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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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vermutlich –, war die junge Katze in der Wohnung mit ihr eingesperrt. Die Fenster müssen geschlossen gewesen sein, die Tür auch. Die misstrauische alte Dame schloss die Wohnungstür bestimmt ab, so dass die Katze auch die Klinke nicht bewegen konnte. Frau Birk war alleine. Die Nachbarn kümmerten sich nicht um sie, der Verwalter sah nicht nach ihr, und ihr Sohn kam nur ein, zwei Mal im Jahr vorbei. Erst vier Wochen nach ihrem Tod entdeckte man sie. Die Katze quälte in der Zwischenzeit schrecklicher Hunger, und sie tat das einzige, was ihr blieb: Sie ernährte sich von dem Fleisch der toten Frau.“
    „Der Menschenfresser ist die Katze!“, rief Dorothea.
    „Sie nagte sie bis auf die Knochen ab. Vielleicht war es dieses furchtbare Erlebnis, sein eigenes Frauchen fressen zu müssen, das eine neue Macht in dem Tier weckte. Kurz bevor es gestorben wäre, entwickelte es die Fähigkeit, durch die Wand zu gehen. Millionen von Katzen wären an ihrer Stelle kläglich verendet, doch diese eine Katze überwand die Grenzen des Natürlichen, um zu überleben, … und überlebte. Die Geräusche, die sie machte, wenn sie durch die Wand kroch, ihr plötzliches Auftauchen und Verschwinden, die Gerüchte vom Menschenfresser und die Berichte von dem merkwürdigen Zustand, in dem Frau Birk aufgefunden worden war – alles zusammen sorgte dafür, dass die Mieter es in dieser Wohnung nie lange aushielten. Was ganz im Sinne von Birk und Zander war.“
    Dorothea sah ihre Kommilitonin fasziniert an. „Dann ist auch klar, wo das Geld von Rosa Birk ist.“
    „Ja. Ursprünglich hatte sie es an einem gewöhnlichen Ort versteckt, vielleicht unter dem Bett. Die Katze muss es sich irgendwann geschnappt und fortgetragen haben – in die Wand hinein. Wahrscheinlich ist es dort immer noch.“
    „Es gibt also ein Geheimfach in der Wand, aber keines, das Thilo Birk durch Tasten oder Klopfen jemals finden konnte. Kein Wunder, dass er zehn Jahre lang umsonst gesucht hat!“
    „200.000 deutsche Mark in der Wand unserer Wohnung.“ Jaqueline sah sich demonstrativ um. „Eine interessante Vorstellung …“

    ENDE DER EPISODE

    - - - - - - -

Nr. 49 -

Such, Gargoyle, such!

1
    Hartes aus Weichem
    Fahles aus Bleichem
    Stein wird aus Schein
    Und Wasser aus Wein
    Wer ab und zu blinzelt, wird blind
    Sie rufen den Wind mit dem Wind
    Wind gab es genug, aber ob ihn wirklich jemand gerufen hatte? Hören konnte man zumindest niemanden.
    Wasser war auch vorhanden, im Überfluss, wenn das schwache Wortspiel erlaubt ist. Aber der Gedanke an all die Weinfässer, die nötig sein würden, um diesen Wolkenbruch zu tränken, war grotesk.
    „Wasser aus Wein“, murmelte Margarete immer wieder. „Klingt irgendwie … ja … ketzerisch. Als würde es die Wunder Jesu auf den Kopf stellen wollen.“ Das Bild breitete sich in ihrer Phantasie aus, und sie dachte unwillkürlich an eine Messias-Karikatur, die in Kana den Wein in den Krügen in Wasser verwandelte. Ihr fielen dazu umgekehrte Kruzifixe ein, rückwärts vorgetragene Gebete, umgekehrt aufgelegte Heavy Metal-CDs.
    Verkehrt herum aufgehängte Weihnachtsbäume. Lauter verrückte Dinge.
    Oder … hatte der Satz eine ganz andere Bedeutung?
    Der Regen prasselte in jähzornigen Böen auf das Schloss nieder, und Margarete fragte sich, ob das Gewitter selbst schon vorbeigezogen war, oder ob man sein Rumpeln hinter den Wasserkaskaden schlicht nicht mehr hören konnte. Sie traute diesem Regen zu, lauter als der Donner zu sein. Wann hatte der Himmel seine Schleusen zum letzten Mal so weit geöffnet?
    Seit nahezu zwei Stunden hatte sich die Dozentin in ihrem Zimmer eingeigelt und brütete über einem DIN A 4-Blatt. Auf diesem hatte sie mit großen Lettern den rätselhaften Sechszeiler notiert. Die Luft in dem kleinen Raum war klamm und klebrig, denn sie hatte das Fenster gekippt, und die hohe Luftfeuchtigkeit kroch herein wie ein ungebetener Gast. Der Tee in der Tasse wurde schneller kalt, als sie aus der Thermoskanne neuen nachgießen konnte.
    Das Gedicht las sie jetzt bestimmt zum hundertsten Mal, laut und leise, schnell und langsam, mit verschiedenen Betonungen, als wäre sie eine Schauspielerin, die die Wirkung ihres Textes ausprobierte. Auf weiteren Blättern hatte sie ihre Assoziationen vermerkt, aber es war fruchtloses Gekritzel, das sie nicht weiterbrachte.
    Sie wusste noch nicht einmal, ob sich ein Zauberspruch oder ein Rätsel dahinter verbarg.
    In der Bibliothek war sie auf ein Buch gestoßen, das alte

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