Menschen minus X
erschienen:
Schlingel – kollaboriere ruhig mit der Polizei. Starte schnellstens nach Port Smitty, Mars.
Das,s’ von Mars war noch nicht ganz fertiggeschrieben, ein winziges Klümpchen feuchter Tinte auf dem Papier schien der Schlußkurve des Buchstabens entgegenzustreben. Ed, der natürlich keine Taschenlampe und erst recht kein Mikroskop bei sich hatte, schaltete das Licht ein, hielt das Papier mit der Botschaft dicht unter die Lampe und starrte angespannt darauf. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich etwas sah. Aber einen Moment lang wollte es ihm scheinen, als hätte er in dem winzigen Klümpchen feuchter Tinte die Umrisse einer noch winzigeren Figur erblickt! Unmöglich oder völlig phantastisch!
Doch nun stand das,s’ fertiggeschrieben da, und die kaum wahrnehmbar gewesene Verdickung in der Tintenbahn war auf einmal fort! So leise, daß er selbst es kaum hören konnte, flüsterte Ed: „Onkel Mitch, ich weiß, daß du in irgendeiner Form anwesend bist. Ich wünschte, ich verstünde, was du beabsichtigst.“
Es kam keine Antwort. Ed wartete eine Weile, ob vielleicht auf dem Zettel weitere Schriftzeichen erscheinen würden. Da nichts geschah, riß er schließlich die Botschaft aus dem Zettel, drehte ein Kügelchen daraus, zerkaute es, spuckte es in den Ausguß und spülte es fort.
Damit war das konkrete Beweisstück vernichtet, und die Polizei würde sich gezwungen sehen, den Vorschlag zu akzeptieren, mit dem Ed aufzuwarten gedachte. Daß man eine zweite Psychotestuntersuchung beabsichtigte, war selbstverständlich, deshalb hatte man ihn ja hierbehalten. Mochte man es ruhig tun …
Als der zweite Psychotest vorüber war, wußten Polizeichef Bronson und Mr. Carter Lowman alles, was Ed wußte. Und Ed, der seinerseits natürlich wußte, daß sie es wußten, kam prompt mit seinem Vorschlag heraus, ehe man ihn etwas fragen konnte: „Was halten Sie davon, wenn ich zum Mars flöge?
So hat Mitchell Prell es vorgeschlagen, und anscheinend bin ich der einzige, der Verbindung zu ihm aufnehmen kann. Sie wissen ja, daß ich keinen blassen Schimmer habe, wohin die Spur führen mag. Sie wissen auch, wie sehr mich der Konflikt zwischen Menschen und Androiden bewegt, und wie gerne ich helfen würde, die Gefahr zu bannen. Wenn Sie Prell finden wollen, können Sie mir ja auf die bestmögliche Art nachspüren lassen. Das dürfte Ihre einzige Möglichkeit sein.“
Carter Lowman ließ ein zustimmendes Brummen vernehmen. „Dukas, wir sind einverstanden.“
Der Polizeichef erklärte seinerseits: „Ja, wenn es so ist, Dukas, werde ich Ihnen unverzüglich Paß und Flugschein besorgen. Sie könnten dann morgen früh um drei Uhr mit der nächsten planmäßigen Rakete starten.“
Ed holte Barbara ab und ging mit ihr ein Stück im Park spazieren. Er erzählte ihr von seinem Erlebnis und dachte beklommen daran, wie bald er würde Abschied nehmen müssen – von Barbara, von Les Payton und der so chaotisch gewordenen Erde.
„Ich möchte auch so weit fort, Eddie“, sagte Barbara.
„Gewiß, das wünschte ich mir für dich, Babs“, erwiderte Ed. „Übersiedle doch, wie meine Mutter es tun will, für einige Zeit auf einen Planetoiden. Dort ist es sicherer.“
„Ich meinte es anders, Ed“, erklärte Barbara ernst. „Natürlich – eine Frau wird manchmal als ein Übel empfunden, das dem Mann zusätzlich Sorgen aufbürdet und kein geeigneter Gefährte für jemand ist, der sich auf die vor ihm liegenden Schwierigkeiten und Gefahren konzentrieren will. Vielleicht ist diese Auffassung richtig …“
Ed blickte seiner Freundin forschend in die Augen. Ihm war, als höre er Freudenglocken klingen. „Wenn du all das Schwere und Geheimnisvolle auf dich nehmen willst, werde ich nicht nein sagen. Und bestimmt könnten wir Polizeichef Bronson veranlassen, Paß und Flugschein auch für Mrs. Ed Dukas zu beschaffen.“
„O Ed“, flüsterte Barbara glücklich.
5. Kapitel
Fünfzehn Stunden später passierten Mr. und Mrs. Edward Dukas an Bord eines planmäßigen Raketenraumschiffes den Mondpartikelring. Und am Nachmittag des dritten Tages war der Mars erreicht.
Sie landeten auf der südlichen Halbkugel dicht bei der winterlichen Ausdehnungsgrenze der Polareiskappe, die sich jetzt, mitten im Sommer, zurückgezogen und eine unübersehbar weite Rauhreifschicht hinterlassen hatte. Davor erstreckte sich eine gelblich-graue Ebene aus erstarrtem Schlamm mit Mengen versickernder, algendurchwucherter Tümpel, deren Ufer von
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