Menschenherz - Band 1-3
ein Lächeln, ein triumphierendes, glückliches Lächeln über sein Gesicht. Plötzlich hatte der Engel das Gefühl, das Richtige getan zu haben und seine nagenden Zweifel, die er bisher unterdrückt hatte, verschwanden ganz.
„ Du liebst sie, nicht wahr?“, fragte er, obwohl er die Antwort schon kannte.
Der junge Mann schwieg lange, bevor er antwortete: „Ja!“
„ Sie hat ihre Entscheidung bereits getroffen und in das Experiment eingewilligt. Ich bitte dich: Lass sie glücklich sein. Lass sie ein Mensch sein!“, bat der Engel.
Ohne eine Antwort zu geben, verließ der junge Mann das Zimmer.
Gabriel biss sich auf die Unterlippe und starrte auf die Monitore. Adam war sehr aufgewühlt, so aufgewühlt, dass er nicht einmal überprüft hatte, wo Lilith derzeit war und ob die Luft rein war.
Der Engel konnte nur hoffen, dass sich der junge Mann an seine Empfehlung hielt.
***
Adam fand Lilith im Arbeitszimmer, wo er sie verlassen hatte. Sie war angezogen und nichts an ihrem Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass es die vergangene Nacht oder ihre Leidenschaft gegeben hatte.
Auch hieß ihn nichts an ihrem Verhalten willkommen. Sie wirkte abwesend und abweisend und starrte in eine Webcam auf dem Computer.
„ Du wolltest mir etwas erzählen?!“ Ihre Stimme war eine einzige Aufforderung, doch sie löste den Blick nicht von der Kamera.
„ Nicht hier und nicht jetzt!“ Adams Stimme klang fest und selbstsicher. „Sag es ihr!“, flüsterte seine innere Stimme beharrlich.
„ Dann verliere ich sie!“ , gab er zurück.
Sie drehte sich mit dem Stuhl zu ihm um und sah ihn prüfend an. Ihr Blick schien ihn zu durchbohren und auf den Grund seiner Seele sehen zu wollen.
Hin und Her gerissen zwischen seinen Wünschen und Gefühlen und seiner Angst sie zu verlieren oder zu verletzen, trat er an das niedrige Aktenregal.
Nachdenklich holte er einen Ordner heraus und reichte ihn ihr. Sie nahm ihn entgegen und drehte ihn prüfend hin und her. Die Beschriftung lautete: „Free Lilith!“
„ Mach es auf!“, forderte er sie auf. Sein Mund war trocken und er ließ keine Sekunde seine Augen von ihr.
Sie folgte seiner Anweisung. Im Inneren befand sich die Kopie eines sehr alten Schriftstückes und einige eBook-Ausdrucke.
„ Du hast es geschrieben!“, er hockte sich zu ihren Füßen auf die niedrige Couch.
Sie warf ihm einen verwirrten Blick zu, sagte aber nichts, sondern begann zu lesen. Nach den ersten Sätzen sah sie erstaunt auf und versuchte seinen Gesichtsausdruck zu deuten, erst dann las sie weiter.
In diesem Moment hätte er ihr am liebsten den Ordner wieder weggenommen, doch er war zu sehr zwischen Hoffnung und Angst gefangen, als dass er sich hätte überhaupt bewegen können.
An der Stelle, als Lilith vor Adam und ihrem Schicksal davonlief, endeten die Blätter. Mehr hatte er selbst nicht im haus haben wollen. Keine Erinnerungen an die erste Version seiner selbst und an alles, was hätte sein können – an alles, was er verbockt hatte
Lillly schloss den Ordner und ihre Augen.
Adam versuchte ihre Gedanken auszuloten, doch scheiterte an ihrer Verweigerung, ihn anzusehen.
Endlich öffnete sie den Mund. „Ich habe eine Menge Fantasie?“
Er lächelte, erleichtert, dass sie annahm, die Artikel seien eine Erfindung. „Ja, dass hast du!“, bestätigte er. „Aber deine Hauptfigur ist durchaus an alten Dokumenten belegt.“
Lilith wog den Ordner in der Hand, als könne sie so die Schwere und die Gewichtigkeit der Worte und der Geschichte messen.
Sie wirkte sehr nachdenklich.
Adam biss sich auf die Unterlippe und versuchte sich seinen nächsten Zug genau zu überlegen.
„ Sag es ihr!“ , forderte ihn sein Gewissen auf.
„ Heiße ich nur Lilly?“ Ihre Stimme klang bedrückt.
Er dachte an den Inhalt ihrer Genesis. „Sie gehört dir!“ , fuhr ihn seine innere Stimme an, zwang ihn zu lächeln und eine Entscheidung zu treffen: „Ja!“
Lilly deutete auf den Ordner. „Sie tut mir leid!“
„ Muss sie nicht, sie hat ihre Bestimmung verwirkt!“ Adam stand auf und strich ihr über die Haare, wie man einem unschuldigen kleinen Kind über die Haare fährt. „Sie muss dir nicht Leid tun! Sie ist nur eine Fiktion und existiert nicht!“
Lilly schaute ihn an und er verging bei ihrem kläglichen Blick beinahe vor Liebe und Sorge zu ihr.
„ Willst du sie wirklich weiter belügen?“ , sein Gewissen bearbeitete ihn penetrant und versuchte ihn zu verlocken: „Wäre es nicht das Größte, von
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