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Menschenfänger

Menschenfänger

Titel: Menschenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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ihm ein diabolisches Aussehen verlieh.
    »Ich bleibe jetzt ein Weilchen hier und sehe dir beim Sterben zu. Lange kann es nicht mehr dauern – du hast schließlich deine Tabletten ›abgesetzt‹. Wenn du es bis in ein paar Stunden nicht endlich freiwillig geschafft hast, helfe ich eben nach. Aber mir wäre es schon lieber, du kriegtest das allein hin.«
    Er nahm die Taschenlampe vom Kinn, und Paula war froh, nicht mehr in diese Fratze sehen zu müssen. Die Stimme war ihr völlig unbekannt, dachte sie noch, kämpfte gegen eine anflutende Bewusstlosigkeit. Jetzt nur nicht wegdämmern! Obwohl, überlegte sie dann, wenn er seine Drohung wahr machte, hatte sich ihre Zukunft erledigt, und da machte es auch keinen Unterschied, ob sie das nun bei Verstand oder bewusstlos erleben würde. Im Gegenteil, wäre sie ohnmächtig, müsste sie keine Angst mehr haben, könnte sich fallen lassen in eine völlig andere Art Dunkelheit, die sie warm einhüllen und weich polstern würde …
     
    Peter Nachtigall bog in Turnow links Richtung Drehnow ab. An der Kreuzung zur Straße nach Drachhausen hielt er sich links Richtung Fehrow. Er musste nicht lange suchen. Jeder hier im Ort schien das ›Kämmererhaus‹ zu kennen. Er parkte den Wagen ein Stück entfernt am Waldrand und kehrte zu Fuß zurück. Das villenähnliche Gebäude aus Backstein erweckte einen unberührten Eindruck. Die grünen Fensterläden geschlossen, wirkte es beinahe so, als wolle es nicht gestört werden. Es gab mehrere Nebengebäude auf dem weitläufigen Grundstück.
    Aus der Internetanzeige, in der das Haus zur Vermietung an Sommergäste angeboten wurde, wusste er, dass sich im Erdgeschoss mehrere Wohnräume, zwei Bäder, eine Küche und ein Kaminzimmer befanden.
    Im hinteren Teil des Gartens quietschte eine alte Schaukel im kalten Wind.
    Überrascht registrierte Nachtigall, dass vor Kurzem jemand hier Laub gerecht haben musste. Es lagen nur einzelne Blätter auf dem Rasen.
    Als er einen der Fensterläden näher inspizierte, wurde der Hauptkommissar von einer zarten, schwarzen Katzendame gründlich in Augenschein genommen.
    »Keine Angst, ich bin von der Polizei – und ich liebe Katzen«, flüsterte Nachtigall ihr zu, und als habe sie seine Worte verstanden, kam sie näher, drückte sich kurz an seine Beine, schnupperte interessiert, schritt dann in gemäßigtem Tempo zur Hintertür – und verschwand im Haus.
    Da warnten die Kollegen von der Schutzpolizei ständig vor ungesicherten Türen und Fenstern, und dann setzte sich am Ende eben doch die Mieze durch! Eine Katzenklappe! Dankbar beugte er sich hinunter und überprüfte, ob er durch diese Klappe nicht auch unbemerkt ins Haus eindringen konnte.
    Doch der Mechanismus erwies sich als kompliziert. Die Tür erkannte die richtige Katze und öffnete sich nur für diese. Kalkulierter Leichtsinn also. Nachtigall suchte nach einem geeigneten Werkzeug und rieb dann mit einem Stein an der Stufe vor der Tür. Er musste nicht lange warten und die Katzendame erschien neugierig. Rasch blockierte Nachtigall die Klappe und entschuldigte sich mit ein paar Streicheleinheiten bei dem Tier, das mit graziös erhobenem Schwanz in den Garten verschwand.
    Der Hauptkommissar versuchte, durch die Klappe ins Innere des Hauses zu sehen. Der Schlüssel steckte – von innen!
    Nachtigall rollte sich auf den Rücken, streckte den Arm durch die Öffnung und versuchte, den Schlüssel zu erreichen.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, dann hatte er ihn in der Hand und die Tür geöffnet.
    »Frau Brusching!«
    Stille antwortete ihm.
    Totenstille.
    War sie in dieses Haus gekommen, um sich umzubringen, weil sie herausgefunden hatte, dass ihr Mann weiterhin sein ›Verhältnis‹ pflegte? Oder hatte Brusching hier seine Frau versteckt, spielte ihnen den erschütterten Ehemann vor und wartete einfach ab, dass sie sterben würde? Oder hatte Windisch sie hier versteckt? Vielleicht waren sie ins Gespräch gekommen, und sie hatte dieses Ferienhaus erwähnt. Als sie es ihm zeigen wollte, fiel er über sie her und … Schließlich hatte Windisch die Entführung der Frau Brusching eingeräumt.
    Zügig durchsuchte er die Räume im Erdgeschoss, konnte aber keinen Hinweis darauf finden, dass sich bis vor Kurzem jemand im Haus befunden hätte.
    Entschlossen stieg er in den Keller hinunter.
     
    Paula Brusching wollte nicht aufgeben.
    Verbissen bemühte sie sich darum, einen winzigen Rest Speichel im Mund anzusammeln, stellte sich vor, sie lutsche einen Bonbon,

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