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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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anfassen!«
    »Sie ist nicht zum Unterricht erschienen, hat sich nicht abgemeldet. Die Sekretärin meinte, man habe schon mehrfach versucht, sie telefonisch zu erreichen, aber vergeblich. Das sieht nun alles wirklich nicht nach Franka Lehmann aus. Sie ist immer zu früh in der Schule, würde nie unentschuldigt nicht erscheinen – völlig ausgeschlossen.«
    »Gut. Machen wir uns also Sorgen. Windisch?« Nachtigall sah die Kollegen an. »Ist doch nicht ausgeschlossen. Wir überprüfen das einfach, und wenn es falscher Alarm war, ist es umso besser«, entschied er dann.
    Albrecht Skorubski fuhr zusammen mit Michael Wiener und Peter Nachtigall in die Hegelstraße im Süden der Stadt.
    Auf dem Weg dorthin sprachen sie kein Wort miteinander. Die Nervosität war mit Händen zu greifen.
    Als sie den Wagen verließen, meinte Michael Wiener: »Nur gut, dass sie wenigstens mich kennt. Sonst wäre sie sicher ziemlich erstaunt darüber, dass jetzt schon drei Kripobeamte geschickt werden, um einen Lehrer zu überprüfen, der unentschuldigt seinem Arbeitsplatz fernbleibt.«
    Überrascht registriere Nachtigall, wie gründlich sich dieser Stadtteil in der letzten Zeit verändert hatte. Wo er jetzt über freie Wiesen sehen konnte, standen zuvor graue Plattenbauten. Hinter dem Haus, in dem Franka Lehmann wohnte, entdeckte er einen weiteren dieser Blöcke, der schon zum Abriss vorbereitet war. Von hier aus hatte er nun freie Sicht bis zum Spreeland-Gymnasium!
    Michael Wiener sah an der Fassade hinauf und zeigte auf ein Fenster, hinter dem eindeutig eine Lampe brannte.
    »Das ist Frankas Wohnzimmer.«
    »Brannte das Licht gestern Abend auch schon?«
    »Ja. Das passt auch nicht zu ihr. Sie schaltet immer das Licht aus – sie ist sehr sparsam.«
    Sie klingelten, und als ihnen nicht geöffnet wurde, nutzten sie die Gelegenheit und schlüpften ins Haus, als eine junge Mutter ihnen aus dem Haus entgegenkam.
    Leise Musik drang auf den Flur hinaus.
    Sonst war kein Geräusch aus den dahinterliegenden Räumen zu hören.
    »Der Fernseher läuft. Jetzt klingt es nach einer Werbesendung für Kosmetik. Franka würde nie den Fernseher die ganze Nacht laufen lassen, und schon gar nicht, wenn sie die Wohnung verlassen wollte.« Michael Wiener zog den Klebezettel von der Tür. »Und den haben wir gestern Abend hinterlassen. Ich dachte, Franka hätte vielleicht Besuch und wollte nicht gestört werden. Marnie glaubte das allerdings nicht.« Er zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Noch wissen wir nicht, ob überhaupt etwas passiert ist«, mahnte Nachtigall und legte die Stirn in Falten.
    In diesem Moment wurde die Tür der gegenüberliegenden Wohnung geöffnet und eine sehr alte Dame trat in den Hausflur. Ihr schmächtiger Körper straffte sich, als sie so unvermittelt auf die drei Fremden stieß.
    »Guten Tag. Das trifft sich ja gut – Frau«, Nachtigall beugte sich ein bisschen näher zum Klingelschild hinunter, »Schneider. Wir wollen nämlich gerade zu Frau Lehmann, aber sie öffnet nicht. Wissen Sie vielleicht, wann wir sie antreffen können?«
    »Fräulein Schneider«, korrigierte sie spitz. »Und wer sind Sie?« Ihre grauen Augen musterten Nachtigall scharf.
    »Kriminalpolizei Cottbus.« Nachtigall wies sich aus. »Wir brauchen eine Auskunft von Frau Lehmann.«
    »Achje. Hat wieder einer ihrer Schüler was ausgefressen?«, fragte Fräulein Schneider lauernd und fuhr, als niemand antwortete, fort: »Sie ist nicht zu Hause. Gestern Abend habe ich sie mit einem jungen Mann weggehen sehen und seither ist sie noch nicht zurückgekommen.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    »Ihre Tür quietscht. Grässlich. Aber der Hausmeister lässt sich eben Zeit.«
    »War es vielleicht dieser junge Mann hier?« Albrecht Skorubski zeigte Fräulein Schneider ein Foto.
    »Ja! Ganz genau! So ein hübscher junger Mann, habe ich noch gedacht«, freute sich die alte Dame. »Ich hoffe, er ist nicht in Schwierigkeiten?«
    »Nein, nein. Könnten Sie uns die Nummer der Hausverwaltung geben? Wir müssen in Frau Lehmanns Wohnung.«
    Fräulein Schneider wurde ernst.
    »Dann ist die Sache nicht so harmlos, wie Sie mir einzureden versuchen! In die Wohnung kommen wir einfacher mit meinem Schlüssel. Franka Lehmann und ich sind befreundet.«
    Sie reichte Peter Nachtigall ihren Schlüsselbund, und der Hauptkommissar schloss die Wohnungstür auf.
    »Bitte warten Sie hier draußen«, bat er Fräulein Schneider freundlich.
    Sie lächelte nachsichtig. »Ach, was ihr jungen Leute

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