Menschenherz - Band 1-3
wüsste ...“
Adam seufzte und setzte sich auf.
Sie lehnte sich wieder zurück, als wenn sie seinen Unwillen spüren würde und betrachtete ihn. Ihr Gesichtsausdruck zeigte nicht, dass sie kurz davor gewesen war, sich ihm hinzugeben, nichts von ihren derzeitigen Gefühlen. Hätte er es nicht besser gewusst, nicht ihre Leidenschaft gespürt und ihre Zärtlichkeit genossen, hätte er sie für ein gefühlskaltes Biest gehalten. Doch jetzt wusste er, was unter ihrer schönen, perfekten Oberfläche brodelte – und wie weit sie bereit war, ihn zu lieben und zu vertrauen.
Langsam und behutsam ließ er seine rechte Hand über ihren Körper gleiten, berührte ihre Lippen, ihre Wangen, strich den Hals hinab, über ihren Busen und verharrte auf dem weichen Flaum zwischen ihren Beinen.
„ Wenn sie sich nur erinnern würde. Wenn sie wirklich mich wollen würde ...“ Wieder seufzte er, gequält von dem Wunsch sie zu lieben und geliebt zu werden – als er selbst. Der innere Konflikt war beinahe zu groß, um ihm stand zu halten. Am liebsten wäre er geflohen, doch er war ihr eine Entschuldigung, eine Erklärung schuldig.
Er wollte sie um nichts in der Welt verletzen, ihr nicht wehtun. Das war der Grund, warum er gestoppt hatte, obwohl jede Faser seines Körpers nach ihr schrie und obwohl sie bereitwillig jeden seiner Wünsche erfüllt hätte.
Sie zitterte unter ihm und er hatte das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben. Er hätte einfach tun sollen, was er so sehr begehrte.
„ Ich kann es nicht!“, flüsterte er leise.
Sie schloss die Augen. Seine Worte hatten einen tröstenden Klang, aber mit einem Mal kam sie sich schäbig vor, leicht zu manipulieren, ausgenutzt. „Er verschweigt mir etwas, etwas Wichtiges.“ Sie schluckte.
Er streckte sich der Länge nach neben ihr aus und ließ seine Hand über ihren Körper wandern. Sie spürte, dass er immer noch erregt war, dass er ebenso wie sie gewollt hatte, was eben geschehen war.
„ Aber wieso stoppte er dann? Wieso sorgte er dafür, dass sie sich schlecht fühlte, falsch?“
Sie öffnete die Augen wieder. Sein Gesicht war über ihrem und er küsste sie leicht.
„ Es würde mir wie eine Lüge vorkommen“, erklärte er leise. „Ich will, dass du dich an mich erinnerst!“ Er schwieg und küsste sie abermals. Sie musste sich anstrengen, um sein Flüstern zu verstehen: „Ich will, dass du dich an alles erinnerst. An uns – und den Rest.“
Er zog sie in seine Arme und sie ließ es geschehen. „Ich will, dass du weißt, was du tust“, murmelte er leise und sie ahnte, dass dieser Satz das Ende des Gespräches und des Abend war.
Ihre Augen brannten, so sehr bemühte sie sich darum, sie nicht zu schließen, um nicht mit sich und ihren Gedanken allein zu sein. Wenn sie weiterhin sah, konnte sie zumindest den Mann neben sich erkennen. Ein schwacher Trost.
Während Adam sich langsam entspannte und seine Atemzüge regelmäßiger und langsamer wurden, blieb sie angespannt und wach und starrte in die Dunkelheit. Adam bemerkte nichts von ihrer inneren Unruhe.
„ Ich will, dass du weißt, was du tust“ , hallte in ihren Gedanken weiter. Für einen Augenblick schloss sie die Augen. „Tue ich etwas Falsches?“ Sie blickte auf den schlafenden Mann an ihrer Seite. „Wer ist er?“
Sie wusste, dass sie ihn jetzt verlassen konnte, ohne dass er es bemerken würde. Sie entwand sich seiner Umarmung, stand auf und starrte überlegend aus dem Fenster. Dort, unter einem Baum im Schatten, war es wieder.
An einer Stelle schien die Finsternis so dunkel und mächtig zu sein, dass sie die anderen Schatten in sich aufzusaugen schien, so dunkel, dass nach wenigen Sekunden das Gehirn versuchte den Körper dazu zu bewegen, den Blick abzuwenden. „Als wäre nie Licht oder Liebe an diesem Ort gewesen.“
Bei diesem Gedanken blickte sie weg von dem Baum, in die Ferne. Plötzlich lief ein Zittern über ihren Körper und wie von selbst wandte sich ihre Aufmerksamkeit wieder dem Schatten zu. Es blieb ein Schatten.
Für eine Sekunde hatte sie geglaubt aus den Augenwinkeln eine Gestalt in der Dunkelheit ausmachen zu können. Ein Schauder lief ihr den Rücken hinab, als sie daran dachte, dass sie nackt an einem Ort stand, an dem sie von jeder Seite gesehen werden konnte.
„ Und von den Kameras“ , rügte sie sich in Gedanken.
Sie hockte sich vor das niedrige Sofa und betrachtete ihren schlafenden Mann. „Was verschwieg er?“
Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Der Schatten war
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