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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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bildete sich den Duft von gebratenen Putenschnitzeln ein und versuchte, die Lippen gegen den schmerzenden Widerstand wenigstens einen winzigen Spalt breit zu öffnen und den Zähnen ein bisschen Platz zum Ausweichen zu bieten. Der Kloß, der einst ihre Zunge gewesen sein musste, arbeitete unablässig, um die zähe Flüssigkeit herauszuarbeiten. Es musste unauffällig geschehen, damit der Bewacher es nicht bemerkte. Nach und nach gelang es ihr, das gesammelte Sekret auf den Lippen zu verteilen, genau da, wo durch die beharrlichen Bewegungen, das Zusammenpressen und Öffnen eine kleine Lücke entstanden war. Vielleicht reichte die Menge, um den Klebstoff anzulösen. Wieder begann sie zu träumen, von einem großen Glas Apfelsaftschorle, an dem sich Tröpfchen gebildet hatten, rein, verlockend und kühl stand es zum Greifen nah – da hörte sie plötzlich Schritte über sich!
    Vor Erleichterung traten ihr Tränen in die Augen!
    Es war jemand gekommen, um sie zu retten! Ganz bestimmt!
    Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuße.
    Das Licht der Lampe wurde gelöscht!
    Ihr Entführer hatte die Schritte auch gehört – und sie hatte keine Möglichkeit, denjenigen, der da die Holztreppe herunterkam, zu warnen!
     
     
    Albrecht Skorubski kam müde und enttäuscht von seinem Verhör zurück. Es war einfach nichts aus Windisch herauszulocken. Er blieb gleichbleibend lüstern bei dem Gedanken daran, dass Paula Brusching nun auch ganz ohne sein direktes Eingreifen einen von ihm gewollten Tod sterben würde! Bei dieser Grundhaltung stand ihre neue Strategie vielleicht auf tönernen Füßen. Er musste das mit Peter besprechen, noch war ja vielleicht Zeit, die Taktik abermals zu überdenken. Aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, aus welchem Grund Windisch sein Geheimnis preisgeben sollte.
    Das Büro war völlig verwaist.
    Ratlos sah Skorubski sich um.
    Am Monitor von Michael Wieners Computer hing ein Klebezettel mit der Nachricht, er sei auf dem Weg zu Franka Lehmanns Eltern. Skorubski forschte auf Nachtigalls Schreibtisch nach einer Mitteilung, die ihm verraten würde, wohin der Hauptkommissar unterwegs war, und fand den Hinweis auf ein Ferienhaus, dass Frau Brusching gehörte. Dorthin also war er unterwegs, dachte Skorubski missmutig und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Was für eine gute Idee von Michaels Freundin, ihnen eine eigene Kaffeemaschine zu sponsern. Nun mussten sie nicht mehr den Magenschleimhautfresser aus dem Automaten trinken. Müde ließ er sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen, goss einen kräftigen Schuss Milch in die dampfende Flüssigkeit und probierte vorsichtig. Warm breitete sich der Kaffee in seinem Magen aus, und er fing an, sich Gedanken darüber zu machen, was Nachtigall wohl bei diesem Ferienhaus für Nachforschungen anstellen wollte. Paula Brusching hat ein Ferienhaus – na und? Viele Menschen vermieteten Häuser an Touristen im Spreewald, da war doch nichts dabei. Aber Nachtigall fand offenbar schon, dass dieser Umstand interessant genug war, um hinzufahren. Warum?
    Als er sich diese Frage beantwortete, verschluckte er sich an seinem heißen Kaffee und fluchte herzhaft.
    War Peter da etwa allein hingefahren? Klar, konnte er sich auch hier selbst die Antwort geben, er hatte sicher niemanden mitgenommen, er wusste ja nicht, ob seine Vermutung sich bewahrheiten würde.
    Entschlossen stellte Albrecht Skorubski die Tasse auf seinem Schreibtisch ab und versuchte, Nachtigall über sein Handy zu erreichen. Eine weibliche Stimme teilte ihm mit, die gewählte Nummer sei zurzeit nicht erreichbar. Verärgert starrte er auf das Display. Nicht einmal eine Nachricht konnte er hinterlassen! Ohne Weiteres Überlegen riss er seine Jacke vom Stuhl und stürmte aus dem Büro.
    Als er aus dem Gebäude trat, stieß er mit Michael Wiener zusammen.
    »Entschuldigung! Ich war ganz in Gedanken.«
    »Komm, ich glaube, Peter hat so eine Ahnung, wo Paula Brusching sein könnte und ist allein hingefahren. Wenn Windisch wirklich unser Entführer ist, wäre das ja nicht so gefährlich, den haben wir ja gut verwahrt – was aber, wenn Peter recht hatte und der Täter frei herumläuft?«
    Im Laufschritt erreichten sie den Wagen, und Skorubski hatte den Motor schon gestartet, bevor der junge Kollege hineingesprungen war.
    »Hast du denn schon versucht, ihn zu erreichen?«
    »Ja. Handy ist aus.«
    »Aus? Funkloch vielleicht.«
    »Er meldet sich nicht, und die Mailbox schaltet sich auch nicht ein. Wir fahren

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