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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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er den jungen Beamten an, doch der beachtete ihn kaum.
    »Weißt du, Albrecht, ich dachte, du stirbst! Und dann dachte ich, ich hätte den Kerl erschossen, und als ich reinkam, lag Peter hinter der Tür! Im ersten Moment – alle tot – nur ich noch übrig – und ich habe Peter erschossen!«, flüsterte Michael Wiener.
    »Mir gehts gut, Albrecht wirds überleben und der Kerl auch. Ich lass dich nach Hause fahren, und du wirst dich mindestens zwei Tage nicht im Büro sehen lassen, klar? Marnie braucht dich, und du brauchst sie. Basta.«
    Er informierte über Albrechts Mobiltelefon die Kollegen der Spurensicherung und der Schutzpolizei. Das Gebäude musste mit Absperrband gesichert und der Kellerraum gründlich untersucht und fotografiert werden. Dann bat er Emile, den Ehemann von der Rettung seiner Frau zu verständigen, aber diese Information auf jeden Fall vor Windisch geheim zu halten.
    In der Zwischenzeit untersuchte der Notarzt die Verletzung an Nachtigalls Hinterkopf.
    »Da haben Sie einen ganz schönen Schlag drüber bekommen, wie? Mit einem Pistolengriff? Oder einer Taschenlampe?«
    Nachtigall grunzte nur und ließ die Antwort offen.
    Er hatte den Schlag nicht beobachtet und konnte deshalb die Annahmen des Arztes weder bestätigen noch verneinen.
    »Sie sollten heute auch lieber nichts mehr arbeiten. Sie haben Kopfschmerzen, nicht wahr?«
    Das konnte Nachtigall nicht gut leugnen. Mit geschickten Fingern legte der Arzt einen Verband an.
    »Farbflecken sehen sie auch, nicht wahr?«
    Woher wusste der Mann das, überlegte Nachtigall und nickte vorsichtig.
    »Ja, ja. Übelkeit ist auch vorhanden. Das ist eine hübsche Gehirnerschütterung.« Er öffnete Nachtigalls Hemd und stieß einen leisen Pfiff aus, als er die Schulter freigelegt hatte. »Ziemlich zermatscht. Rambomäßig eine Tür aufzubrechen versucht, ja?«
    »Nein. Ich habe sie zugeworfen.«
    »Prima. Das sollten Sie röntgen lassen. Mit ein bisschen Glück ist es nur geprellt, aber vielleicht auch was gebrochen. Ach nee – und die Handgelenke sind auch wieder zerschunden!«
    Michael Wiener war schon auf dem Heimweg, als der Notarzt mit dem Verpflastern aller Blessuren fertig war.
    »Albrecht, du lässt dich im Wagen von einem der Kollegen nach Hause fahren.«
    »Und du? Du hast doch selbst gehört, was der Arzt gesagt hat!«
    »Ja – habe ich. Werde ich auch alles tun. Heute Abend ruhiger treten, mich vor dem Fernseher entspannen, meinen Kater verwöhnen. Aber im Moment ist noch an allen Ecken und Enden Klärungsbedarf. Jetzt passiert ja nichts Gefährliches mehr. Wir haben alle Täter – hoffe ich jedenfalls.«
     
    Peter Nachtigall lief zu seinem Wagen.
    Dass er nicht allein in seinem Auto unterwegs war, bemerkte er nicht.

55
    »Sie hatten diese Paula Brusching gar nicht entführt, nicht wahr?«
    Klaus Windischs Augen schnellten zur linken Seite und wieder zurück. Nachtigall konnte sehen, wie er den Atem anhielt.
    »Klar habe ich das.«
    »So. Das glaube ich nicht.«
    »Das hatten wir doch schon, Herr Nachtigall. Ich kann die Frau beschreiben, auch das Haus, in dem sie wohnt. Woher sollte ich das wohl wissen, wenn ich sie gar nicht entführt habe, hä?«
    Klaus Windisch entspannte sich wieder, er schlug die Beine übereinander und verschränkte erneut abwehrend die Arme vor der Brust.
    »Weil Sie die Informationen zufällig erhalten haben. Sie fielen Ihnen quasi in den Schoß. War es nicht so?«
    Der Verdächtige verlegte sich auf trotziges Schweigen.
    »Sie haben die Frau nie gesehen.«
    Windisch starrte konzentriert auf einen Punkt an der Wand.
    »Sie waren nie in dem Haus, ja, Sie wissen nicht einmal, wo es liegt.«
    Keine Reaktion.
    »Ich bin ein schlauer Bulle, wissen Sie. Und deshalb hab ich rausgekriegt, dass Sie diese Frau nicht entführt haben!«
    »Toll. Dabei haben Sie sich aber ganz schön verletzt. Die ganzen Pflaster und Verbände waren vorhin noch nicht da.«
    »Kriminalhauptkommissar ist manchmal ein gefährlicher Beruf. Das muss damit zu tun haben, dass man dabei Menschen von Ihrem Schlag begegnen kann«, gab Nachtigall freundlich zurück.
    »Sie wussten weder von der Entführung, noch kannten Sie den Namen des Opfers.«
    Klaus Windisch pfiff leise ›Fuchs, du hast die Gans gestohlen‹ vor sich hin.
    »Ja. Im Grunde haben Sie die Gans gestohlen. Ist gar nicht so verkehrt. Sie saßen im Streifenwagen, als die Meldung reinkam. Der eine Beamte erzählte, dass er Frau Brusching kenne, sie sei so eine zarte, dunkelhaarige Frau und

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