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Menschenhafen

Menschenhafen

Titel: Menschenhafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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tun hatte, aber der Lärm war zu weit entfernt. Eine Menge Leute standen auf dem Schiffsanleger, und es gab offenbar Streit, aber er konnte nicht herausfinden, worüber.
    Das hat nichts mit mir zu tun.
    Er riss sich zusammen und ging an Land. Simon hatte gesagt, er könne sich das Boot ausleihen, wann immer er wollte, und das würde er jetzt machen.
    Seine Verwirrung ebbte ab, und mit jedem Schritt, den er zu Simons Bootssteg zurücklegte, kehrte mehr von der Entschlossenheit und Klarheit des Morgens zurück. Er wusste, was er zu tun hatte, er hatte eine Richtung bekommen.
    Jetzt galt es nur noch, ihr zu folgen.
    Böse Kinder
    Sieben Kinder in den Klassen eins bis sechs gab es auf Domarö. Sieben Kinder, die jeden Morgen um Viertel vor acht auf dem Schiffsanleger standen und auf das Zubringerboot zum Festland warteten, das sie nach Nåten und zur Schule bringen würde. Erwachsene und Schüler in höheren Klassen fuhren früher, um pünktlich zur Schule in Rådmanby oder zur Arbeit in Norrtälje zu kommen.
    Obwohl die Kinder unterschiedlich alt waren, von Mårten und Emma, die in die erste Klasse gingen, bis zu Arvid in der sechsten, hielt die Gruppe zusammen. Die Kleinen wurden von den Älteren in die Abläufe eingeführt, und anschließend fuhr man gemeinsam, wartete gemeinsam und achtete darauf, dass alles nach Plan lief.
    Bis zu einem gewissen Grad galt diese Gemeinschaft bis in die Schule hinein. Wenn ein jüngeres Kind von Domarö auf dem Schulhof geärgert oder angepöbelt wurde, kam es durchaus vor, dass jemand von den älteren eingriff und der Sache ein Ende machte. Vielleicht zu Ehren Domarös, vielleicht auch, um einander in die Augen sehen zu können, oder aus einem spontanen Mitgefühl heraus, das in vielen gemeinsamen Morgenstunden in Regen und Kälte oder strahlendem Sonnenschein gewachsen war.
    Jedenfalls bildete man eine Gruppe und war sich dessen bewusst. Man war zu siebt, und man stammte von Domarö.
    An diesem Morgen fiel einigen Kindern die große Zahl von Möwen auf, die auf der Förde versammelt lagen. Die Temperatur war in der Nacht um einige Grad gefallen, und die Vögel, die auf dem Wasser lagen und mit den Strömungen trieben, sahen verfroren aus und schüttelten sich ab und zu, als wollten sie sich auf die Art warm halten. Die Kinder waren besser gepolstert. Mårten und Emma steckten in Schneeanzügen aus Biber-Nylon. Maria aus der fünften trug einen riesigen Schal und eine Mütze, Johan und Elin aus der dritten waren zwar nicht ganz so auffällig, aber dennoch warm angezogen.
    Arvid stand dagegen bibbernd im Wartehäuschen. Er hatte von seinem Großvater eine Lederjacke geerbt, die sein liebstes Stück war, an einem Tag wie diesem jedoch nicht viel Wärme spendete. Sein Großvater hatte für den Seenotrettungsdienst gearbeitet, ihm hatten weder Kälte noch Hitze etwas ausgemacht. Er hatte mit bloßen Händen Netze aus Eislöchern gezogen und seine Zigaretten zwischen Daumen und Zeigefinger gelöscht. Er war Arvids Idol gewesen, vor ein paar Monaten jedoch an Krebs gestorben. Arvid hatte daraufhin die Jacke sei nes Großvaters übernommen und festgestellt, dass sie viel zu groß war und nur unzureichend wärmte. Aber sie hatte seinem Großvater gehört und war – um die Wahrheit zu sagen – außerdem superschick.
    Das waren sechs Kinder. Vom siebten war noch nichts zu sehen. Von Sofia Bergwall, der Tochter von Lasse und Lina. Sie war an diesem Morgen spät dran.
    Maria spähte den Weg hinauf. Obwohl Sofia ein Jahr jünger war als sie, waren die beiden Freundinnen, seit sie zur gleichen Tagesmutter gegangen waren. Es war langweilig, auf das Boot zu warten, wenn Sofia nicht da war. Maria wandte sich dem Meer zu. Hinter dem Möwenteppich näherte sich das Zubringerboot. Es würde noch ein paar Minuten dauern, bis es anlegte, aber Sofia kam sonst eigentlich immer recht früh. Maria kaute auf ihren Lippen und entdeckte Sofia, die vom Laden herunterkam.
    Maria winkte, aber ihre beste Freundin schien sie nicht zu sehen. Sie ging steif und merkwürdig, war dünn angezogen und schien mit einem schwierigen Problem beschäftigt zu sein. Maria wusste, was am Vortag mit ihrem Vater Lasse passiert war, und dachte, dass es etwas damit zu tun haben musste.
    Sofia grüßte sie nicht einmal, als sie auf den Schiffsanleger kam, stellte sich nur an den hinteren rechten Rand und starrte die Möwen an, die inzwischen in ungeordneten Schwärmen aufflogen, weil sich das Zubringerboot näherte.
    »Was ist los,

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