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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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folgenden Kommentar:
    Vielleicht sollten die jungen Frauen wieder mehr darüber nachdenken, welche Wirkung ihr fast vollständig entblößt zur Schau gestellter Körper auf Männer hat. Wahrscheinlich ist er ihr schon auf der Straße nachgeschlichen, weil seine Hormone auf diese Frau reagierten, dann hat sie ihm womöglich noch ein bisschen schöngetan (man kennt das ja bei den heutigen Mädchen) und als er so richtig Feuer gefangen hatte, wurde er abgewiesen. Und ist dann aggressiv geworden. Man sollte die Triebe des Mannes nicht leichtfertig entfachen – das rächt sich dann in solch überschießenden Reaktionen.
     
    »Der hier lohnt sich auch!« Er wies auf einen anderen Text.
     
    Marianne Scholz schrieb zum gleichen Thema:
    »Eine gottlose Gesellschaft bringt ihre Monster hervor. Sie ziehen mordend durch unsere Straßen, vergewaltigen unsere Töchter, schlagen unsere Söhne. Doch so schlimm es auch sein mag, vergessen wir nie: Gott hält seine Hand schützend über die Seinen und auf die, die reinen Glaubens sind, gibt er besonders acht. Wer sich in diesem Bereich nichts hat zuschulden kommen lassen, kann auch weiterhin getrost durch die Stadt gehen, nur die, die vom rechten Weg abgekommen sind und zweifeln, vielleicht sogar den Herrn verleugnen, werden Opfer der Sklaven Luzifers.«
     
    »Und der hier isch au lesenswert!«
     
    Petra Münzleder schrieb ebenfalls zum Mord an einer jungen Frau:
    »Früher galten für Mädchen und junge Frauen strengere Regeln des Anstands. Sie lernten noch, dass es nicht von guter Erziehung zeugt, wenn man sich von Fremden auf der Straße ansprechen lässt. Sie waren nicht so leichtsinnig, fremde Männer in ihre Wohnungen mitzunehmen oder sie gar zu Alkohol einzuladen. Nun sehen wir, wohin das führt!«
     
    Die in den Leserbriefen zum Ausdruck gebrachte Meinung muss nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen – stand lapidar darunter.
     
    »Ich glaub das einfach nicht. Damit behauptet diese Ursel Meyer ja, Johanna sei selbst schuld daran, dass sie so schrecklich sterben musste. Hätte sie sich halt anders angezogen … Du liebe Zeit. Sollen Frauen im Tarnanzug durch die Straßen gehen, nur damit unsere Triebe nicht geweckt werden? Und auch die anderen – Mann«, polterte Nachtigall ungewöhnlich heftig.
    »Und Gottesfurcht schützt vor einem solchen Täter – wohl kaum, und dieser letzte Brief, nein, ich glaube, diese Dame trauert im Grunde eigenen verpassten Chancen nach, die sie sich nicht zu nehmen getraut hat, weil sie so gut erzogen war«, schimpfte Albrecht Skorubski.
    »Sind ja auch viele andere drin!«, versuchte Michael Wiener die Kollegen wieder zu beruhigen. »Jede Menge, die sich über unsere Arbeit aufregen! Sie meine, wir sollte uns halt mehr beeile und den Windisch schnappe! Sie schreibe auch, dass wir unverantwortlich langsam arbeite und das von unserer Gleichgültigkeit dem Verbreche gegenüber zeuge. Wenn wir uns mehr beeile würde, wäre der Klaus Windisch auch schon g’schnappt, es sei nur eine Frage der intensiven Bemühung.«
    »Das alles zeigt nur, wie tief der Gedanke die Menschen verunsichert, dass hier ein unberechenbarer Mörder herumläuft.« Nachtigalls Ärger war verraucht. »Da suchen viele nach einem Halt, nach einer Begründung dafür, warum so ein Verhalten überhaupt möglich ist. Dabei kommen sie eben zu den abenteuerlichsten Vermutungen und Begründungen. Und dann ist es auch noch ein brutaler Täter, der schon hinter Schloss und Riegel saß!«
    »Wollen wir hoffen, dass wir ihn kriegen, bevor er sich ein neues Opfer sucht!«, meinte Skorubski, und Nachtigall setzte hinzu: »Ich fürchte, er wird nicht lange mit dem nächsten Mord warten. Uns bleibt nicht viel Zeit!«

20
    Isabella Jürgens zog angewidert einen toten Regenwurm aus der Hosentasche der Jeans ihres Achtjährigen. Dass der Junge aber auch immer alles einstecken musste! Tausendmal hatte sie ihn schon gebeten, die Taschen wenigstens selbst zu kontrollieren, bevor er seine schmutzigen Klamotten in die Wäschetonne warf – aber vergeblich. Sie fuhr in die Gesäßtasche und zuckte zurück.
    »Igitt! Ein Kaugummi! Wie kann der Junge nur auf die Idee kommen, einen gekauten Kaugummi einfach in die Tasche zu schieben!«, schimpfte Frau Jürgens und beschloss, die Hose erst einmal einzuweichen. Gerade ließ sie heißes Wasser ins Waschbecken ein, als es klingelte. Kurz schüttelte sie ihre nassen Hände ab, wischte die Restfeuchtigkeit an ihrem ausladenden Gesäß ab und eilte

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