Menschen und Maschinen
konnte, hatte er eigentlich nichts anderes erwartet. Natürlich besaß er auch ein Fotofon, aber das funktionierte nur über eine gewisse Distanz. Für ein Wange-an-Wange-Geflüster war es nicht zu gebrauchen.
Jetzt erst fiel ihm ein, das Alarmsignal abzustellen. Und sofort drang ein anderes Geräusch zu ihm durch: ein leises rhythmisches Klopfen am Rumpf des Observatoriums. Jemand wollte zu ihm herein.
Er fand keinen Grund, jemandem den Zutritt zu verweigern, aber dennoch überlegte er unbehaglich, ob es sich bei dem Fremden um einen Freund oder Feind handeln würde. Der Gedanke, daß ausgerechnet hier draußen ein Verbrecher auf ihn stoßen sollte, war lächerlich. Dennoch fühlte er sich nicht wohl, wenn er an das schweigende Schiff dachte.
Das Klopfen hatte aufgehört und begann dann von neuem, mit einer gleichmäßigen, mechanischen Beharrlichkeit. Einen Moment lang überlegte Brant, ob er nicht versuchen sollte, die Station mit den wenigen Antriebsraketen, die sie besaß, loszureißen – aber selbst wenn er dieses ungleiche Kräftespiel gewinnen sollte, würde er das Observatorium aus der Bahn werfen, in der das Institut es suchte – und er war nicht Astronaut genug, um es wieder an seinen ursprünglichen Platz zu bringen.
Er drückte auf den Knopf, der den Schleusenmechanismus in Bewegung setzte. Das Klopfen hörte auf. Er ließ die äußere Tür länger als nötig offen und betätigte dann erst die Druckausgleichstaste. Aber nichts geschah.
Nach einer langen Wartezeit öffnete er die innere Tür. Es war niemand in der Schleuse.
Das Klopfen erklang erneut.
Geistesabwesend rieb er seine Brille am Ärmel sauber. Wenn die Leute nicht ins Observatorium kommen wollten, dann sollte er vermutlich zu ihnen hinübergehen. Das war durchaus möglich. Obwohl das Teleskop einen Coude-Fokus besaß, der es ihm ermöglichte, die meiste Zeit innerhalb des Schiffes zu arbeiten, war es doch von Zeit zu Zeit nötig, die Kuppel leerzupumpen, und zu diesem Zweck hatte er einen Raumanzug. Allerdings hatte er noch nie das Schiff damit verlassen, und der Gedanke, es jetzt tun zu müssen, beunruhigte ihn. Brant spielte nicht gern den Raumfahrer, schon gar nicht für andere Leute.
Verdammte Kerle! Er setzte die Brille wieder auf und warf noch einmal einen Blick in die leere Luftschleuse. Sie war immer noch leer, und die äußere Tür öffnete sich ganz langsam…
Ein Raumfahrer hätte gewußt, daß er bereits so gut wie tot war, aber Brants Reaktion war nicht so schnell. Zuerst versuchte er die innere Tür durch reine Muskelkraft zu schließen, aber sie rührte sich nicht. Dann klammerte er sich einfach an die erstbeste Halterung und wartete darauf, daß die Luft aus dem Observatorium zischte und er zugrunde ging.
Die äußere Schleusentür öffnete sich immer noch Stück um Stück, und dennoch entwich die Luft nicht. Nur ein merkwürdiger Geruch drang herein, so als vermischte sich die Atmosphäre des Observatoriums mit der Luft des fremden Schiffes. Als beide Schleusentüren schließlich weit offenstanden, erkannte Brant einen beweglichen, luftdichten Schlauch, so wie sie zum Transfer von Schiffsladungen auf den verschiedenen Raumstationen der Erde benutzt wurden. Der Schlauch verband die beiden Luftschleusen miteinander. Am anderen Ende schimmerten gelbliche Lichter – eindeutig altmodische, düstere Glühbirnen.
Das Schiff mußte tatsächlich sehr alt sein.
Wieder das Klopfen.
»Laßt mich in Ruhe!« sagte er laut. Es kam keine Antwort.
Er trat hinaus in den Schlauch, der geschmeidig nachgab. In der Luftschleuse des fremden Schiffes blieb er stehen und sah noch einmal zurück. Es überraschte ihn nicht, daß sich die äußere Tür seiner Schleuse glatt schloß. Dann öffnete sich die innere Schleusentür des fremden Schiffes; er schlüpfte gerade noch rechtzeitig durch.
Vor ihm lag ein kahler Metallkorridor. Während er sich umsah, erlosch die erste Glühbirne über ihm. Dann die zweite. Dann die dritte. Als die vierte ausging, flammte die erste wieder auf, so daß immer ein Stück Dunkelheit vor ihm herwanderte. Offensichtlich sollte er den ausgehenden Glühbirnen folgen.
Er hatte keine andere Wahl, nachdem er schon so weit gekommen war. Also folgte er den Lichtsignalen.
Die Spur führte direkt in den Kontrollraum des Schiffes. Auch dort war niemand.
Das ganze Schiff war bedrückend still. Er konnte das leise Summen der Generatoren hören – im Observatorium war ihm dieses Geräusch nie aufgefallen. Er
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