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Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus

Titel: Menschenfresser - Gargoyle - Posters Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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soll ein Mensch in einer Wohnung leben, in der es nicht einmal Gläser gibt, verdammt?“
    „Das ist nun einmal die Situation, Schatz“, erwiderte sie. Sie sagte nicht: Es ist deine Schuld. Sie machte ihm keine Vorwürfe. Sie war auf seiner Seite.
    „Eine Scheißsituation!“, polterte er, nahm den Ascher heraus und schleuderte ihn gegen die Wand, wo er eine Schramme in der Tapete hinterließ. Es war nicht die erste.
    Unwillkürlich stieß sie einen kurzen Schrei aus, als der unbeschädigte Aschenbecher in ihre Richtung abprallte, beruhigte sich jedoch sofort wieder. Holger lief drei Runden stampfend durchs Zimmer, fuchtelte dabei mit den Armen und verdrehte sich wie ein Joe Cocker in Hochform. „Wie lange, sagtest du, geht das schon? Vier Wochen? Seit vier Wochen betrügst du mich.“
    „Wir hatten ein kleines Geheimnis, das ist alles.“
    In der Küche gab es ein Geräusch. Einen erschreckend kurzen Moment später flog die Wohnzimmertür auf. Karen wusste, dass es nur Seb sein konnte, aber wie schnell er es von der Küche hierher geschafft hatte, verblüffte sie. Er musste gerannt sein.
    Der Junge stürzte ins Zimmer, hager, etwas zu klein für seine neun Jahre, schwarze, schwere, immer ein wenig verschwitzt wirkende Haare, die in langen Dreiecken auf seiner hohen Stirn klebten. Die großen braunen Augen auf sie beide gerichtet, dann nur noch auf seinen Vater.
    In der Hand hielt der Junge das größte Küchenmesser, beinahe so lang wie sein Unterarm. Er umgriff es in umgekehrter Richtung, nicht wie jemand, der etwas schneiden wollte, sondern wie jemand, der vorhatte zuzustechen.
    „Lass sie zufrieden, Papa.“ Seine Stimme war beherrscht, aber viel zu tief, beinahe wie die eines Erwachsenen.
    „Seb … Sebastian …“ Holger wich einen Schritt zurück, nur um sofort wieder einen auf seinen Sohn zuzugehen. Er hatte aufgehört, seine Verrenkungen zu machen, seine Schultern fielen herab, seine Arme baumelten nutzlos. „Hör zu, Sohn, nimm dieses Ding weg. Mit so etwas macht man keine Scherze …“
    „Es ist kein … Scherz.“
    Karen sagte sich, dass jetzt der letzte Moment war, um einzugreifen, aber sie konnte nichts tun. Ihr Körper gehorchte ihr nicht. Nicht einmal ihre Lippen und ihre Zunge wollten sich bewegen.
    Vielleicht hätte Holger seinem Schicksal entgehen können, wenn er nicht näher gekommen wäre. Er war jetzt nicht mehr wütend. Sebs Auftritt hatte ihm den Wind aus den Segeln genommen. Aber vermutlich hielt er es für seine väterliche Pflicht, seinem Jungen eine Lehre zu erteilen. Er streckte seine Rechte aus. „Gib mir das Messer … aber sofort!“
    Gewissermaßen gab ihm Sebastian das Messer in die Hand, aber nicht so, dass er danach greifen konnte. Er hob es und stieß die Klinge blitzschnell herab. Das scharfe Metall bohrte sich in die Handfläche des Vaters und kam auf der Rückseite wieder zum Vorschein. Holger machte es noch viel schlimmer, denn er zog seine Hand ruckartig zurück, während der Junge den Messergriff noch festhielt. Dadurch fraß sich die Klinge noch ein Stück weiter durch das Fleisch.
    „Ich habe gesagt, du sollst Mama in Ruhe lassen“, presste Sebastian mit weinerlicher Stimme hervor. „Ich habe es dir gesagt. Du wolltest nicht hören.“
    Karen rannte in den Flur hinaus, wo das Telefon stand. Ihre Finger tippten 112, ihr Mund sagte irgendetwas. Sie wusste nur, dass ihre Adresse darin vorkam.
    Als sie wieder zurückging, war das Wohnzimmer voller Blut, und mitten darin kniete Holger, einer Ohnmacht nahe, und Seb stand vor ihm wie sein Henker.
    Ein verwirrter Henker mit tränengefüllten Augen.

3
    „Sekretariat der Grundschule Windsteinen, Meier am Apparat.“
    „Hier … hier spricht Karen Freund, die Mutter von Sebastian Freund, Klasse 3a. Ich … ich hätte eine Frage.“ Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Ihr Hausarzt hatte sie so sehr mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt, dass sie ein Vermögen hätte machen können, wenn sie ihr Blut an einen Süchtigen verkauft hätte.
    „Gerne, Frau Freund.“ Das Tippen auf einer Computertastatur war zu hören. Wahrscheinlich arbeitete die Dame im Sekretariat weiter, während sie mit ihr sprach. Das machte Karen nervös. Aber natürlich machte sie zurzeit alles nervös.
    „Sie veranstalten doch diese Theaterkurse“, begann sie. „Mein Sohn geht da auch hin. Ich hätte gern … die Adresse des Lehrers erfahren, bitte.“
    „Aber sicher. Einen Augenblick bitte. Das ist Herr Poster, nicht wahr?“
    „Ich

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