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Menschen und Maschinen

Menschen und Maschinen

Titel: Menschen und Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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rollenden Flaschen.
    Ich drehte mich um und lief weiter. Viel Raum hatte ich noch nicht gewonnen, als mir ein zweiter Polizist im Laufschritt entgegenkam. Ich schlug einen Haken, erreichte die Rolltreppen und fuhr wieder nach unten.
    Der Mann war nicht auf den nächsten Schock vorbereitet. Als er die Rolltreppe betrat und etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, hielt das Band plötzlich an und rollte in der entgegengesetzten Richtung ab. Der Polizist fiel nach vorn und rutschte die Treppe hinunter.
     
    *
     
    Ich wartete nicht ab, was als nächstes geschehen würde. Ich lief um die Ecke, verlangsamte meinen Schritt und betrat dann eine Bar. Unauffällig schlenderte ich in die Toilette.
    Ich verschloß die Tür hinter mir und sah mich um.
    Soweit ich es beurteilen konnte, befanden sich keine geheimen Beobachtungsvorrichtungen in der Nähe. Ich zog meinen Schminkkoffer hervor und machte mich an die Arbeit. Diesmal mußte noch mehr Haar daran glauben. Den feinen Kranz, den ich stehenließ, färbte ich weiß. Den Spitzbart nahm ich nicht ab, denn ein Mann ohne Bart war zu auffällig. Aber ich färbte den Bart ebenfalls weiß.
    Eine dünne Plastiksprühschicht überzog mein Gesicht und meine Hände mit einem Faltennetz.
    Während dieser Vorbereitungen überlegte ich krampfhaft, was mit den Robotern los sein mochte. Es war mir klar, daß das Zentralgehirn der Jagdhütte mit jedem Roboterdienst der Stadt illegal in Verbindung stand – und wahrscheinlich dehnte sich das Netz noch viel weiter aus.
    Der Müllroboter hatte mich erkannt und einzufangen versucht; soviel verstand ich. Aber was war mit dem Verkaufsroboter und der Rolltreppe? Hatte sich der Hauptcomputer in der Jagdhütte immer noch nicht von seinem Schock erholt? Das durfte nicht sein – nicht nach zwei Stunden. Aber weshalb reagierte er so langsam? Weshalb jagte er den Polizisten nach und nicht mir? Es ergab keinen Sinn.
    Und dann kam mir der Gedanke. War Rowley wirklich tot?
    Absolut sicher war ich natürlich nicht. Und die Polizei hatte nicht von einem Mord gesprochen, nur von einem »Zwischenfall«. Nein, halt. Die ersten Polizisten, in deren Wagen ich geflohen war. Was hatten sie gesagt? Ich konnte mich nicht mehr genau an ihre Worte erinnern.
    Außerdem wurde die Frage dadurch nicht gelöst.
    Einen Moment lang wünschte ich mir eine Regierung wie damals im letzten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts, als in den Vereinigten Staaten ein strenger Zentralismus geherrscht hatte. Das war noch vor dem lauten Geschrei nach Freiheit und Erhaltung des Status quo gewesen. Schwierigkeiten dieser Art hatte es damals nicht gegeben – vielleicht.
    Aber man hatte auch seine Sorgen gehabt.
    Wir besaßen bestimmt nicht die beste Welt, aber ich lebte nun einmal in ihr. Wie lange noch, das konnte ich allerdings nicht sagen.
    Jemand klopfte an der Tür.
    Ich wußte nicht, wer es war, aber ich ging kein Risiko ein. Vielleicht handelte es sich um einen Polizisten. Ich kletterte aus dem Rückfenster und erreichte über eine Nebenstraße die Bradley Avenue.
    Wenn ich nur die Ausweisplakette in meinem Arm loswerden könnte! Der Durchschnittsbürger weiß nicht, daß man den Arm nicht unbedingt in einen Schlitz zu stecken braucht, um sich auszuweisen. Ein Sonarstrahl kann die Reflexion der Platte aus einer Entfernung von fünf Metern aufnehmen, wenn er von einem Suchstrahler gelenkt wird.
    Ich ging jetzt langsam und hielt mich soweit wie möglich im Schatten.
     
    *
     
    Sechs Straßenblocks lang sah ich keine Menschenseele. Dann, als ich eben in die West Bradley einbiegen wollte, entdeckte ich ein Polizeifahrzeug. Ich erstarrte.
    Ich wollte schon die Waffe ziehen und schießen; ich wollte den Polizisten töten, bevor er mich identifizieren und Alarm geben konnte.
    Er fuhr langsamer, sah mich scharf an, warf einen Blick auf sein Instrumentenbord und setzte seinen Weg fort. Ich stand wie gelähmt da. Ich wußte ganz genau, daß er die Platte in meinem Arm überprüft hatte!
    Als der Wagen um die nächste Ecke bog, schlüpfte ich in einen Eingang und überlegte, was ich nun tun sollte. Ehrlich gesagt, ich war nervös und beunruhigt; ich hatte keine Ahnung, was meine Verfolger planten.
    Ich wurde noch nervöser, als die Tür hinter mir nachgab. Ich drehte mich rasch um und wollte nach der Waffe greifen. Aber das war nicht nötig.
    Das hübsch gekleidete Mädchen fragte: »Was ist, Opa?«
    Erst in diesem Moment erkannte ich, wie durchgedreht ich war. Ich sah wie ein Greis aus,

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