Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus
plötzlich – ein Herzanfall, nehme ich an.“
„Sie waren nicht allzu oft bei ihr, habe ich recht?“, fragte Jaqueline lauernd.
„Ich war beruflich sehr beschäftigt. Ich sah sie … ein, zwei Mal im Jahr.“
„Das ist nicht oft.“
„Was wollen Sie eigentlich? Mir eine Moralpredigt halten, während mich Ihr Gorilla beinahe erwürgt?“ Er hustete. Georg verminderte den Druck, aber nur ein wenig.
Birk sprach weiter: „Die Polizei half mir suchen. Man schickte sogar einen sogenannten Spezialisten. Einen Versager! Wir fanden nichts, und am Ende behauptete man, das Geld sei nie vorhanden gewesen. Aber ich weiß es, weil sie mir davon erzählt hat. Es ist mein Recht, danach zu suchen, und ich werde es finden, und wenn ich noch zehn Jahre dazu brauche. Die Wohnung wird immer wieder vermietet, aber zum Glück bleiben die Mieter nicht lange. Solange sie leer steht, kann ich mich in Ruhe umsehen, wenigstens nachts.“
„Der Verwalter hält Sie anscheinend auf dem Laufenden“, stellte Jaqueline fest.
„Er ist eine gute Seele“, meinte Birk.
„Oder ein treuer Partner. Ich nehme an, Sie haben ihm einen Teil des Geldes versprochen. Er hat Ihnen seinen Schlüssel gegeben und Sie stets gerufen, wenn die Luft rein war.“
Birk verdrehte die Augen. „Okay. Er soll ein Viertel bekommen. Davon möchte er sich irgendwohin absetzen.“
„Irgendwohin, wo es warm ist und er keine Treppen mehr steigen muss“, ergänzte Jaqueline. „Das einzige, was er von seinem Leben noch Angenehmes zu erwarten hat. Dafür hat er sich auch die Geschichte mit dem Menschenfresser ausgedacht, nicht wahr?“
„Das Gerücht kam von alleine auf, da meine Mutter in diesem seltsamen Zustand aufgefunden wurde. Keine Ahnung, was mit der Leiche in den vier Wochen passiert ist, die sie dort lag. Wir haben das Gerücht vom Menschenfresser nur unterstützt.“
„Ihr Aufmachung, die nächtlichen Besuche, Zanders Verfolgungsjagd, bei der Sie angeblich durch die Wand verschwunden sind … In Wirklichkeit haben Sie sich einfach hier in der Wohnung versteckt. Sie wollten, dass die Bewohner Angst haben.“
„Je früher die neuen Mieter die Wohnung wieder aufgaben, desto eher konnte ich mich wieder auf die Suche machen. Diese abergläubische Geschichte von dem Menschenfresser, der hier umgeht, kam uns gelegen. Wir wären dumm gewesen, wenn wir sie uns nicht zunutze gemacht hätten.“
Jaqueline beugte sich über ihn. „Sie haben auch verschiedene Spuknummern abgezogen, um die Menschen hinauszuekeln. Das ist ein Strafbestand.“
„Spuknummern? Wenn die Leute Geräusche gehört haben, ist das nicht unsere Schuld. Wir haben nichts getan. Wenn sie auszogen, sprachen sie nicht nur vom Menschenfresser, sondern auch von einer Katze. Denken Sie wirklich, Zander oder ich hätten uns als Katze verkleidet? Machen Sie sich nicht lächerlich!“
Allmählich lockerte Georg den Griff, und Birk richtete sich auf. Er klopfte sich die Kleidung ab, als hätte ihn etwas Schmutziges angefasst, und rutschte vom Schreibtisch herunter. Als er Anstalten machte, die Wohnung zu verlassen, wollte Georg ihn zurückhalten, doch Jaqueline schüttelte ganz leicht den Kopf. Es war besser, sie ließen Thilo Birk gehen.
Jaquelines Gedanken kreisten, und plötzlich fügten sich die Stücke zu einem Ganzen zusammen. Ihre Gesichtsmuskeln erschlafften, maßloses Erstaunen zeichnete sich auf ihrer Miene ab.
„Jetzt begreife ich, was passiert ist“, sagte sie. Sie beobachteten, wie Birk die Wohnung verließ, dann setzten sie sich rund um den Schreibtisch, und Jaqueline begann mit ihrer Erklärung …
10
„Erinnert ihr euch, was ich über die Katze gesagt habe? Dass sie ihre besonderen Kräfte durch eine furchtbare Krisensituation bekommen haben könnte? Sie scheint die Macht zu besitzen, durch Wände zu gehen. Wir sind selbst Zeuge geworden, wie sie plötzlich verschwand.“
Dorothea nickte. „Und ich habe Geräusche gehört. Es klang, als krieche sie in der Wand umher.“ Die Studentin zuckte zusammen. „Jetzt verstehe ich auch. Eine Krisensituation! Vor vielen Jahren bin ich unsichtbar geworden, weil ich panische Angst davor hatte, gesehen zu werden. Bei der Katze war es ähnlich. Sie hat die Fähigkeit entwickelt, durch Wände zu gehen, als sie … als sie …“
„... hier eingesperrt war und nicht mehr herauskam“, brachte Jaqueline den Gedanken zum Ende. „Rosa Birk hielt sich ein Kätzchen. Als die alte Dame überraschend starb – an einem Herzversagen
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