und fasst mit der Hand den anderen Arm am Ellbogen. Beide Verhaltensweisen dienen unbewusst dem Schutz und der Abgrenzung, vor allem in unangenehmen Situationen.
In der Uni sehe ich vor allem in den ersten Tagen des neuen Semesters oft Studentinnen, die beim Betreten des Seminarraums ihren Notizblock wie ein Schutzschild vor der Brust halten. Wenn sie sich langsam in dem neuen Umfeld eingelebt haben, gehen sie dazu über, ihren Block unter den Arm zu klemmen und seitlich zu tragen. An Prüfungstagen nimmt dieses Verhalten in der Regel wieder zu und weitet sich sogar auf zahlreiche männliche Studenten aus. Frauen verwenden außerdem gerne Rucksäcke, Aktentaschen oder Geldbörsen als Schutzschild, vor allem wenn sie irgendwo allein sitzen. Beim Fernsehen auf dem Sofa kuscheln wir uns gemütlich in eine Decke - ähnlich sicher und geborgen fühlen wir uns, wenn wir unsere Rumpfvorderseite mit etwas bedecken. Wenn wir ein Objekt an uns heranziehen, vor allem vor den Bauch, dann tun wir das in der Regel, um uns zu beruhigen. Wenn man also in einer konkreten Situation sieht, wie jemand seinen Oberkörper schützt, dann ist das ein ziemlich sicherer Hinweis darauf, dass er sich unwohl fühlt. Wenn Sie den Kontext und weitere Begleitumständen einbeziehen, kann es Ihnen vielleicht gelingen, der betreffenden Person zu helfen oder ihr Verhalten zumindest besser nachzuvollziehen.
Männer schützen ihren Rumpf ebenfalls, gehen dabei in der Regel aber subtiler vor (vielleicht um weniger auffällig zu erscheinen). So kann sich ein Mann beispielsweise vor den Körper greifen, um an seiner Uhr zu nesteln, oder, wie Prince Charles es bei offiziellen Anlässen oft zu tun pflegt, quer über den Körper fassen und seinen Ärmel richten oder mit seinen Manschettenknöpfen spielen. Männer bedecken manchmal Brust und Hals, indem sie den Krawattenknoten richten. All diese Verhaltensweisen sollen den Körper schützen und vermitteln, dass sich die Person in diesem Augenblick etwas unsicher fühlt.
Ich wartete einmal an einer Supermarktkasse darauf, dass die Dame vor mir ihren Einkauf bezahlte. Sie nutzte offenbar eine Geldkarte, deren Limit überschritten war, da der Computer sie immer wieder ablehnte. Nachdem sie immer wieder die Karte ins Gerät eingeführt und ihre Geheimzahl eingegeben hatte, wartete sie mit vor der Brust verschränkten Armen auf die Reaktion der Maschine, bis sie schließlich völlig entnervt aufgab. Jedes Mal, wenn die Karte abgelehnt wurde, verschränkte sie die Arme ein klein wenig fester - ein klares Zeichen dafür, dass ihre Verärgerung und ihr Unbehagen zunahmen (siehe Abbildungen 33 und 34).
Ich habe auch schon ganz kleine Kinder gesehen, die ihre Arme vor den Körper schlangen, weil sie erschüttert oder trotzig waren. Dieses Schutzverhalten nimmt eine Vielzahl von Formen an - so kann man etwa auch die Arme vor dem Bauch verschränken oder die Oberarme mit den Händen umfassen.
Meine Studenten fragen mich oft, ob irgendetwas mit ihnen nicht stimmt, weil ihnen selbst auffällt, dass sie mit verschränkten Armen im Unterricht
Abbildung 33: In der Öffentlichkeit kreuzen viele von uns gerne die Arme, wenn sie warten oder jemandem zuhören. In den eigenen vier Wänden sitzen wir selten in dieser Haltung da, außer es stört uns etwas, beispielsweise wenn jemand sich verspätet.
sitzen. Die Frage ist nicht, ob etwas nicht stimmt, und diese Haltung bedeutet auch nicht, dass sie ihren Dozenten ablehnen;
Abbildung 34: Verschränkte Arme, die von den Händen fest umfasst werden, sind ein eindeutiges Zeichen für Unbehagen.
viele Menschen fühlen sich in dieser Körperhaltung einfach sehr wohl. Sollte jemand jedoch völlig unvermittelt die Arme kreuzen und fest verschränken, gibt es meist einen Grund dafür. Vergessen Sie nicht: Vor allem die Abweichung von (für eine bestimmte Person) normalem Verhalten signalisiert uns, ob und wann sich jemand unbehaglich fühlt. Beobachten Sie, ob die Person die Arme wieder öffnet, sobald sie sich entspannt. Ich habe festgestellt, dass viele meiner Zuhörer am Anfang der Vorlesung mit verschränkten Armen dasitzen, diese mit der Zeit aber öffnen. Offenbar geschieht etwas, das dieses Verhalten auslöst; möglicherweise (und hoffentlich) fühlen sie sich mit der Zeit wohler in ihrer Umgebung und mit ihrem Dozenten.
Man könnte argumentieren, dass viele Frauen (oder Männer) ihre Arme schlichtweg deshalb verschränken, weil sie frieren.
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