Menschen und Maschinen
mich der Direktor hypnotisierte. Ich konnte mich nicht erinnern, für wen ich arbeitete und weshalb.
Meine einzige Chance war, an die Ecke von Vierzehnter und Riverside Drive zu gelangen. Dort würde man sich um mich kümmern.
Na schön, wenn ich es nicht schaffte, dann war ich eben kein guter Attentäter.
Ich aß mein Frühstück fertig und warf wieder einen Blick auf die Uhr. Ein Uhr 47. Da ich fünfzehn Meilen zu Fuß gehen mußte, konnte ich ebensogut gleich aufbrechen.
*
Auf den Straßen draußen war es ziemlich ruhig. Sie waren noch so altmodisch angelegt, daß sie sich nicht selbst reinigten. Ein Müllroboter glitt langsam am Randstein entlang, sog die Abfälle des Tages auf und schüttete sie an jeder Querstraße in den Müllschacht. Von dort aus wurden sie zur Aufbereitungsfabrik weitergeleitet.
Nur wenige Menschen waren im Freien. Vor mir saß ein Betrunkener im Rinnstein und sog an einer Flasche, die längst leer war.
Ich hatte beschlossen, von der Bradley Avenue zur Macmillan Street zu gehen. Von der Macmillan würde ich zur Vierzehnten gelangen und ihr bis zum Riverside Drive folgen.
Aber kein freier Bürger legte diesen weiten Weg zu Fuß zurück. Ich durfte mich nicht verdächtig machen. Also trat ich an den Tippelbruder heran.
»He, Freund, was hältst du von einem Fünfer?«
Er sah auf und versuchte sich auf mich zu konzentrieren. »Klar. Was willst du?«
»Verkauf mir deine Jacke.«
Er riß die Augen auf. »Ist das’n Witz? Die kriegt man umsonst.«
»Kein Witz. Ich brauche deine Jacke.«
»Klar. In Ordnung. Gib mir den Fünfer.«
Er arbeitete sich mühsam aus der braunen Jacke vom Wohlfahrtsamt, und ich reichte ihm die Geldnote. Wenn ich ihn richtig eingeschätzt hatte, war er zu betrunken, um sich später zu erinnern, was mit seiner Jacke geschehen war. Und sobald die fünf Dollar ausgegeben waren, wußte er sicher überhaupt nichts mehr.
Ich zog das braune Ding über die grüne Jacke. Schließlich war es möglich, daß ich noch ein feines Restaurant betreten mußte, und dann konnte ich nicht mit einem Rock vom Wohlfahrtsamt ankommen.
»AUFPASSEN!«
CLICK LICK LICK LICK LICK!
Ich spürte, daß etwas nach meinem Knöchel angelte, und drehte mich rasch um. Es war der Müllroboter! Er hatte einen seiner Greifer ausgestreckt und versuchte, mich in seinen Trichter zu laden.
Der Betrunkene – er hatte den Warnschrei ausgestoßen – versuchte auszuweichen, aber er stolperte und stieß mit dem Kopf gegen den Bürgersteig. Er blieb liegen – noch bei Bewußtsein, aber starr vor Entsetzen.
Ein zweiter Greifer kam zum Vorschein und packte mich an der Schulter. Ich wurde hochgehoben und in Richtung des Trichters geschwenkt. Es gelang mit die Pistole zu ziehen. Diese Reinigungsroboter waren nicht bewaffnet; wenn ich einen guten Schuß anbringen konnte …
Ich schoß dreimal und sprengte die Suchantenne von der Kontrollkuppel. Als sich die Greifer öffneten, ließ ich mich auf den Bürgersteig fallen und rannte los. Der Roboter, der keine Anordnungen mehr von seiner Zentrale erhielt, drehte sich im Kreise und streckte wahllos seine Greifer aus. Dem Betrunkenen gelang es nicht mehr rechtzeitig, seinen Laufrollen zu entkommen.
Eine Menge Leute waren stehengeblieben und hatten den kurzen Kampf beobachtet. Einige wirkten entsetzt. Man hatte noch nie erlebt, daß ein Müllroboter verrückt geworden war.
Ich huschte in einen Seitenweg und versuchte das obere Straßennetz zu erreichen. Ich raste die Rolltreppe mit langen Schritten nach oben, als mich der Polizist sah. Er befand sich auf der gegenüberliegenden Treppe, die nach unten ging – aber nicht mehr lange.
»Halt!« schrie er, setzte über die Trennmauer hinweg und landete auf meiner Rolltreppe. Aber ich hatte bereits das obere Straßennetz erreicht und rannte wie wild.
»Halt, oder ich schieße!« rief er.
Ich verbarg mich in einem Eingang und zog den Betäubungsstrahler heraus. Als ich mich dem Polizisten zuwandte, erlebte ich den erstaunlichsten Anblick meiner bisherigen Karriere. Der Polizist lief mit erhobener Waffe auf mich zu. Er kam an einem Flaschenautomaten vorbei. Im gleichen Augenblick öffnete sich der Schacht des Automaten, und eine wahre Flut von Flaschen ergoß sich in den schmalen Durchgang. Der Polizist rutschte auf einem der hüpfenden, rollenden Plastikzylinder aus, und sein Schuß ging ins Leere.
Im gleichen Moment drückte ich den Betäubungsstrahler ab. Der Gesetzeshüter lag still da, umgeben von
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